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Titel: Wintermond Eine Besprechung / Rezension von Thomas Backus
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Los Angeles ist lange schon nicht mehr die Stadt der Engel. Gewalt und Hass beherrschen die Straßen. Und doch gibt es Menschen, die sich mit der Situation nicht abfinden wollen. Ein immigrierter Tankstellenbesitzer hat, trotz der Kosten, seine Gebäude mit einer Farbe gestrichen, auf der Graffiti nicht haften. Nun haben ihm Jugendliche ihre Schmierereien mit Säure auf die Fenster geätzt.
Jack McGarvey ist einer der beiden Polizisten, welche die Sachbeschädigung aufnehmen. Dann passiert etwas Unglaubliches: Ein gutgekleideter Mann will sich aus dem Automaten einen Orangensaft ziehen, bekommt aber ein anderes Getränk. Der Tankstellenbesitzer entschuldigt sich, aber der Mann flippt aus. Mit einer Uzi schießt er um sich. Es kommt zu einem Blutbad und einer Explosion, nach der sich Actionregisseure sich die Finger lecken, ein unglaubliches Gemetzel!!!
Ein genial ausgearbeitete Symphonie sinnloser Gewalt, aber diese Szene ist eigentlich nur der Prolog. Der Polizist wird angeschossen und muss lange in die Reha, was die Familie vor allen Dingen vor finanzielle Herausforderungen stellt.
Gleichzeitig geht auf einer abgelegenen Farm Unheimliches vor sich. Ein alter Mann bemerkt Lichterscheinungen im Wald. Er ist sich sicher, dass hier ein Tor entsteht, durch das das Grauen schreiten wird.
Er recherchiert in unzähligen SF-Romanen, erfährt, dass Außerirdische nicht unbedingt böse sein müssen, nur erschreckend anders. Aber alles in ihm sagt, dass dieses Ding böse ist. Abgrundtief böse.
Er beginnt damit, ein Tagebuch zu führen, zeichnet akribisch alles auf, was dieses Tor und das Wesen, das dort hindurchkommt, angeht.
Das Ding versteckt sich in den Wäldern, aber es übt Einfluss aus, auf Waschbären, Krähen, und auch auf die Toten. Eine Konfrontation endet ... tödlich.
Jetzt werden beide Handlungsstränge miteinander verwoben. Jack ist emotional nicht mehr in der Lage, den Streifendienst auszuüben. Sein Schreibtischjob verschlimmert die finanzielle Situation der Familie sehr. Dann erbt er. Der Vater seines früheren Partners vererbt ihm eine Farm am Ende der Welt. Was der Familie gefällt, schließlich steht die Stadt für Gewalt und Tod.
Welche Ironie - Vorhersehbar, aber wirkungsvoll!
Der alte Mann hat der Familie nicht nur die Farm hinterlassen. In einem Plastikbeutel schlummert das Tagebuch im Gefrierfach zwischen den Erbsen und anderem Gemüse. Und das Ding ist immer noch da. Es ist anders, und es ist böse. Ein Vieh, zu dem H. P. Lovecraft inspiriert haben dürfte (wobei Lovecraft in seiner Geschichte das fiktive Tagebuch hätte sprechen lassen). Ein tentakelbewehrtes Etwas, dass die Toten reitet und in die Gedanken der Menschen eindringt...
Der Außerirdische war mit dem Leichnam verschlungen, hing auf seinem Rücken, war aber auch in Körperöffnungen eingedrungen, ritt auf und in der Toten. Sein Körper schien weich und für die Schwerkraft, mit der er es hier zu tun hatte, ungeeignet zu sein, so daß er vielleicht Halt brauchte, um sich unter diesen Bedingungen fortbewegen zu können. Schwarz war es, schwarz und glitschig und unregelmäßig mit roten Tupfen gefleckt, und es schien nur aus einer Masse ineinander verschlungener und zuckender Anhängsel zu bestehen, die im einen Augenblick so fließend und glatt wie Schlangen wirkten, im nächsten jedoch so hart und gegliedert wie die Füße einer Krabbe.
Der Rest ist eine simple, aber spannende Monstergeschichte. Der Endkampf findet im tiefsten Winter statt, wo riesige Massen von Schnee die Familie an einer Flucht hindert. Aber durch die Kämpfe in der Großstadt geschult, haben sie eine Menge Waffen im Haus, und sie sind absolut nicht gewillt, sich kleinkriegen zu lassen. Widerstand ist niemals Zwecklos!
Der Mittelteil mit der Reha, der ist echt zu lang, aber die Gewaltorgie als Prolog, und der Kampf gegen das Alien, die sind hammergeil.