Reihe: Dämonen-Serie, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Kara Gillian lebt alleine in ihrem Haus im Wald. Das mag zwar ungewöhnlich erscheinen, hat aber seinen Grund in ihren merkwürdigen Freizeitbeschäftigungen: Kara versucht sich in der Beschwörung von Dämonen. Sie wuchs nach dem Tod ihrer Eltern bei Tante Tessa auf, die in Kara eine talentierte junge Nachfolgerin fand, denn Tessa ist ebenfalls eine Beschwörerin. Seither ist sie für Kara die Lehrerin in den arcanen Künsten. Da kommt es natürlich sehr gelegen, das etwas abgelegene Haus in der kleinen Gemeinde St. Long zu bewohnen. Kein zufälliger Zaungast, der zusieht, was in und um das Hexenhaus von Hänsel und Gretel geschieht.
Kara Gillian arbeitet beruflich beim Police Department von Beaulac in Louisiana. Ehrgeizig setzt sie sich in der von Männern beherrschten Berufsgruppe der Detectives durch und verschafft sich den nötigen Respekt. Sie ist intelligent und mutig und sarkastisch. Vor kurzem wurde sie ins Dezernat für Gewaltverbrechen versetzt. Eine erste Bewährung findet sie in der Aufgabe, einen neuen Mord aufzuklären. Im städtischen Klärwerk wird die Leiche einer jungen Frau aufgefunden. Alles deutet darauf hin, dass der sogenannte Symbolmörder wieder zuschlug. Kara übernimmt die Leitung dieses Falles, weil sie die Akten der unaufgeklärten Fälle genauestens studiert hat. Das besondere Interesse am Symbolmörder rührt her aus ihrer Zeit als Streifenpolizistin. An einem der damaligen Tatorte spürte sie dämonische Energien. Der Fall ist schon etwas älter und andere Polizeibeamte haben sich daran die Zähne ausgebissen. Vor drei Jahren schlug der grausame Serienkiller zu und versetzte die Stadt mit 13 Morden in Angst und Schrecken. Alle aufgefundenen verstümmelten und grausam gefolterten Leichen trugen dasselbe Symbol. Auch die neue Leiche weist dieses Zeichen auf.
Kara kann nun ihr ganzes Können, das beruflich wie privat angesammelte Wissen, einsetzen, um den Fall zu lösen. Ihre Mitarbeiter im Ermittlungsteam kennen ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht. Wahrscheinlich wären diese auch eher ein Kündigungsgrund: Mit der von ihr so genannten „Anderssicht“ erkennt die junge Frau Spuren von übernatürlichen Kräften, die an der Leiche gewirkt haben.
Um mehr über das verwendete Symbol herauszufinden, beschwört sie einen Dämon. Die Beschwörung läuft komplett aus dem Ruder, und plötzlich steht ein mächtiger Dämon vor ihr, der nicht weichen will. Vielleicht auch nicht soll, denn Kara ist von ihm hin und her gerissen. Der überirdisch schöne Mann macht dem Begriff Gefallener Engel alle Ehre. Und noch etwas ist anders an ihm: Rhyzkahl, so sein Name, bringt Kara nicht um, sondern vernascht sie. Als er verschwindet, besteht aber weiterhin eine Verbindung zwischen ihnen, denn der Dämon hält geistigen Kontakt.
Da bei Serienmördern immer die übergeordnete Behörde - in diesem Fall das FBI - eingeschaltet wird, zeigt sich bald Special Agent Ryan Kristoff, um ihr zu helfen. Zunächst kann sie Ryan nicht leiden. Während der gemeinsamen Ermittlungen stellt sie fest, dass er gar nicht so übel ist. Weitere Morde halten die Polizei von Beaulac in Atem und Kara ist sich sicher, dass der Mörder etwas Großes vorhat. Sie neigt zu der Ansicht, dass er dazu beim nächsten Vollmond einen mächtigen Dämon beschwören will. Allerdings ist ihr der Mörder stets einen Schritt voraus und der Vollmond steht unmittelbar bevor. Mit Ryan an der Ermittlungsarbeit, ist sie dem Mörder auf der Spur, aber zu langsam. Dann ist da aber noch Ryan selbst. Er besitzt auch das eine oder andere Geheimnis. Ryan ist ebenfalls begabt und kann übernatürliche Einwirkungen bemerken. Aber ist er wirklich das, was er vorgibt? Als Leser hat man genauso viel an Wissen wie die handelnden Personen. Die Ich-Erzählung sorgt für weitere Positionierungen, so dass die Erzählung weiterhin spannend bleibt. Kara versucht die Puzzleteile ihrer Ermittlung zusammenzufügen, stößt dabei aber auch auf ihre Grenzen und ist auf Hilfe angewiesen. Leider ist ihr nicht ganz klar, wem sie dabei wirklich ihr Vertrauen schenken kann.
Diana Rowland führt die vor rund dreißig Jahren in Deutschland beliebten Romantic-Thriller gekonnt weiter. Vom Dämon gezeichnet ist ein gelungener Roman, der die Romantik eines Liebesromans mit der Spannung eines Krimis in Einklang bringt. Ist man geneigt, zu Beginn der atemberaubenden Erzählung das Ziel vorhersehbar zu finden, so sorgt Diana Rowland mit unerhofften Wendungen für ganz neue Sichtweisen auf das kriminalistische Problem. Bis kurz vor Schluss kann man nur vermuten, wer der Mörder ist. Die Wendungen beziehen sich jedoch nicht nur auf den Krimi-Teil, sondern auch auf die Romantik. Was wäre eine romantische Beziehung ohne einen ‚Nebenbuhler’? Langweilig!
Die Fortsetzung erscheint im Februar 2011 unter dem Titel Vom Dämon versucht.