Reihe: Nightworld, 1. + 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Engel der Verdammnis
Für Gillian Lennox ist das Leben als 15-jährige Teenagerin nicht einfach. Sie ist ein Mauerblümchen ohne Freunde. Das macht das Mädchen einsam. Dabei möchte sie doch auch nur ein wenig beliebt sein und geliebt werden. Und sie möchte ihrem Schwarm David Blackburn viel näher sein. Als sie nach der Schule in den nahen Wald geht, weil sie ein merkwürdiges Heulen hört, rutscht sie auf dem Eis eines kleinen Flusses aus und fällt ins Wasser. Sie kann sich zwar noch retten, erfriert aber dann.
Im Himmel angekommen, trifft sie auf den wunderschönen Engel namens Angel (wie sinnig). Er bietet ihr die einmalige und nicht wiederkehrende Gelegenheit, auf die Erde zurückzugelangen, und verspricht ihr die Erfüllung all ihrer Träume. Gillian Lennox akzeptiert und landet wieder auf der guten alten Erde. Angel bleibt aber weiterhin bei ihr, eine Art Schutzengel. Er wird zu einem guten Geist, einem Berater in allen Lebenslagen. Mit seiner Hilfe gelingt die Verwandlung von einem Mauerblümchen zu einer frisch erblühten Rose. Auf einmal erhält Gilliam all das, was sie schon immer haben wollte. Mit der Verwandlung einher geht die Möglichkeit, ihren Schwarm David um den kleinen Finger zu wickeln. Ihr David hat natürlich eine Ex-Freundin, die beginnt, böse Gerüchte über Gillian in die Welt zu setzen. Tanya, die Ex-Freundin, und ihre Clique sind da sehr erfindungsreich. Aber es gibt da ja noch den Berater. Angel hat natürlich gleich ein geeignetes Mittel parat und fordert Gillian auf, die Mädels mittels Magie zu beeinflussen. Ganz langsam merkt Gillian, dass ihr Berater ein Verräter sein könnte. Er scheint ganz andere Pläne mit ihr zu haben, als sie sich vorstellt. Als Gillian sich seinen Anweisungen widersetzt, zeigt er sein wahres Gesicht. Der vermeintliche Schutzengel ist alles andere, nur eben kein Engel.
Dies ist das Leben von Gillian Lennox. Es ist das Leben eines pubertären Highschoolmädchens in einer typisch amerikanischen Kleinstadt. Aus dem Mauerblümchen wird eine liebenswert "coole" Person, die in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt, sich dort aber selbst nicht wohl fühlt. Die Beschreibung bleibt dabei etwas oberflächlich, ganz anders als in dem später erschienen Zyklus Tagebuch eines Vampirs. Die Geschichte ist weder spritzig noch düster, nicht sonderlich spannend, sondern eher ein normales, romantisches Jugendbuch mit viel Teenagergefühlen. Gillian ist wie jedes andere Mädchen auch; das gilt gleichfalls für dieses Jugendbuch. Der Unterschied besteht darin, dass ein undurchschaubarer Engel an ihrer Seite steht. Lisa J. Smith schreibt altersgerecht. Damit ist der vorliegende Band für jedes Mädchen der Altersgruppe ein gelungenes Buch. Es bietet genug Herzschmerz, Abenteuer und Zickenhaftigkeit. Lisa J. Smith bewegt sich auf bekannten Pfaden der Jugendbuch-Kultur. Dabei bleibt das Buch leider etwas beliebig und fällt nicht sonderlich auf. Das Buch liest sich trotz der Kritik angenehm und ich denke, das Zielpublikum wird sich gut unterhalten fühlen.
Die Leserinnen fürchten mit ihrer Heldin, so soll es auch sein. Wie Gillian, die sich in einem Strudel aus Machtspielchen wiederfindet, bangen die Leserinnen darum, ob ihre Heldin auf der richtigen Seite steht. Die kurzen Kapitel sorgen für eine flotte Erzählung.
Prinz des Schattenreichs
Maggie Neely wacht mitten in der Nacht auf, es ist zwei Uhr elf. Sie erfährt, dass Ihr Bruder Miles bei einer Klettertour in eine Felsspalte gefallen ist. Wahrscheinlich ist er tot. Sylvia Weald, die Freundin ihres Bruders, steht mit zwei Sheriffs und einem Ranger in der Tür, während die Mutter laut schreit und Maggies Vater sie beruhigen will. Maggie betrachtet Sylvia genau und stellt fest, dass das Mädchen lügt. Aber warum sollte sie das tun? Heimlich folgt sie ihr und gerät in eine Falle, die Sylvia ihr stellte. Von Miles wusste diese, Maggie würde alles tun, um ihren Bruder zu finden und sich in diese Aufgabe verbeißen wie ein kleiner Bullterrier.
Als Maggie Neely wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einer Welt, die sie an das Mittelalter Europas erinnert. Die Welt ist voller Nebel, grau und farblos. Die Landschaft um sie herum ist relativ hell, aber ohne eine Sonne. Mit drei weiteren Mädchen wird sie in einer Kutsche ihrem neuen Leben entgegen gefahren. Die Sklaverei ist für sie vorgesehen, doch ihnen gelingt die Flucht in einer Welt, in der Menschen Sklaven und Vampire die Herren sind. Die Welt wird beherrscht von allen möglichen Lebewesen, die man auf der Erde nur aus den eigenen Alpträumen kennt. Eine Flucht scheint unmöglich, ein ruhiges Plätzchen unauffindbar. Maggies Art, Hilfsbedürftigen zu helfen, macht die Flucht auch nicht einfach. Cady, eine ihrer Mitgefangenen, ist schwerkrank und zudem blind. Aufopfernd hilft Maggie ihr, wo immer es nötig ist. Letztlich, nach langer Verfolgung trifft Maggie iin einem Schloss auf den Schlossherrn. Delos ist Vampir und der Herr der Burg. Als sich die beiden treffen, stellt sich heraus, dass sie Seelengefährten sind. Die große Liebe beginnt. Da ist aber auch noch der Urgroßvater von Delos: Hunter Redfern will die Welt der Menschen vernichten und die Menschen jagen.
Ich fand einige Ideen, von denen die Biss-Bücher (erschienen 2005, also acht Jahre nach Nightworld) der Autorin Stephanie Meyer beeinflusst wurden. Ich will nicht sagen „abgekupfert“. Die Idee ist nicht schlecht, die Umsetzung erschien mir aber zu einfach. Die Sätze sind kurz gehalten und die Redewendungen wurden dem Zielpublikum angepasst. Daher werden sich erwachsene Leser etwas schwer tun. Die Autorin Lisa J. Smith gefällt mir an sich gut. Vor allem ihre Vampirtagebücher. Das ganze Buch ist vorhersehbar, aber immer noch spannend und gut geschrieben. Ein bisschen einfach gestrickt, aber irgendwie süß.
Wie man an den beiden Büchern sehen kann, sind sie sehr unterschiedlich. Das Einzige, was die beiden Romane verbindet, ist zur Zeit noch der Serientitel. Ob sich das ändern wird, müssen die Folgebände zeigen.