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Reihe: Den Vampir, den ich liebte, Band 1 Eine Rezension von Doreen Below |
Zitat:
Nein Mindy! Denk an den Hai im Hintergrund! Denk daran, wie sich diese Zähne verändern! "Mal ehrlich, Ronnie, hast du ein neues Handy?", fragte ich, denn es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, sich irgendetwas Neues zuzulegen. "Was ist das für ´ne komische Nummer?"
"Ich weiß nicht, wem das Handy gehört", sagte er. "Ich gehe an einem Strandtuch vorbei, ich sehe ein Handy, ich denke an dich und rufe an." (Seite 52)
Kurzbeschreibung:
Nach Lucius’ und Jessicas Hochzeit braut sich eine tödliche Verschwörung in Transsylvanien zusammen. Die zwei verfeindeten Vampir-Familien haben es auf den zukünftigen Herrscher der beiden Clans abgesehen - Lucius. Des Hochverrats angeklagt, soll seinem Leben als Vampir ein Ende gemacht werden. Nur wenige Tage bleiben Jessica, um Lucius und ihre unsterbliche Liebe zu retten.
Meine Meinung:
Der charmante Vampirprinz Lucius Vladescu und seine vegetarische (mittlerweile) Gemahlin Antanasia Jessica Packwood Dragomir - von mir gerne der vampirische Adel genannt - sind endlich zurückgekehrt! Bereits in Beth Fantaskey Debütroman "Der Vampir, den ich liebte" sorgten die beiden für zuckende Mundwinkel. Köstlich und amüsant geht es nun weiter, wenngleich die Romantik für meinen Geschmack etwas zu kurz kam und meine Lesefreude mitunter durch eine vampirische Verschwörung getrübt wurde, für die es keinen Van Helsing braucht, um dem Bösen einen Schritt voraus zu sein. Trotzdessen lohnt sich "Ein Kuss für die Unsterblichkeit"! Alleine schon, weil Lucius so herrlich originelle Briefe schreibt.
Adel verpflichtet und da bleibt für aufrichtige Freundschaften nur wenig Platz. Das zumindest muss Jessica nun wenige Monate nach der traumhaften Hochzeit mit ihrem rumänischen Prinzen Lucius feststellen. Nach den humorvollen wie dramatischen Ereignissen in "Der Vampir, den ich liebte", hat sich das frisch gebackene Ehepaar derweil in die Welt der Blutsauger und somit in die ungemütliche Berglandschaft der Karpaten zurückgezogen. Da möge man annehmen, dass es zumindest etwas kuschelig und höchst romantisch zugeht. Aber nicht doch!
Getreu dem Motto "Jessica Rules the Dark Side" (Originaltitel) muss Jessica/Antanasia sich im zweiten Band dieser jugendlich-witzigen Romantasy nun mit den altertümlichen Gepflogenheiten des bluttrinkenden Völkchens vertraut machen und sich gegen die herzlose Verwandtschaft behaupten. Die High School war gestern, jetzt muss aus der klugen Schülerin eine wahre Königin werden. Kein Kinderspiel, wenn man die Landessprache nicht beherrscht und von vegetarischen Eltern erzogen wurde. Da wird eine Teebestellung in der zugigen Burg rasch zur Feuerprobe und die Kleidung rutscht alsbald von den Schultern. Wäre das nicht schon schlimm genug, sägen bereits gierige Widersacher am Stuhlbein des in die Sicht gerückten Throns und zetteln einen hinterhältigen Komplott gegen Lucius und seine labile Gemahlin an. Da helfen nur eine Cosmopolitan lesende Haarstylistin und ein italienischer Vampiro mit Hippie Frisur und sonnengebräunter Haut.
Wenn Beth Fantaskey eines hat, dann gewiss einen unerschütterlichen Sinn für Humor und Dramatik. Bereits auf den ersten Seiten wird das Zwerchfell ordentlich in Wallung gebracht und gleichzeitig schleicht sich eine böse Vorahnung ein. Nach diesem rumänischen Abenteuer will sicherlich kein Mädchen mehr eine Prinzessin sein, sondern lieber mit einem arbeitslosen Surfer am Strand rumhängen und frei wie ein Vogel das Leben genießen! Schuld daran sind zwei Charaktere, die nun ebenfalls in den Mittelpunkt gerückt werden und jeweils ein eigenes Sprachrohr bekommen. Die Rede ist von Jessicas bester, Schule schwänzender Freundin Mindy Sue sowie Lucius Bruder im Geiste, dem sexy-düsteren Surfer Raniero Vladescu Lovatu (hier gibt es einiges zu entdecken).
Die beiden sind schon ein Gespann für sich und bringen ordentlich Wirbel in die etwas träge ausgearbeitete Storyline, die zumeist kurze Kapitel bereit hält und eben größtenteils vorhersehbar ist. Wenn Jessica fast an Lucius hinterlistig eingefädelter Gefangenschaft zu zerbrechen droht und etwas ahnungslos den falschen Leuten vertraut, dann schrie es in mir ganz oft MACH DOCH ENDLICH DIE AUGEN AUF! Denn so blind Jessica auch dieses Mal für das Offensichtliche ist, kann man als Leser nur mit dem Kopf schütteln. Binnen der ersten Kapitel ist man nämlich im Bilde, wer hier ein falsches Spiel treibt und sich mehr als verdächtig benimmt. Ohje. Da wundert es kaum, wenn man gemeinsam mit Lucius in den luat (ein Dämmerzustand bei einer unfreiwilligen Blutdiät) abzudriften droht und dringend mal frische Luft benötigt ... Nach einer kleinen Durststrecke in der ersten Hälfte wurde es dann glücklicherweise wieder besser - dank Ranieros interessanter Hintergrundgeschichte - und mein eingetrocknetes Herz war bereit für ein (leider zu) simpel wie rasch eingeleitetes Ende, inklusive einer ganz kleinen Schrecksekunde. Damit dürfte die Geschichte um Jessica & Lucius eigentlich abgeschlossen sein.
Letzte Worte: Gelungen ist erneut die Entwicklung der Hauptcharaktere. Sowohl Lucius (der leider etwas in den Hintergrund gerät), als auch Jessica machen ein weiteres Mal eine greifbare Wandlung durch. Ebenso verhält es sich mit Mindy und Raniero, zwischen denen sich eine kleine, chaotische Liebesgeschichte anbahnt. Während die Story größtenteils aus Antanasias/Jessicas und Mindys (Ich-)Perspektive geschildert wird, lädt ein reger E-Mail sowie Briefverkehr zwischen Lucius und Raniero zu etlichen Schmunzlern ein. Hervorzuheben ist einmal mehr der Kontrast zwischen der modernen und transylvanisch-altmodischen Welt, der wunderbar in Lucius charmanten Mails/Briefen zum Ausdruck kommt. Lucius ist einfach ein wahrer Gentleman und Prinz. Sein königlich, trockener Humor war wiederholt mein Lesehighlight!
Kurz gesagt:
Wenn die adelige Pflicht ruft, kommt die kuschelig-vertraute Zweisamkeit leider etwas zu kurz und die überforderten Sinne vernebeln gelegentlich den Blick für Freund & Feind. "Ein Kuss für die Unsterblichkeit" ist dennoch ein unterhaltsames Vergnügen für Fans des vampirischen Adels um den charmanten Vampirprinz Lucius & seiner zartbesaiteten Jessica/Antanasia. Leider ist die Story größtenteils vorhersehbar, dafür besticht Beth Fantaskey erneut mit sympathischen Charakteren und einer humorvoll-charmanten Art.