| Titel: Hancock Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der Superheld Hancock entspricht 'nicht ganz' dem Schema, das man von Helden seiner Art gewöhnt ist. Er ernährt sich hauptsächlich von Whiskey, schläft betrunken auf Parkbanken, benimmt sich rüpelhaft und verstößt gegen eigentlich jede vorhandene Regel der guten Sitten. Schafft er es denn mal doch, von seinem Rausch hochzukommen und auf ein Verbrechen zu reagieren, zerstört er mehr, als dass er hilft. Die Nase voll hat die Stadtverwaltung von Los Angeles endgültig, als Hancock bei dem Versuch, eine Verfolgungsjagd zwischen Polizei und Verbrechern auf dem Highway zu stoppen, mehrere Polizeiwagen zertrümmert, etliche Gebäude teils schwer beschädigt und zu guter Letzt das Fahrzeug der Gangster auf einer Fernsehantenne aufspießt. Und das nur, weil die drei eigentlich bemitleidenswerten Kriminellen das Wort mehrmals benutzten, das mit "A" beginnt und mit "loch" endet. Entsprechend stößt der Superheld bei der Bevölkerung auf Ablehnung, was wiederum von diesem mit allerlei fantasiereichen Beleidigungen bedacht wird. Aber nun soll Hancock vor Gericht gestellt werden und für seine Zerstörungen im Gefängnis büssen!
Ray Embrey ist ein Werbefachmann, der gerade versucht, die Welt zu verbessern, indem er einer großen Firma eine Kampagne zur weltweiten Menschenhilfe anbietet, dabei jedoch auf große Ablehnung stößt. Als er frustiert nach Hause fährt, bleibt er auf einem Bahnübergang liegen. Nur durch Hancocks schnelle Hilfe wird sein Leben gerettet - wobei der komplette Zug entgleist und zerstört wird. Zum Dank lädt Embrey - zum großen Missfallen seiner Frau - Hancock zum Essen ein und bietet ihm an, sein desaströses Image aufzupolieren. Er überredet den Superhelden, für seine Taten einzustehen und ins Gefängnis zu gehen. Anfangs mit großem Missmut, dann aber mit immer mehr Zuversicht und Vertrauen, lässt Hancock sich auf Embreys Kurs ein und versucht sich zu einem vorbildlichen Superhelden zu wandeln. Was er aber nicht ahnt, ist, dass in Ray Empreys Haushalt ein großes Geheimnis aus Hancocks Vergangenheit verborgen ist, das das Weltbild des Superhelden bis auf die Grundfesten erschüttert.
Anfangs immer wieder von verschiedensten Filmemachern abgelehnt, konnte Vincent Ngo schließlich Peter Berg als Regisseur gewinnen und landete einen großen Hit. Die Geschichte des gescheiterten Superhelden, der sich zum Besseren wandelt, ist so neu nicht, wurde aber wohl noch nie so drastisch umgesetzt. Will Smith als rotzender und betrunkener Superheld, der jeder vorbeigehenden Frau an den Po fasst, ist überzeugend und äußerst witzig. Gerade in der ersten Hälfte des Filmes wird die lustige Seite betont - deren Erfolg die vielen Lacher im Kino bewiesen. Mit der zweiten Hälfte wandelt sich der Streifen mehr in eine typische Superheld-gegen-Superheld-Geschichte, wobei die Beziehung beider eine große Rolle spielt. Mehr sei hier nicht verraten. Dieser zweite Teil ist es jedoch, der den Film an sich ziemlich kaputtmacht. Lieber hätte ich mehr in Richtung Selbstfindung oder Konfrontation Hancocks mit seiner Umwelt gesehen als diesen plötzlichen Umschwung zum Beziehungsdrama. Schade, denn so geht der ganze Schwung des ersten Teiles vollends in den Graben.