Reihe: Karavans, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die romantisch angelegte Fantasyerzählung um die junge Audrun und ihre Familie geht weiter. Sie trennen sich von der Karawane, unter deren Schutz sie sich gestellt hatten. Der Grund für die Trennung ist die bevorstehende Geburt. Sie möchten einen sicheren Ort finden und dort die Geburt abwarten. Ob die Entscheidung richtig war, erweist sich kurz darauf. Sie versuchen nämlich, den wandernden Dämonenwald Alisanos zu umgehen, der eine latente Bedrohung darstellt. Der Dämonenwald mit seinen unheimlichen Bewohnern führt jedoch seine eigenen Pläne aus. Dazu gehört das neugeborene Kind, das vier Monate vor seiner Zeit kam. Und dann hat die junge Frau nicht aufgepasst. Sie befindet sich mitten im Wald und eine Rettung steht in Frage. Selbst der Karawanenwächter Rhuan, der für ihren Schutz sorgen soll und angeblich sechs Mal von den Toten zurückkehren kann, ist etwas überfordert. Doch ist Rhuan kein Shoia, kein Karawanenwächter. Er bezeichnet sich selbst als Dioskur, einen Sohn eines Gottes.
Auf der anderen Seite erleben wir die Geschichte von Brodhi, der wie Rhuan ein Gottessohn ist und mit der Zeit zu einem Gott werden wird. Doch bis dahin wird noch viel Zeit vergehen. Während er wie ein Mensch aussieht und sich nicht verwandeln kann, verwandelte sich seine Frau Ferize in eine Dämonin und verließ ihn.
Davyn hat, wie seine Familie, den Sturm überlebt. Er hat jedoch keine Ahnung von deren Schicksal, denn er ist bei dem Ochsenkarren, der den Sturm nicht überstand, während seine Familie irgendwo anders ist. Er ist einsam, weil er alleine ist, niemand der Karawane noch jemand seiner Familie sind bei ihm. Nach seiner kurzen Trauer macht er sich auf den Weg, immer in der Hoffnung gefangen, seine Frau Audrun und seine fünf Kinder zu finden.
Im Laufe der Abenteuer lernt Audrun den Vater von Rhuan kennen: Alario, der Erste von Alisanos. Für Audrun stellt er aber nichts Besonderes dar. Sie benimmt sich ihm gegenüber so, wie gegenüber jedem anderen Menschen. Und er hält seinen Sohn gerade mal für etwas auf der Stufe eines Hündchens und Versagers. Rhuan ist natürlich nicht glücklich darüber, wie er von seinem Vater behandelt wird. Er ist aber viel zu unterwürfig. Erst als er von Ilona erfährt, dass sein Vater sie tötete, will er sich tatsächlich mit ihm auseinandersetzen.
Es war nicht ganz einfach, sich in diesen Roman einzuarbeiten. Ich fand mich in einer Situation wieder, deren Ausgangssituation nicht bekannt war. Klar war nur, dass ein Sturm beendet war. Hier hätte ein kleines Vorwort mit einer Zusammenfassung des ersten Romans geholfen. Die ansonsten fesselnde Erzählung bleibt jedoch weiterhin offen, ein abschließender Band muss abgewartet werden. Ansonsten ist mir die Autorin mit ihrem Schwerttänzer-Zyklus positiv in Erinnerung. Die neue Trilogie zeugt weiterhin von Spannung. Allerdings stehen auch hier die Frauen im Vordergrund. Sei es die Mutter Audrun oder Ilona ... immer sind es Frauen, die bei Jennifer Roberson als Handlungsträger agieren.