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Serie / Zyklus: Mark Brandis, Band 19 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Mark Brandis erhält den wichtigsten Auftrag seiner Karriere. Er soll die neuartige Raumstation Astropolis zu ihrem Bestimmungsort bringen. Bereits 10000 Bürger der EAAU nehmen an dieser Reise teil, doch am Ende soll das gewaltige Gebilde Platz für 20 Million Menschen bieten und eine Lösung für das Überbevölkerungsproblem der Erde darstellen. An Bord der Station hat sich allerdings der gesuchte Wissenschaftler Gilbert Graham geschlichen. Dieser wird von den Behörden gesucht, da er mit den sogenannten Tarassenkoschen-Spritzen vor einigen Jahren für erhebliche Aufruhr sorgte. Diese Spritzen sollen das Leben von Menschen unbegrenzt verlängern, sie aber zugleich unfruchtbar machen. Für den Forscher ist dies die Antwort auf die Überbevölkerungsprobleme der Welt und es dauert nicht lange, bis der Wissenschaftler damit beginnt für Aufruhr auf der Station zu sorgen. Das ursprüngliche Mittel wirkte nicht, doch nun bietet Gilbert Graham eine verbesserte, ausgereifte Version an und wieder hoffen die Menschen auf die Lösung und natürlich auch auf die Unsterblichkeit. Es kommt zur gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen den Gegnern und den Befürwortern der Spritze, doch bald wird klar, dass Brandis und die anderen Gegner hoffnungslos in der Unterzahl sind und es wird damit begonnen, zwangsweise zu impfen. Die Situation gerät vollkommen außer Kontrolle und das Projekt Astropolis droht zu scheitern, noch bevor die künstliche Welt ihren Bestimmungsort erreicht hat.
Das Thema Überbevölkerung beschäftigte die Menschen in den 1970er Jahren zum ersten Mal im großen Maße. Es wurde absehbar, dass dies zu einem Problem werden wird, und so verwundert nicht, dass dieses Thema bestimmend in diesem Roman wurde. Dabei ist die Lösung mit der Tarassenkoschen-Spritze wegen des demographischen Faktors keinesfalls eine Lösung, denn die Probleme würden aufgrund des Zurückgangs von natürlichen Toden eher noch größer werden. Die Menschen würden Kinder in die Welt setzen und danach die Spritze nehmen. Dass der Autor diese Idee nicht ganz durchdacht hatte, zeigt auch, dass er die Anti-Baby-Pille unerwähnt lässt, die bereits Anfang der 1960er Jahre auf den Markt kam und zu dem Zeitpunkt, als der Roman verfasst wurde, bereits überall in Gebrauch war. Er wusste sogar über den Geburtenrückgang Bescheid (geburtenschwache Jahrgänge) und damals sah es noch so aus, als ob dieses Mittel helfen würde, die Geburtenraten in den Griff zu bekommen. Doch sieht man von diesen Ungereimtheiten ab, stellt man fest, dass dieser Roman durchaus gelungen und eine der besseren Mark-Brandis-Geschichten ist. Der Konflikt wird stimmig aufgebaut und Mark Brandis reagiert innerhalb seiner Möglichkeiten. Das Gedankenspiel wird konsequent durchgespielt und findet auch ein gelungenes Ende. Wieder ein Mark-Brandis-Roman, der Spaß gemacht hat, trotz der offensichtlichen Fehler in den Annahmen dieses Szenarios.
7 von 10 Punkten.