Titel: Okkult Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
In den 1960er Jahren findet sich eine Gruppe Studenten und Studentinnen zusammen, um dem charismatischen Spencer Mallon und seinen Philosophien zuzuhören und ihm zu folgen. Spencer Mallon hält eines Nachts eine dunkle und seltsame Messe ab. Innerhalb der okkulten Angelegenheit stirbt einer der Anhänger. War die Anhängerschaft vorher schon uneins, so brechen nach und nach Zwistigkeiten aus, denn keiner von ihnen überstand diese Nacht unbeschadet.
Jahre später heiratet Lee Harvell eine Studentin, die eine von Mallons Anhängerinnen war. Jahrzehnte später will er das Ereignis als Schriftsteller aufarbeiten und begibt sich auf eine Recherchereise in die Vergangenheit. So sucht er die damaligen Kommilitonen einen nach den anderen auf und lässt sich schildern, wie sie die Messe erlebten und was sie noch im Gedächtnis behielten. Nach und nach setzt sich so das tatsächliche Geschehen zusammen. Alte Wunden werden aufgebrochen, neue Streitereien brechen auf. Wir folgen dem Ich-Erzähler Lee Harvell in eine Zeit, die der heutigen Leserschaft ein wenig fremd vorkommen muss. Dabei bemüht sich Peter Straub, das Gefühl der siebziger Jahre (Peter Straub und der Rezensent sind etwa gleich alt) gekonnt herbeizuschreiben. Auf der Suche nach den ehemaligen Mallon-Anhängern begleiten wir den Handlungsträger auf einer manchmal wirr anmutenden Zeitreise. Lernte man zu Beginn der Erzählung die beteiligten Personen kennen, so wird man manchmal überrascht sein, wie sie sich entwickelten. Etwa der Student, der in der Psychiatrie landet und sich lediglich über Zitate von Büchern verständlich macht. Die Beschreibungen der einzelnen Personen mit ihren Eigenschaften und Unarten fand ich sehr gelungen. Dies bezieht sich vor allem auf die Messe, wenn es darum geht, die Vorfälle noch einmal gedanklich nachzuspielen, und wie sich die einzelnen Studenten und Studentinnen verhielten und daran erinnerten. Und plötzlich erscheint alles etwas anders, als der Beginn des Buches und die Beschreibung vorgaukelten.
Der Roman von Peter Straub ist weitaus zäher zu lesen als seine anderen Werke. Die sich wiederholenden Ansätze ermüden eher, als dass sie die Spannung erhöhen. Die Geschichte zieht sich ein wenig in die Länge, und so wird aus diesem Buch leider nur ein Mittelklasseroman. Eigentlich hatte ich mir mehr von ihm versprochen, waren doch seine älteren Werke deutlich über dem Durchschnitt. Wer zudem einen packenden Reißer erwartet wird doppelt enttäuscht. Dennoch, Peter Straub wäre nicht Peter Straub, wenn die Handlung grundsätzlich langweilig wäre.