| Reihe: nova SF Magazin, Band 15 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Magazin, das mir regelmäßig auf den Schreibtisch flattert, ist, wie schon öfter erwähnt, eine Kurzgeschichtensammlung mit Artikeln. Auf den letzten fünf Seiten finden sich dann die Hinweise zu den Autoren und Graphikern. Das ist mir wichtig, damit ich weiß, wer sich denn hier so tummelt. Da fällt mir natürlich auch gleich der Name Hermann Ritter auf, der einen Artikel zu der Reihe T.N.T. Smith geschrieben hat. Er versteift sich da zu einer Aussage: " sehr schön aufgemachten Reihe (wozu auch die Titelbilder von Stefan Theurer ...)" Mir wurde ganz schön schwummrig vor Augen, als ich das las. Entweder hat Hermann einen Sonnenstich gehabt, als er das schrieb, oder er hat sich in den letzten vierzehn Tagen, wo ich ihn zuletzt sah, erheblich geändert. Ich persönlich habe die Reihe nicht mit der Kneifzange angefasst. Auch das Interview von Kevin Pölzig mit Holger Eckhart fand ich nicht unbedingt lesenswert. Dieses "Ich-schreibe-so-wie-ich-rede" ging mir auf die Nerven. Vor allem, weil ich mich im normalen Leben nicht so billig ausdrücken würde.
Mit Helmuth W. Mommers habe ich mich bislang nie sehr lang persönlich unterhalten können. Von ihm stammt der Artikel über die veröffentlichten Kurzgeschichten des Jahres 2008 mit einigen Anmerkungen und Auflistungen. Als alter Kurzgeschichtenfan konnte ich nicht immer zustimmen, aber seine Meinung doch akzeptieren. Von den drei Artikeln also der mit Abstand beste Beitrag.
Norbert Stöbe - Da im Glück
Es ist die Geschichte einer Welt nach einer großen Verheerung. Da, seine Frau Isa und Tochter Fran leben in einem zerstörten Wohnhaus. Als eine Kuh auftaucht, bringt sie das Leben durcheinander. Eine unlogische Geschichte. Eine Kuh erscheint in einer zerstörten Stadt, jemand bringt sie um und lässt sie liegen, Da schneidet ein Stück Fleisch raus und die Frau will das Fleisch nicht, weil er der Kuh weh getan hat ...
Gero Reimann - Im Äquilibrium
Der vor kurzem verstorbene Autor bietet hier seine letzte Kurzgeschichte. Ein Raumschiff irgendwo im Weltall vor dem Krebsnebel ist langsam der Vernichtung ausgesetzt. Verstanden habe ich den Inhalt nicht. Selbst nachdem ich das Wort Äquilibrium im Wörterbuch nachgeschlagen hatte und als Bedeutung Gleichgewicht angezeigt bekam, fand ich mich in der Erzählung nicht zurecht.
Holger Eckhart - Der Schöpfer, der Wirt, seine Frau und ihre Liebhaber
Dies ist die Geschichte des Kleinbürgers Doktor Heinz Bürger-Klein, der als Museumsdirektor arbeitet. Er setzt sich in einer Kneipe an einen Tisch mit Leuten. Diese werden vom Autor langatmig aufgezählt und als unbedeutend abgetan. Und das gleich zweimal hintereinander. Ich habe die Kurzgeschichte dann als unbedeutend und keine Rolle spielend nach den ersten zehn Zeilen aufgehört zu lesen.
Sam J. Lundwall - Immerwährende Zeit
Eine Geschichte um Zeit - und doch wieder nicht. Der/Die Erzähler(in) berichtet von der Kontaktaufnahme mit einer Außerirdischen und darüber, dass er/sie ihren Tod verursachte. Ein paar nette Gedankengänge, die für mich jedoch nicht zielweisend waren. Die Zeit wird mir vielleicht mal sagen, was die Erzählung aussagte. Ich gebe mir fünf Jahrzehnte.
Uschi Zietsch - Jutta
Ein ehemaliger Sportstar, der aus den Slums stammte, kann sich durch sein Sporttalent in die High Society hocharbeiten. Und schließlich heiratet er Jutta. Doch sein Sexbedürfnis kann mit dieser Langweilerin nicht erfüllt werden. Eine langsam dahinplätschernde Geschichte. Leider nur eine neue Geschichte zu einem alten Thema.
Sami Salamé - Seelenmechanik hinter Salmans Eiche
Fragen wir mal den Autor, worum es geht. Vielleicht weiß er es. Salman ist ein Mensch und Todd eine Maschine? Ein Implantat?
Gabriele Behrendt - soft skills, hard days
Eine SF-Erotik-Geschichte. Nach den langweilig weichgespülten Vampirgeschichten endlich mal etwas anderes. Bislang die beste Geschichte.
Thomas Wawerka - Der epochale Winter: Genesis
Und wieder ein Handlungsträger, der Salman heißt. Zwar nicht die Hauptperson, aber immerhin. Theodor Maimonidas ist der Held, aufgewacht nach einem Kryo-Schlaf. Sprachlich gekonnt, sehr gut zu lesen.
Helmut Hirsch - Emma
Prospektoren, die sich im Asteroidengürtel betätigen. So weit so gut, bis sie auf einen lebenden Asteroiden treffen.
Helmuth W. Mommers - Mutter Erde, Vater Kosmos
Eine Geschichte über Organhandel, Organmafia und Ähnliches. Eine Art Gangstergeschichte.
Klaus N. Frick - Papa feiert Weihnachten
Eine Geschichte, wo der Papa Weihnachten abgeholt wird, durch Gehirnwäsche zu einem Staatsbürger wird, der ab sofort der Norm entspricht. Genau ein Jahr später kommt er zurück. Keine neue Geschichte, schon zum 10. Mal gelesen.
Heidrun Jähnchen - Eine typisch anarchistische Handlung
Da wird der Oralsex verboten und es entwickelt sich etwas, das man als Ausbruch bezeichnen könnte. Der angestaute Frust löst sich im Straßenverkehr auf.
Frank Hebben - Paperdoll
Ein Vertreter in einer alten Absteige, ein Apparat mit Sexpüppchen und eine wenig ansprechende Handlung.
Wenn man das Vorwort von Horst Pukallus gelesen hat, kann man sein Lamentieren verstehen, dass es in Deutschland keine gute SF mehr gibt. Schön zu sehen, dass NOVA auch keine Ausnahme bildet. Hier hätte Horst Pukallus eingreifen können, ist er mit Ronald M. Hahn doch sehr gut bekannt. Allerdings ist sein Vorwort eher ein Stichwortherumgehüpfe. Ohne Sinn.