Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Der vorliegende Roman von Gerd Graenz, über den ich gleich noch einige Worte verlieren werde, ist auf dem Cover mit dem Untertitel "1889-1989 Eine Deutsch-Deutsche Groteske" versehen und mit dem nicht zu übersehenen Schriftzug "Polit-Thriller". Aus meiner Sicht handelt es sich aber weder um eine Groteske, noch um einen Polit-Thriller.
Für eine Groteske, also eine phantastisch-komische Geschichte, fehlt ihm eindeutig das komische Element und für einen Polit-Thriller die erwartete Spannung.
Aber kurz zu dem Autoren, der mir jedenfalls nicht bekannt war. Der Leser erfährt folgendes: "...geb. 1923, verheiratet, zwei Kinder, Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft Studium an der Universität Wien. Diverse Aufenthalte bei ausländischen und inländischen Banken. Ab 1986 Generaldirektor der Österreichischen Hotel- und Fremdenverkehrs-Treuhand, 1988-1989 Repräsentant der CA in der DDR, 1991-95 Beauftragter der Treuhand für Österreich. Mitarbeit an in- und ausländischen Zeitungen, diverse Fachbücher und Bellestristik (Kaffee am Nachmittag, Begegnung unter den Linden)."
Bei Gerd Graenz handelt es sich also um einen Autoren, der anscheinend nicht von der Schriftstellerei leben musste, sondern diese als Hobby betrieben hat. Bei der Lektüre merkt man als Leser, dass Graenz hier nicht seinen ersten Roman verfasst hat und ein routinierter Schriftsteller ist. Der Roman ist leicht und locker herunterzulesen und stellt dem Leser vor keine allzu großen Hürden.
Die Handlung beginnt in den letzten Kriegstagen in Berlin, wo Hitler in seinem Bunker kurz vor seinem Freitod steht. Allerdings wird er bei Graenz von den Russen entführt, sein Selbstmord wird fingiert und er letztlich dazu gezwungen seine Kontakte und Informationen für den Aufbau des kommunistisch geprägten Teiles Deutschlands zu nutzen. Dank einer plastischen Gesichtsveränderung und eines neuen Passes, der auf dem Nachnahmen seiner Ehefrau lautet, kann Hitler ein ganz neues Leben beginnen.
Über Jahrzehnte hinweg prägt er im Hintergrund die Entwicklung der DDR, die sich im vorliegenden Roman zu einem wirtschaftlichen starken Industriestaat entwickelt, während die BRD wirtschaftlich und politisch darniederliegt. Bis eines Tages mit der Vereinigung der BRD mit der DDR Hitlers großer Tag zurückkehrt und er seine Träume eines Großdeutschen Reiches wieder zu träumen beginnt.
Vom ideologischen Standpunkt aus betrachtet sind viele Passagen in Graenz Werk diskussionswürdig. Immerhin wird die DDR als ein wirtschaftlich und politisch erfolgreich dargestellt, ohne dass von den Schattenseiten dieses Systems nur in einem Satz gesprochen wird. Zudem wird Hitler wieder als eine Führungspersönlichkeit aufgebaut, der seine kranken Pläne nach und nach wieder hervorholen kann, ohne dass dies jemand zu bemerken scheint. Man gewinnt den Eindruck als wenn der Autor zwischen Faschismus und Kommunismus viele Parallelen sieht.
Der Spannungsaufbau ist nach den ersten paar Kapiteln nicht mehr vorhanden. Gehören zu Beginn des Romans diese noch zeitlich gesehen zusammen, so wird später dann im Zeitraffer die alternative Geschichte von 1945-1989 dargestellt. Diese Kapitel wirken einfach isoliert voneinander. So legt dann der Thriller-Fan mit Sicherheit am Ende enttäuscht den Roman aus den Händen.
Lediglich auf den ersten Seiten gelingt es dem Autor eine interessante Geschichte zu erzählen, danach verliert er sich in der Beschreibung von geschichtlichen Ereignissen.
Adolf Braun geb. Hitler ist ein Roman, den ich keineswegs weiterempfehlen kann.