|
Titel: Das Schiff Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der Erzähler wird abrupt aus einem Traum gerissen, in dem er, auf einem Generationenschiff reisend, endlich das Ziel der irdischen Siedler erreicht hat. Er ist einer derjenigen, die als Erste den neuen Boden betreten dürfen und die Saat für eine neue Zivilisation legen ... Jedoch ist das reale Leben etwas anders als in seinen Träumen. Der namenlose Protagonist erwacht in eiskalter Umgebung, es ist dunkel und stickig. Ein kleines Mädchen befreit ihn, nackt und schutzlos, wie er ist, aus seiner misslichen Lage und befördert den immer noch recht verwirrten Menschen auf schnellem Weg durch lange Gänge und weitere dunkle Flure. Schlussendlich erreichen sie einen offenbar sicheren Raum und halten kurz inne. Das Mädchen spricht ihn als "Den Lehrer" an, worunter er sich allerdings nichts vorstellen kann. Nach kurzer Rast und stärker werdendem Hunger brechen beide wieder auf und beginnen eine abenteuerliche Reise. Wie der Lehrer mit immer mehr wiederkehrenden Erinnerungen und aufbrechendem Wissen feststellt, befindet er sich tatsächlich auf einem Generationenraumschiff. Jedoch ist dieses keinesfalls an seinem Zielort angekommen, sondern offenbar irgendwo im Nichts gestrandet.
Nach und nach stoßen weitere Personen zu der Gruppe: eine obskure Mischung aus Spinne und Mensch, ein raubtierhaftes, aber umso gelberes Wesen und ein hochmoderner Sicherheitsroboter, der die Intelligenz für sich entdeckt hat.
Zusammen versucht man, die Geheimnisse des Schiffes zu erkunden und vor allem herauszufinden, warum weite Teile des Schiffskörpers derart verwüstet sind, dass man schon von einem Kriegsschauplatz sprechen könnte. Auch muss man sich immer wieder monströser Kreaturen erwehren, die vor allem das Ziel haben, die Gruppe zu beseitigen.
Greg Bear versucht mit diesem Roman eine feinfühlige Reise durch eine äußerst rätselhafte Umgebung. Die Protagonisten, die nicht von ungefähr aus dem "Zauberer von Oz" stammen könnten, stolpern dabei von einem Abenteuer zum nächsten, von einer Gefahr zur nächsten. Dabei vergisst Bear leider Gottes, den Leser mitzunehmen und ihm nicht nur extrem spärliche Informationen zur Hintergrundgeschichte zu geben, sondern das Interesse über weite Teile des Buches zu halten. Dieses schwindet nämlich realtiv schnell nach der x-ten heraufbeschworenen Gefahr oder verschlossenen Luke. Die geschilderte Umgebung, der sich Bear fast schon mit Hingabe widmet, ist außergewöhnlich und lädt zu mehr ein. Jedoch bleibt Greg Bear hier ebenso vage wie in Bezug auf eine für den Leser schlüssige Erklärung für den Konflikt, der sich auf dem Schiff über die Jahrhunderte hinweg gebildet hat. Am Ende versucht er noch eine Hau-Ruck-Aktion und wirft alles in einen Topf, aber das kann den Roman leider nicht mehr retten, der Leser ist schon entäuscht.
"Das Schiff" ist ein Buch, das seine Möglichkeiten leider verschenkt. Tolle Beschreibungen und Charakterisierungen, interessante Ausgangspositionen verschwinden im Laufe der Seiten im Einerlei.
Schade.