Reihe: Die Chroniken des Beschwörers, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Nachdem mich der erste Band nicht sonderlich vom Hocker riss, kann der zweite Band, entgegen langläufiger Meinung zu Mittelbänden von Trilogien, durchaus an Spannung gewinnen. Ich ging zuerst etwas kritisch an den Roman heran, dem eine Zusammenfassung des ersten Bandes fehlt (was den Einstieg etwas schwierig macht). Diese möchte ich an dieser Stelle nachholen.
Martris Drayke ist der zweite Sohn König Bricens von Margolan und somit von der Thronfolge ausgeschlossen, wenn nicht sein älterer Halbbruder Jared vorher stirbt. Tris, wie ihn Freunde gern nennen, hegt gar keine Absicht, den Thron zu besteigen. Trotzdem achtet Jared sehr genau darauf, was Tris treibt. Eventuell muss er steuernd eingreifen und Martris entfernen. Martris selbst beobachtet Jared. Ihm ist das Verhalten, das sein Halbbruder an den Tag legt, zuwider. Jared ist rücksichtslos, brutal und gemein. Gegenüber Schwächeren spielt sich Jared gern auf. Überfälle, Gewaltanwendung gegenüber Untergebenen und Ähnliches sind beim Thronfolger an der Tagesordnung. Tris befürchtet, dass Jared sich eines Tages durch sein Verhalten besonders unbeliebt machen wird. Dass mehr dahinter steckt, kann er bald darauf feststellen: Jared macht gemeinsame Sache mit dem Magier Foor Arontala. Der Magier wiederum ist ein Vampir und bestrebt, mit seinen Kräften ein ungleich mächtigeres Wesen zu rufen.Sie führen einen Umsturz durch, bei dem König Bricen getötet wird. Auf der Liste der Mordopfer steht auch der Rest der Familie, damit Jared ohne weitere Skrupel und schlechtes Gewissen irgendjemand anderem gegenüber herrschen kann.
Martris entkommt nur knapp dem Anschlag des Meuchelmörders, während seine Mutter und seine Schwester Kayt sterben. Tris flieht. Ihn begleiten der Hauptmann der königlichen Wache, Soterius, und der Meisterbarde Carroway. Jared ist weiterhin hinter Tris her, weil er jeden vom Blut der Familie auslöschen will, damit niemand mehr außer ihm einen Anspruch auf den Thron aussprechen kann, wenn die Blutlinie ausgerottet wurde. Ein weiterer Grund ist auch, dass Tris magisch begabt ist. Er besitzt die Fähigkeit, Kontakt mit verstorbenen Seelen aufzunehmen und sich mit ihnen zu unterhalten. Ja, es geht sogar so weit, dass er Tote zum Leben erwecken kann. Das nützt ihm jedoch erst einmal nichts, weil er die Fähigkeit nicht unter Kontrolle hat. Trotzdem gelingt es ihm immer wieder, umherwandelnde Geister zu befrieden und sie gänzlich zur Ruhe zu bringen. Auf der Flucht vor seinem Bruder ist er gleichzeitig auf der Suche nach einem Lehrer. Unterwegs trifft er weitere Personen, die sich ihm anschließen: Da wären eine rothaarige Kriegerprinzessin, ein Söldner, eine Heilerin.
Im zweiten Teil errichtet Jared eine brutale Unrechtsherrschaft. Seine Untertanen müssen unter seiner Knute leiden. Ganze Gemeinschaften werden zerstört, umgebracht oder in die Armee gepresst. Die Geister und die Vayash Moru sind für vogelfrei erklärt. Und das alles mit dem einen, großartigen Ziel, durch den Magier Foor Arontala während des Hagedornmondes den sagenhaften Obsidian-König aufzuerwecken. Ihnen ist jedoch auch bekannt, dass Martris dies mit allen Mitteln verhindern will. Dementsprechend werden Vorbereitungen getroffen. Zur gleichen Zeit sind Tris und seine Gefährten dabei, sich zu schulen und ihre Kräfte zu sammeln, sprich: Leute um sich zu sammeln. Tris als Seelenrufer hat es dabei nicht einfach. Sein Spezialgebiet - die Toten zu rufen und sichtbar zu machen - ist nicht einfach zu beherrschen.
Dagegen beherrscht Gail Martin ihre Geschichte immer besser. Unterschiedliche Handlungsträger sind unterwegs und aus den unterschiedlichen Sichtweisen von ihr immer besser beschrieben. Was mich ein wenig irritiert, ist, dass die Geschichte an sich fertig ist. Was wird im nächsten - bereits angekündigten - Band geschehen?