Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Nach einer tosenden Gewitternacht erscheinen die Weizenfelder des Farmers Frank McPherson in neuem Antlitz: Riesige Kreise und Figuren sind in die Felder gedrückt worden. Er und sein Vater Walter, der nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist, können sich das nicht erklären und wenden sich an die Behörden. Die Regierung schickt drei Wissenschaftler, die die Kornkreise untersuchen sollen, jedoch versagen in der Nähe dieser Gebilde alle elektrischen Geräte und so stirbt einer der Wissenschaftler am Ausfall seines Herzschrittmachers. Als Ersatz wird die junge Virginia O'Sullivan herangezogen, die als Geomantin sich mit Energiefeldern auskennt. Parallel fängt der Reporter Jack Samuel an, unangenehme Fragen zu stellen - schon allein aufgrund der Tatsache, dass an dem Gewitterabend einige Stadtbewohner ein UFO zu sehen glaubten.
Das stört Captain Lloyd gewaltig, denn als Verantwortlicher für diese Art von Zwischenfällen hat er die Pflicht, die Öffentlichkeit in Unwissenheit zu wiegen. So versucht er immer mehr, der neugierigen Geomantin als auch dem Reporter das Leben schwer zu machen. Diese jedoch kommen langsam einer Verschwörung auf die Spur - was weiss die Regierung und warum verschweigt sie es der Öffentlichkeit? Beide wissen nicht, das sie sich mit dieser Art von Fragen in tödliche Gefahr begeben.
Frank McPherson staunt hingegen nicht schlecht, als sein Vater nach jahrelanger Lähmung nun wieder beginnt, seine Gliedmaßen zu bewegen - aufgrund einer Behandlung die kein irdischer Arzt nachvollziehen mag...
Schier fühlt man sich in eine Folge der Serie Akte X hineinversetzt, wenn man die junge Geomantin und ihren späteren Counterpart, den Reporter Samuel so bei ihren Erkundungen begleitet.
Die Geschichte über die Kornkreise war vor einigen Jahren der Knüller auf Englands Äcker - jedoch stellten sich viele als Produkt alkoholgeschwängerter Studentenparties heraus - einige hingegen blieben bis heute ungeklärt. Auf diesen Hintergrund setzt Kerstin Rusch eine abenteuerliche Verschwörungsgeschichte und packt in wenige Seiten alles brauchbare zu diesem Thema: Alienautopsien, Regierungsverschwörungen, Roswell, Entführungen, Lichterscheinungen und eben die berühmten Kornkreise. Das mag ja alles ganz gut aufeinander abgestimmt sein, wenn nicht Kerstin Ruschs Roman zwei Haken hätte.
Der erste ist nicht so tragisch, da er nur bei genauerem Lesen auffällt. Jedoch stört es schon, wenn man über Dinge schreibt, bei denen man sich nicht auskennt - und vergiss oder versäumt entsprechend zu recherchieren. So werden vor allem medizinische Begebenheiten mit einer Naivität geschildert, die wohl davon herrührt, das sich die Autorin auf das ihr von Film & Fernsehen & Roman gezeigte Wissen verlässt, anstatt in einem Fachbuch dies nachzuschlagen.
Weitaus gravierender ist die Aufbauweise des Romans. Anfangs fragt man sich noch, was hier passiert und warum das jetzt so schnell im Handlungsstrang wechselt - bis der Groschen fällt - Kerstin Rusch hat sich leider der Idee hingegeben, dass kurze schnelle Handlungswechsel, die in einer Fernsehserie funktionieren, auch in einem Roman so umzusetzen sind. So wechselt man in Im Zeichen des Kreises nach wenigen Sätzen wieder zum nächsten Handlungsschauplatz - der Nachteil hier ist, dass kein Ort, keine Person genügend kontinuierlich ausgeleuchtet wird und alles etwas oberflächlich bleibt.
Ebenso sollte Kerstin Rusch in ihrem nächsten Roman auch Ereignisse nicht mitten im Satz überspringen, etwa wenn ein Kopf gegen eine Tür knallt und im nächsten Konjunktivsatz man schon über dessen Körper steigt ohne zu schildern, dass dieser ja erst zu Boden fallen muss. Das kann man in einem Drehbuch machen, jedoch nicht in einem Roman.
Die Idee zu diesem Roman ist gut - jedoch hätte diese weitaus mehr ausgebaut werden können - der Roman endet irgendwie mittendrin. Wenn sich Kerstin Rusch dann noch an einigen handwerklichen Fehlern arbeitet, dann kommt ihr auf alle Fälle vorhandenes Talent voll zur Geltung. Diesbezüglich bin ich schon auf ihren nächsten, schon angekündigten Roman gespannt.