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Titel: In der Hölle
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
H, V und Z sind Wesen einer höheren Dimension, die unerkannt die Erde beobachten. Grausam wie Kinder, die Spinnen die Beine und Fliegen die Flügel ausreißen, führen sie schreckliche Experimente mit den Menschen durch und zwingen sie zu irrsinnigen Bluttaten. Als H endgültig die Kontrolle verliert, streben die Experimente einem ebenso bizarren wie mörderischen Höhepunkt entgegen ...
Für einen ungewöhnlichen Ausflug ins Horror-Genre ist dieser Roman eine willkommene Abwechslung. John Shirleys IN DER HÖLLE ist eine Abwechslung zu den Glitzervampiren, die allenthalben um die Gunst weiblicher Leser buhlen. Dies kleine Glanzlicht des Horrors ist das, was Horror ausmacht: abgrundtief böse, kraftvoll, brutal und direkt, und mit zahlreichen Überraschungen ausgestattet und Gänsehaut erzeugend.
John Shirley verzichtet auf die Genre-übliche Figuren und sorgt mit seiner Idee für etwas Neues und Spannung. Da kommen körperlose Wesen aus einer anderen Dimension daher und sie beobachten unsere Welt.Weil ihnen das nicht ausreicht, spielen sie mit den Menschen, wie Menschen mit einem Ameisenhaufen. Aus dem Spiel wird schnell ernst, denn sie beginnen mit unvorstellbar grausamen Experimenten. Sie dringen in das Bewusstsein der Menschen ein und verwandeln diese in mordlüsterne Wesen. Gleichzeitig manipulieren sie alles und erzeugen Katastrophen, nur um zu sehen, wie die Menschen reagieren. Doch auch die Dimensionsreisenden sind unterschiedlich und als einer von ihnen ausflippt, sind sie auch ein wenig befremdet. Dennoch lassen sie es zu, dass die Experimente gnadenlos vorangetrieben werden. Doch dann gerät alles ausser Kontrolle.
John Shirly lässt frischen Wind durch den Blätterwald der Horror-Literatur wehen. Er bedient sich des alltäglichen Lebens und dessen Wagnissen, erweitert sie zu grauenhaften Ereignissen und spielt in der menschlichen Seele verstecken mit den ureigensten Ängsten und stellt für Leser mit schwachen Nerven eine Herausforderung dar. Der Mensch als Opfer übernatürlicher Wesen, degradiert auf den Status einer Laborratte, hat gar keine Chance auf ein überleben. Der Leser ist gefangen in der schnellen Erzählung, geopfert einer fast ordinären Sprache, hingerichtet an den eigenen Ängsten, und erst befreit, wenn die letzte Seite gelesen ist. Oder vielleicht doch nicht? Der nächste Alptraum kommt bestimmt.
A pro po Alptraum. Ich hoffe ja immer noch darauf, dass der Typ, dessen Alptraum ich bin, endlich aufwacht.