Titel: Tunnel zu den Sternen Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Jugendliche Rod Walker träumt davon, als Erwachsener fremde Welten zu kolonisieren. Zwar können die Menschen nun durch Dimensionstore ohne Zeitverlust zu fremden Welten wechseln, doch der Zugriff ist limitiert, denn der Energieverbrauch ist zu hoch. Aus diesem Grund werden zukünftige Kolonisten, wie auch Rod Walker, intensiven Kursen unterzogen. Der Höhepunkt dieser Ausbildung ist ein kurzer Trip zu einer fremden Welt. Die Probanten müssen ohne genaueres Wissen über die Welt überleben und nach einigen Tagen durch ein neu geöffnetes Tor den Weg zurück antreten. Dieser Test ist alles andere als ungefährlich, doch die Behörden nehmen das bewusst in Kauf, denn sie wollen keine Menschen zu einer Neukolonialisierung einer Welt schicken, ohne sicher zu sein, dass die Menschen in der Lage sind, alleine zurechtzukommen. So werden als die Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren auf eine Welt geschickt. Nach anfänglichen Problemen, die Rod fast das Leben gekostet hätten, gelingt es ihm, sich mit dieser fremden Welt zu arrangieren. Doch schon bald zeigt sich, dass etwas grundlegend schief gelaufen ist. Die Erde hat den Kontakt zu der Welt verloren und der Rückruf der 4 Klassen auf dieser Welt ist mehr als überfällig. Rob, der inzwischen Kontakt zu zwei anderen Probanten gefunden hat, beschließt, mit einem Rauchzeichen alle anderen Jugendlichen zusammenzurufen. Doch damit beginnen die Probleme. Es zeigt sich recht bald, dass die Gruppe von ca. 60 Jugendlichen sich organisieren muss, um zu überleben, denn eine Rettung kann inzwischen ausgeschlossen werden, denn der Rückruf zur Erde ist so lange überfällig, dass selbst die größten Optimisten die Hoffnung aufgegeben haben.
Tunnel zu den Sternen ist ein eigenwilliger Roman. Die Grundidee, dass Jugendliche auf eine Mission geschickt werden, die eine Chance von mehr als 10% auf den Tod bietet, ist schon sehr radikal. Auch das Verhalten der Jugendlichen mag nicht recht einleuchten. So wird Rob zu Beginn der Mission überfallen, schwer niedergeschlagen und aller Ausrüstung entledigt. Dem anderen war bewusst, dass er damit Robs Chancen auf das Überleben auf ein Minimum reduziert hatte. Das mutet schon sehr seltsam an. Hier erhascht man mal wieder einen Blick auf Heinleins machmal sehr eigene Weltansicht. Doch daran sollte man sich nicht zu sehr stören. Der Roman entfaltet sehr viel Flair und versteht zu unterhalten; im Mittelteil wird das Buch so spannend, dass man es kaum weglegen möchte. Die Protagonisten sind, wie bei Heinlein üblich, gut ersonnen und durchdacht. Der Leser kann stets nachvollziehen, was in ihnen vorgeht (und das ist beileibe nicht selbstverständlich).
Abschließend kann man sagen, dass der Roman, der zu Heinleins Jungendromanen zählt, auch einem erwachsenen Leser gute Unterhaltung bietet. Zu Beginn, als Rob sich die Tore betrachtet, zeigt Heinlein sein ganzes Können und beschreibt die wunderbaren Möglichkeiten, die diese Tore bieten und auch die Auswirkungen auf die Kultur der Erde. Das ist SF vom Feinsten. Doch auch die Haupthandlung mit dem starken Abenteuercharakter versteht zu begeistern und vor allem die Tatsache, dass die Geschichte nicht immer vorhersehbar ist und Heinlein einige recht überraschende Wendungen bringt, heben den Roman über den Durchschnittsroman des Genres.
7 von 10 Punkten.