| Serie/Zyklus: YLIS - Your Life in Space, Band 3 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Niemals hätte sich der Forscher Donavan McAllon gedacht, dass die Erforschung einer Ruine in Coruum, Südamerika den Hinweis auf eine außerirdische Kultur bringen würde. Das Untersuchen der Stätte verursacht einen Impuls einer uralten Überwachungsanlage, der von einer außerirdischen menschlichen Kultur aufgefangen wird, und schon bald wird eine wahre Kettenreaktion auslöst. Für die Kulturen des roten Nebels bedeutet Coruum den Schlüssel zu ihrer Vergangenheit, doch es gibt Fraktionen, die diese Vergangenheit nicht aufdecken wollen. Ein Konflikt bricht aus und es dauert nicht lange, bis sich die drei großen Reiche nach einer langen Periode des Friedens in Kampfhandlungen stürzen. Das Zentrum versucht verzweifelt, die Sache unter Kontrolle zu bringen, doch dann entbrennt in dem zweiten Machtblock, den sieben Königreichen, eine Art Bücherkrieg, der von der dritten Fraktion, der Kirche der Nebelwelten, ausgelöst wurde, um die eigene Machtposition zu stärken. Die ebenso machtbesessene wie wahnsinnige Mutter der Kirche, Ramone, verfolgt ihre eigenen Pläne und steht kurz vor den Zielen ihrer Jahrhunderte währenden Regentschaft.
Als über der Erde erbitterte Raumschlachten beginnen und die Menschen erkennen, dass sie in etwas verwickelt wurden, dass viel zu groß für sie alle ist, taucht mit Syncc Marwiin ein Mann auf, der Antworten auf all die Fragen hat, aber noch größere Fragen aufwirft: Alle Kulturen, bis auf die Menschen, stammen von den Sole-Sourcer ab, die über Jahrtausende den roten Nebel mit eiserner Hand regierten. Der Heimatplanet dieses alten Volkes und der Menschheit ist die Erde, doch erst als die Mächtigen vor weit über 100000 Jahren von der Erde verschwanden, konnten sich die Menschen entwickeln. Dann jedoch kam es zu einer sogenannten Potentialkatastrophe, die alle Zivilisationen vernichtete. Wieder erstarkt nahmen die Sole-Sourcer auch im zweiten Imperium das Heft in ihre Hand und bestimmten das Leben in diesem Teil des Universums, die Erde aber war vergessen. Man erkannte, dass die Katastrophe, ein Naturphänomen, wieder eintreten würde. Die Herrscher bauten Archen, um ihre Kultur zu erhalten, aber auch, um die Katastrophe zu kanalisieren. Beim Eintreten der zweiten Potentialkatastrophe zogen sich die Sole-Sourcer in eine Art Taschenuniversum zurück, um dort vor künftigen Bedrohungen sicher zu sein, doch dieses entpuppte sich als Falle. Die Kultur konnte nicht expandieren und das Universum stirbt in absehbarer Zeit. Die Suche nach einem Ausweg führt zu einem erneuten Kontakt zwischen dem roten Nebel und der alten Kultur. Die Pläne der Sole-Sourcer bedeuten eine Rückkehr und die Errichtung eines neuen Imperiums und die Unterdrückung aller Kulturen im roten Nebel.
Eine Zusammenfassung der komplexen Geschichte, die in diesem Buch ihren Höhepunkt erreicht, fällt schwer, denn vieles habe ich vollkommen weggelassen. Anhand eines Dutzend Protagonisten erzählt Autor Michael R. Baier seine Geschichte, doch der Schwerpunkt liegt dieses Mal bei den drei Reichen des roten Nebels und nicht auf der Erde. Zu Beginn fiel mir schwer, nach drei Jahren Wartezeit den Einstieg in die Geschichte zu finden, und eine Zusammenfassung wurde schmerzlich vermisst. Nur allmählich kehrten die Erinnerungen an die komplexe Handlung zurück, doch auch dann forderte mich die Geschichte sehr, denn die Erzählung ist wirklich vielschichtig. Nach einem recht furiosen Start und wahrhaft tollen Beschreibungen (die Szene in dem Null-G-Badebereich war mit das Beste, was ich in den letzten Jahren an SF gelesen habe) lässt der Roman etwas nach. Im schnellen Stakkato springt die Handlung zwischen den verschiedenen Welten hin und her und nur allmählich wird ein alles übergreifender Handlungsstrang erkennbar. Doch ab der Mitte nimmt die Spannung wieder zu und endet in einem wahrhaft furiosen Finale, das auch einen Bogen schlägt zum Beginn der Trilogie.
Coruum lässt sich am ehesten mit Werken wie Dune vergleichen: Die Geschichte ist geprägt von komplexer galaktischer Politik und uralten Geheimnissen. Man muss Michael R. Baier für seinen Mut, eine solche Geschichte zu erzählen und auch noch im Eigenverlag zu veröffentlichen, Anerkennung zollen. Mehr noch: Seine Stärken liegen nicht nur darin, ein wahrhaft komplexes Szenario zu entwerfen und dem Leser zu vermitteln, nein, er hat ein durchaus großes Talent als Autor, seine Figuren wirken lebendig und ihre Reflexionen bereichern die Geschichte.
Fazit: Es gelingt dem Autor trotz der hohen Erwartungen, alles zu einem stimmigen Ende zu bringen. Der Roman liest sich aufgrund der Komplexität nicht ganz so leicht, wie die Vorgänger, aber so gelingt es ihm, alles zu einem runden, befriedigenden Ende zu bringen, obwohl der Schluss durchaus offen gestaltet wurde.
8 von 10 Punkten.