Titel / Originaltitel: Die Kristallpyramide (2008) Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Henning Wolf versieht seinen Job in der öffentlichen Verwaltung mit stoischer Gelassenheit. Dann weckt ein Auftrag sein ganzes Interesse: Im Wald, direkt im ehemaligen Todesstreifen zwischen der BRD und der DDR, wird von einem Hubschrauber aus ein seltsames kristallenes, pyramidenförmiges Objekt entdeckt. Als Wolf dieses vor Ort persönlich betrachtet, findet er eine Forschungsstation der Deutschen Wetterbehörde. Die Behörde will jedoch nichts von einer derartigen Installation wissen und schickt eine Abordnung, um das Objekt zu begutachten. Als Henning Wolf die Kollegen zu der Stelle im Wald bringt, ist das Objekt verschwunden. Was Henning jedoch niemanden erzählt: Er war in der Lage, eine kleine Kristallpyramide an der Stelle zu bergen, die exakt dieselben Längenverhältnisse hatte wie die große Pyramide. Als er das Gerät auf seinen Fernseher stellt, geschieht etwas Seltsames: Auf dem Fernseher erscheint eine Aufzeichnung aus der Zeit des Pyramidenbaus. Das Objekt ist scheinbar ein Speicher und enthält Filmsequenzen, die zeigen, wie Außerirdische eine Pyramide bauten. Wolf ist fest entschlossen, das Rätsel der Kristallpyramide zu lösen.
Das war also der unvermeidliche Pyramidenroman des letzten Jahres und Autor Hermann Lühr schrieb da eine Geschichte ganz im Geiste eines Erich von Däniken. Doch der Roman ist nicht schlecht, sondern durchaus unterhaltsam. Der Autor versteht es durchaus, gut zu erzählen. Mit Henning Wolf gelang dem Autoren eine durchaus gelungene Chakterisierung des Protagonisten, wobei sich die Frage stellt, inwieweit die Figur autobiographische Züge enthält. Ab der Hälfte entgleitet dem Autor die Geschichte ein wenig, als der Protagonist über einen Jugendfreund eine junge Ägyptologin kennenlernt. Zwischen den beiden entwickelt sich langsam eine Liebesgeschichte, die aber nicht konsequent erzählt wurde und dann wegen einer Lappalie beendet und nicht mehr aufgegriffen wird. Ebenso wird aber auch die Geschichte um die Pyramide und die Außerirdischen nicht konsequent vorangetrieben, so dass der Autor am Ende weder das eine noch das andere zu einem runden Ende gebracht hat. Der Autor hätte sich von Beginn an entscheiden sollen, in welche Richtung er den Roman entwickeln wollte, oder eben noch 20 Seiten hinzufügen, die beiden Handlungsebenen gerecht geworden wären. So aber bleibt der Leser am Ende ein wenig ratlos zurück. Schade, denn Hermann Lühr verstand, gut zu erzählen. Das Ende war seinen Fähigkeiten als Schriftsteller nicht würdig.
5 von 10 Punkten.