Titel: Meridian - Flüsternde Seelen Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Geschichte beginnt dort, wo sie im ersten Teil endete. Damit wird es für Neueinsteiger und Leser, die den ersten Teil vor langer Zeit lasen, schwierig, sich in der Geschichte zurechtzufinden. Es ist völlig unklar, worum es geht. Eine Seite Zusammenfassung des ersten Teils wäre durchaus vorteilhaft gewesen. So steckt man mitten in der Geschichte, in der die 17-jährige Meridian und Tens und die geheimnisvolle Wölfin Custos den himmlischen Auftrag bekamen, andere Fenestrae aufzuspüren und ihnen zu helfen. Zudem ist der Plot sehr übersehbar und vor allem durchschaubar. Es wird alles ans Licht gezogen und der Rest kann gut zusammengereimt werden.
Wer sich an den ersten Band gut erinnert, kann dagegen sofort wieder in die Welt von Amber Kizer eintauchen. Die Geschichte beginnt recht behäbig. Man fährt mit dem Wagen durch die Gegend, landet in einem kleinen Gasthof und hat die Möglichkeit auszuspannen. Meridian Sozus Leben war noch nie einfach und unbekümmert. Seit ihrer frühsten Kindheit ist sie ständig von toten Tieren umgeben. Wenn sie schläft, kommen die Tiere zu ihr, um zu sterben und durch sie ins Jenseits und den Himmel zu gelangen. Je älter Meridian wird, desto größer werden die Tiere, bis das Mädchen, beginnend mit ihrem sechzehnten Geburtstag, auch Menschen erlebt, die durch sie in den Himmel gelangen wollen. Das Besondere an Meridian ist: Sie ist eine Fenestra, ein lebendes Fenster, welches zum Jenseits führt.
Tens, ist ihr Wächter und gleichzeitig ihr Geliebter, mit dem sie nun unterwegs ist. Er hat die Aufgabe, sie vor den Aternocti zu schützen. Das sind Mitglieder einer grausamen Gruppe von Menschen, die die Seelen der Verstorbenen in die Hölle bringen wollen. Tens und Meridian machen sich auf eine beschwerliche und zudem gefährliche Reise. Sie sind auf der Suche nach anderen Menschen, die so wie sie Fenestrae sind. In der Kleinstadt Carmel in Indianpolis spüren Meridian und Tens zum ersten Mal die Nähe einer anderen Fenestra. Sie treffen auf das Mädchen Juliet und versuchen sie ebenfalls vor den Aternocti zu schützen. Dabei ist Juliets Leben vielleicht noch schwieriger als das von Meridian. Es ist durch psychische und physische Gewalt gekennzeichnet. Vor allem durch das Heim Dunklebarger, in dem alte und junge Menschen leben. Eine furchtbare Erfahrung ist, wie in dem Heim die Bewohner misshandelt und getötet werden. Gleichzeitig mit Juliets Einführung spaltet sich die Erzählung auf, findet zum Ende hin aber wieder zusammen.
Die Heldin überzeugt in diesem Buch durchaus. Gleiches gilt für den Begleiter Tens, obwohl der meist nur eine Art Statistenrolle hat. Meridians kämpferische und gleichzeitig sensible Art macht sie sympathisch; junge Leserinnen können sich mit ihr durchaus identifizieren. Amber Kizer lässt dabei einige Informationen über Tens und seine Vergangenheit fallen. Die Liebesgesichte passt zum Thema - romantische Geschichte mit phantastischem Einschlag. Die Geschichte funktioniert auch ohne die Gabe des Mädchens als einfacher Liebesroman. Die beiden streiten und lieben sich wie ein altes Ehepaar. Amber Kizer überzeugt durch ihren leichten und flüssigen Schreibstil.
Flüsternde Seelen - die Rezension von Jessica Kaufmann