Biographie
Als Magdolna Scherbach wurde Mária Szepes am 14. Dezember 1908 in Budapest geboren. Ihre künstlerisch tätige Familie arbeitete am Theater. Ihre Mutter war Primaballerina und Sängerin, ihr Vater selbst verstarb sehr früh. Ihr Adoptivvater war ein erfolgreicher ungarischer Filmregisseur und Drehbuchautor. Er schrieb auch einige philosophische Werke.
Mária Szepes machte ihr Abitur an einer Handelsoberschule. Im Anschluss studierte sie am Walter-Seminar in Berlin die Fächer Biologie, Literatur und Kunstgeschichte. Ende der zwanziger Jahre folgten die Fächer Tiefenpsychologie, Charakterologie und vergleichende Religionswissenschaften.
1930 heiratete sie Béla Szepes und folgte ihm nach Berlin. In dieser Zeit schrieb sie für die vom Ullstein Verlag herausgegebene Zeitung Berliner Zeitung am Mittag. 1933 zog es beide zurück nach Ungarn. Dort schrieb sie für die Budapester Rundschau und trat unter dem Pseudonym Mária Orsi als Filmschauspielerin auf. Mária Szepes war 56 Jahre lang mit Béla verheiratet und berichtete in ihrem Buch Magie der Liebe darüber. Seit 1941 arbeitete Mária Szepes als freie Schriftstellerin, deren Schwerpunkt auf der hermetischen Philosophie lag. Ihr erster Roman, a vörös oroszlán, auf deutsch der rote Löwe, entstand in einem Versteck während des zweiten Weltkrieges. Das Buch erschien 1946 in ihrer Heimat Ungarn und wurde zu einem Weltbestseller der esoterischen Literatur. Innerhalb der ungarischen kommunistischen Herrschaft wurde der Roman der rote Löwe verboten. Eine Anordnung wurde erlassen, die besagte, dass alle Bände zu vernichten seien. Durch das Eingreifen des Autors und Bibliothekars Béla Hamvas konnten vier Romane gerettet werden. Freunde der Autorin tippten im literarischen Untergrund den Roman ab und verteilten die Kopien verbotener Weise weiter. Als Fantasy-Roman gelangte er erst 1984 nach Deutschland in die Phantastikreihe des Wilhelm Heyne Verlages. Im Jahr 2002 wurde das Buch neu aufgelegt und der bekannte Herausgeber und Autor Hans Joachim Alpers berichtet in seinem Vorwort zu dieser Ausgabe ausführlich über den Roman. Sie selbst, Mária Szepes, bezeichnet ihre beiden Raguel-Bände als Hauptwerk, die in Deutschland nicht viel Beachtung fanden. Bekannter ist das 1971 auf deutsch erschienene Buch Die lebenden Statuen von Surayana.
Seit den 1950er Jahren veröffentlichte sie Kinderbücher sowie einige Kurzgeschichten und esoterische Fachliteratur. Mit Spiegeltür in der See 1975 und Sonnenwind 1983 erschienen weitere Science Fiction Romane. Der Schwerpunkt dieser nach innen gerichteten und psychologischen Romane sind die vielfältigen Auseinandersetzungen mit den eigenen Gefühlen. Auf der einen Seite haben wir mit Aquapolis eine Stadt im Meer des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts unter der Regie einer Minderheit von Wissenschaftlern. Körperlich an das Leben in und unter Wasser angepasst, sind sie aber doch sehr Ich-bezogen, auf Äusserlichkeiten fixiert und Gefühlslastig.
In den 1980er Jahren veröffentlichte sie weitere Romane, in denen Science Fiction Elemente vorkamen, aber hinter den esoterischen Ideen in den Hintergrund traten. Die okkulten Motive, denen sich die Autorin zuwandte haben mit ihrem Studium der Tiefenpsychologie mehr gemeinsam. Bis in die vierziger Jahre reichen ihre Konzepte zurück, nur selten direkt an die Zeit angepasst, in der sie schliesslich verwirklicht wurden. Ihr schien es nicht passend die Romane früher zu veröffentlichen, wohl unter dem Eindruck, dass der Markt nicht reif sei für solch offen geäusserten Worte, wie auch unter dem Eindruck erneuter Zensur durch kommunistische Behörden. Dabei zeigte sich die politische Regierung Ungarns weitaus offener als andere kommunistische Bruderstaaten, wo sie mit ihren Werken nicht veröffentlicht wurde. Dazu gehört gewiss der im Knaur Verlag veröffentlichte Roman Der Zauberspiegel und ihr zweiteiliges Projekt Das Buch Raguel.
Die Autorin lebte sehr zurückgezogen in Budapest und liess ihre Telefonnummer ständig ändern, um vor neugierigen Fremden sowie aufdringlichen Journalisten sicher zu sein. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle auf eines ihrer wenigen Interviews verweisen, die sie gegeben hat. In dem von Wolfgang Jeschke herausgegebenen Werk, Das Science Fiction Jahr 1994 führt Judith Galvölgyi unter dem Titel: Jedes Labyrinth ist offen, nach innen und nach oben, ein interessantes Interview.
Ebenfalls in den 1990er Jahren trat sie erneut ins Rampenlicht. Anhand ihrer graphologischen und psychologisch-astrologischen Studien behauptete sie, bestimmte Verhaltensmuster und Neigungen erkennen zu können. Mittels Handschriften und Briefen aus dem siebzehnten Jahrhundert wollte sie bei einer ungarischen Persönlichkeit perverse sexuelle Neigungen entdeckt haben. Sie beruft sich dabei auf ein Sachbuch mit dem Titel: Pszihografologia, dass sie 1990 in Ungarn veröffentlichte.
Sie starb am 03.09.2007 in ihrer Heimatstadt Budapest.
Pseudonyme: Mária Papar, Mária Orsi
Bibliographie (Auswahl):
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Romane | ||
Titel | Anmerkungen | © Jahr |
A Vörös oroszlán | 1946 | |
Die lebenden Statuen von Surayana | Surayana Alö Szobrai | 1971 |
Der Berg der Adepten Das erste Buch Raguel | Raguel 7 tanitványa, Teil 1 | 1991 |
Weltendämmerung Das zweite Buch Raguel | Raguel 7 tanitványa, Teil 1 | 1991 |