Serie: Perry Rhodan, 36.Zyklus: Stardust Eine Besprechung / Rezension von Alfred Kruse |
Zusammen mit Ariel Motrifis flüchten Perry, Mondra und Icho Tolot durch die Kavernen der Heimatwelt der Halbspur-Changeure. Sie erreichen ein Raumschiff, den Museumsraumer Mikru-Jon, mit dem sie zu einem unbesetztem Polyport-Hof flüchten wollen. Vorher müssen sie aber noch gegen Kharonis und seine Klonsoldaten kämpfen
"Du verlässt das Gebiet des Basars, fährst unter der Brücke der Ketten hindurch und befindest dich auf der Straße, die man den Weg der zwei Häfen nennt. Noch etwas weiter - und du siehst die Lichter. Sie schwingen sich auf dem Kamm der Uferberge zu einem vollkommenen Kreis. [] Du bist Leiter des Raumhafens von K'tin Ngeci. Und sehr allein "
[aus : Hans Kneifel, "Der Einsame von Terra" Planetenroman 23]
So begann Hans Kneifel vor 40 Jahren seine Romane. Christian Montillon arbeitet hier ebenso, lässt den Roman mit einer Reminiszenz des letzten Halbspur-Changeurs beginnen und streut im Laufe des Romans immer wieder Gedankensplitter von Ariel Motrifis ein. Dies ist ihm nicht hundertprozentig gelungen, der Kneifel-Connoisseur stolpert doch öfter über Kleinigkeiten (wie etwa die vollständigen Anreden "Perry Rhodan" und "Icho Tolot") in diesen Grafitti, die den uneingeschränkten Genuss verhindern. Nichtsdestotrotz erhält der Roman durch diese Gedanken von Ariel Motrifis eine emotionale Tiefe, die ihn wohltuend von den beiden Vorgängerromanen des Stardust-Zyklus abhebt.
Sehr angenehm auch, dass die Gewaltdarstellungen deutlich reduziert wurden, hier habe ich schon eher das Gefühl, einen typischen PR-Roman in der Hand zu halten. Wobei man auch den Action-Faktor nicht unterschätzen sollte, Montillon schreibt hier einen fast schon klassisch zu nennenden Roman der Space-Opera-Kategorie. Die Schwarzweiß-Zeichnung, die gerade in klassischen Space Operas vorherrscht, transportiert Montillon gelungen in das Perryversum und lässt den Leser hautnah an einer spannenden Geschichte teilhaben.
Wobei er auch gnadenlos klaut. Ich habe mich ja köstlich über die ALIEN-Knochen amüsiert, die er im Detail beschreibt, ohne die Filme auch im Geringsten zu erwähnen. Die Szene, in der Kharonis den sich nicht wehrenden Okrivar-Genetiker langsam ersticken lässt, erinnert mich irgendwie an STAR WARS. Die Beschreibung des lebenden Raumschiffs MIKRU-JON erinnerte mich irgendwie an die Raumschiffe der Volonen aus BABYLON 5. Und die Art und Weise, in der dieses neue (scheinbare) Haustier auftauchte, lässt mich unwillkürlich an die Art und Weise denken, wie Gucky zu Perry Rhodan stieß. Sehr positiv aufgestoßen ist mir bei diesen ganzen Assoziationen, dass alle Ähnlichkeiten unaufdringlich geschrieben sind, der Leser kann sie bemerken, muss es aber nicht.
Negativ aufgefallen ist mir nur die doch recht triviale Darstellung des Frequenzfolgers. Wie schon in den vorigen Heften sind die Aktionen und die beschriebenen Gedankengänge der Bösen doch recht eindimensional. Man wünscht sich unwillkürlich Gegenspieler vom Rang eines Robotregenten oder Hotrenor-Taak, deren Motivation deutlich differenzierter als die der Frequenz-Monarchie war. Ich frage mich, wie das in den nächsten Heften weitergehen soll, denn diese ziemlich primitive Sichtweise ist doch recht ermüdend.
Auch fand ich die tote Superintelligenz in der Sonne nicht so prickelnd. Ich finde, so etwas verdirbt den Sense of Wonder, den Superintelligenzen in die Serie hineinbringen. Allerdings fand ich die leicht selbstironische Aufzählung in Sonnen bestatteter Superintelligenzen einen passenden Kommentar zu diesem Exposé-Detail, so dass es mich beim Lesen nicht sehr störte.
Aber alles in allem habe ich den Roman genossen, den Autor auch für mich geistig gebookmarkt. Es wäre interessant zu sehen, was Christian Montillon im Rahmen der alten Planetenromane geschrieben hätte. Es ist wirklich bedauerlich, dass diese Serie, die den Autoren doch einen gewaltigen Gestaltungsfreiraum zur Verfügung stellte und einige außerordentliche Romane hervorbrachte, eingestellt wurde.
Aber der Roman ist nicht das Einzige in PR2502, zusätzlich dazu ist die LKS und der PR-Report enthalten. Insbesondere Letzteres sieht man dem Heft von außen nicht an, ein echter Mangel. Hier fehlt dringendst die Wiedereinführung des roten Punktes vorne auf dem Heft und ich plädiere hiermit energisch an das PR-Team, diesen wieder einzuführen. Umso mehr, als der PR-Report zwar dünner geworden ist, seitdem ich ihn das letzte Mal gelesen habe, aber nicht schlechter. Insgesamt hat dieser Report 12 Seiten, 8 davon behandeln astronomische und kosmologische Phänomene und Erkenntnisse, zwei weitere sind Rezensionen von Büchern mit ökologischen Themen gewidmet. Eingerahmt wird das Ganze von einer gelungenen Titelseite mit einer Illustration von Niels O. Schröder und einer sehr schönen Anzeige der "Sammlerecke". Hier zeigt sich die PR-Serie von ihrer besten Seite, schade, dass damit nicht mehr Werbung gemacht wird.
Nicht zur Werbung geeignet ist dagegen die LKS. Ziemliche belanglose Lobhudeleien zur Serie im Akkord, das hätte man sich auch sparen können. Da bin ich von den LKS der Guten Alten Zeitâ„¢ doch Besseres gewohnt.
Fazit: ein Roman, der Leser bei der Stange hält und sie neugierig auf die Fortsetzungen macht.