| Serie / Zyklus: Halo and Sprocket, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Was haben ein extrem mächtiger Engel, ein sozial unerfahrener Roboter und eine junge, allein stehende Frau gemeinsam? Außer dass sie zusammen leben, nicht viel!
Katie hat es nicht leicht, denn ihre beiden WG-Mitbewohner Halo und Sprocket sind nicht menschlich. Dies hält die beiden jedoch nicht davon ab, ständig über die menschliche Psyche zu philosophieren, was Katie an den Rand des Wahnsinns bringt. Während Halo den Menschen mit einer eher arroganten Haltung aus seinem, über Äonen erlangten Wissen beurteilt, ist der Roboter Sprocket (engl. Zahnrad) eher von kindlichem Gemüt. Seine mangelnde Erfahrung ob seines kurzen Existierens versucht er durch eine technisch-physikalische Betrachtungsweise der Dinge wettzumachen.
Man darf jedoch nicht den Fehler machen, in Halo und Sprocket die alleinigen Hauptfiguren zu sehen. Katie ist ebenso wichtig und ihre unbeschwerte, "menschliche" Art stellt ihre beiden Mitbewohner wiederholt vor Rätsel. Außerdem versteht sie es, den beiden mit gleicher Münze zurückzuzahlen. In einer Geschichte meinte sie nur genervt: "Ich muss los und was besorgen". Nach 5 Stunden meint Sprocket zu Halo: "Sie hat nicht ausdrücklich gesagt, dass sie zurückkommt, oder?". Das ist exemplarisch für den Humor des Comics, den ich großartig finde: Ich mag diese ironisch-philosophischen Untertöne, die den eher ruhigen Humor mit seinen tiefgründigen Pointen abrunden.
Der Comic besteht aus einigen kurzen Geschichten, die bis zu 10 Seiten lang sind und die allesamt als gelungen erachtet werden können. Teilweise finden sich auch einseitige Geschichten, die aber nicht weniger unterhaltsam sind. Besonders überraschend ist, dass Zeichner Kerry Callen von Beginn an alles bietet und die Comic-Figuren voll ausgereift sind. Andererseits ist das auch wieder nicht so überraschend, denn die Kombination der Protagonisten lässt die Unterhaltungen fast automatisch hin und her springen und teilweise ergibt sich das Gesagte förmlich aus den Anlagen der Figuren. Da zeigt sich mal wieder, dass ein gute Vorarbeit, und das ist das Erdenken dieser interessanten Charaktere sicherlich, sich später mehrfach auszahlt.
Und noch etwas fällt auf: Kerry Callen sprudelt voller interessanter Ideen über. Er versteift sich nicht darauf, alle Diskussionen in dem gemeinsamen Haus ablaufen zu lassen, im Gegenteil: Mal ist eine Kunstausstellung Schauplatz der Handlung, mal werden Wolken am Himmel bestaunt und mal wird Katie des Nachts, nur mit einem Nachthemd bekleidet, von Halo in ein Museum gebeamt. Oder auch ganz anders: Eine Geschichte zeigt einen Telefonverkäufer, der verzweifelt versucht, Halo und Sprocket was zu verkaufen (Interviewer: Sind Sie 18 Jahre alt? Sprocket: Nein, ich wurde erst vor ein paar Jahren hergestellt. Halo: 18 Jahre? Ich bin Äonen alt!).
Fazit: Halo and Sprocket ist ein sehr unterhaltsamer Comic mit tiefgründigem Humor, der mit seiner erfrischenden Art Lust auf mehr macht. Viel mehr!
10 von 10 Punkten.