Serie/Zyklus: Perry Rhodan - Andromeda Band 4 Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Frank Böhmert legt mit dem vorliegenden Andromeda-Taschenbuch gleich ein sehr umfangreiches Erstlingswerk innerhalb des PR-Kosmos vor. Bislang kannten diesen Autor wohl nur langjährige Fandomler, denn im fantastischen Bereich ist er in den letzten Jahren als Autor nur selten in Erscheinung getreten, was kaum verwundert, denn davon können bekanntlich nur wenige in Deutschland leben. So war er denn überwiegend als Übersetzer in den unterschiedlichsten Genres tätig.
Letztlich dürfte - neben seiner schriftstellerischen Entwicklung - die Freundschaft/Bekanntschaft mit Klaus N. Frick mit entscheidend für sein Erstlingswerk innerhalb des PR-Kosmos gewesen sein. Das die Verlagsverantwortlichen immer auf der Suche nach guten Serienautoren sind, ist kein Geheimnis. Auf welche Schwierigkeiten sie dabei stoßen, kann ich als Leser nur erahnen. Fakt ist jedenfalls, dass den Verantwortlichen die Möglichkeit fehlt, um junge, unverbrauchte Autoren auszuprobieren und ihnen Veröffentlichungsmöglichkeiten zu bieten. Momentan ist dies nur innerhalb kurzfristig angelegter Produkte wie der Atlan-Miniserie, der Autorenbibliothek oder der PR-Fan-Edition möglich, wobei letztere aus meiner Sicht ihrem ursprünglichen Anspruch nicht mehr gerecht wird.
Das Frank Böhmert, ein absoluter PR-Neuling, gleich mit dem Verfassen eines der sechs Andromeda-Taschenbücher betraut wird, überraschte mich schon ein wenig und stellte sicherlich ein gewisses Risiko dar. Immerhin sind alle anderen Autoren zumeist seit längerem dabei. So bin ich zumindest mit einer gewissen Erwartungshaltung an die Lektüre des Taschenbuchs herangegangen, denn ich war schon gespannt, wie sich der Neuling schlägt.
Dabei handelt es sich bei dem vierten Roman des Andromedazyklus um das Werk, was wohl am wenigsten mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat. Die Gesamthandlung wird nicht entscheidend weiterentwickelt, sondern Die Sternenhorcher würde ich als Übergang sehen.
In den ersten beiden Romanen wurde der Kampf der Tefroder und der Maakh abgehandelt. Der dritte Roman diente dazu den eigentlichen Gegner zu präsentieren und den Ausgangspunkt für die entscheidenden Auseinandersetzungen einzufügen. Dieser Roman hier ist vom Status Quo geprägt. Militärisch sind die beiden wichtigsten Völker geschlagen. Nun geht es nur noch um die Festigung der Macht. Der Gelbe Meister ist noch immer nicht vollständig erwacht und der Nukleus kann die Invasoren noch blenden.
Diesen Status Quo findet der Leser am Ende des Romans ebenso vor wie zu Beginn. Nur mit den Unterschied, dass das Volk der Charandiden, bei denen es sich um Abkommen der Lemurer handelt, nicht mehr existiert. Durch das Aufgehen aller Charandiden ist der Nukleus gestärkt und ein weiterer Aufschub erreicht worden. Sobald der Gelbe Meister vollends erwacht ist, dürfte der Sektor Jessytop nicht mehr zu halten sein.
Nach der Lektüre war ich dann ein wenig enttäuscht, da die Gesamthandlung nicht großartig fortgeführt wurde. Sternenhorcher ist aus meiner Sicht ein Roman zum Verschnaufen, um Luft zu holen für das Finale, welches mit dem nachfolgenden Werk von Frank Borsch eingeläutet werden dürfte.
Dies schärft den Blick dann aber für die Handlung des gerade gelesenen Taschenbuchs. Frank Böhmert kann sich ganz auf die Charakterisierung des Volkes der Charandiden konzentrieren. Dieses Volk lebt im Einklang mit der Natur. Es hat allem technischen abgeschworen und ist mit seiner selbst gewählten Isolation zufrieden. Dank der Gabe des Sternenhorchens sind die Charandiden aber über die Geschehnisse innerhalb ihrer Heimatgalaxis informiert und scheuen letztlich nicht die Verantwortung, die sie für sich selbst erkennen. Diese Lemurerabkömmlinge ruhen so in sich selbst, dass sie ihr Aufgehen in den Nukleus nicht als Ende ihrer Existenz betrachten, sondern als notwendigen Schritt.
Diese Handlungsschiene zeichnet sich nicht durch Gewalt und Kämpfe aus. Vielmehr steht das Volk der Charandiden im Vordergrund. Es gibt keinen großartigen Spannungsbogen, der in Raumschlachten gipfelt oder sich durch ein Kommandounternehmen auszeichnet. Das Ende des Romans wird bereits zu Beginn deutlich. Insoweit weist dieser Roman eine weitaus ruhigere Handlung auf wie seine Vorgänger.
Eingebettet ist diese in einigen Nebenhandlungen, in denen die bisherigen Haupthandlungsträger näher dargestellt werden. Vor allem ihre ganz persönlichen Probleme werden ausgebreitet und sind keineswegs unspannend erzählt.
Insgesamt gesehen kann Frank Böhmert stilistisch mit den langjährigen Serienautoren mithalten. An Kleinigkeiten will ich mich hier gar nicht aufhalten. Was ich bemängeln möchte ist sein teilweise sehr umgangssprachlicher Tonfall, den ich an einigen Stellen für unpassend empfunden habe. Eine andere Wortwahl wäre des öfteren von Vorteil gewesen. Zu viele umgangssprachliche Ausdrücke stimmen nicht mit der Charakterisierung eines Außerirdischen oder eines Menschen der fernen Zukunft überein.
Nach der Lektüre des Romans war ich ein wenig enttäuscht, dass die Handlung nur in einem sehr geringem Umfange fortgeführt wurde. Hier hätte ich eigentlich mehr erwartet, zumal ja insgesamt sechs Taschenbücher nicht die Erwartung aufkommen lassen, dass auch ein etwas ruhigerer Roman dabei sein könnte.
Jetzt, einige Tage später, sehe ich dies als nicht mehr so dramatisch an. Wichtiger erscheint mir, dass Frank Böhmert einen Roman verfasst hat, der sich ohne Brüche in den Zyklus einfügt. Seine Charakterisierungen sind in weiten Teilen treffend und er kann dem ihn zur Verfügung stehenden Raum auch nutzen.
Insgesamt betrachtet ist Die Sternenhorcher kein Meisterwerk und grandioser Erstling. Dennoch denke ich, dass der Autor seine PR-Tauglichkeit mit diesem Taschenbuch bewiesen hat. Immerhin gehört zum Verfassen eines Romans von 265 Seiten mehr als zum Verfassen eines PR-Heftromans.
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