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Reihe: Gruselkabinett, Folge 49 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Jahr 1820. Der verschneite Harz ist für die Menschen nur eine Gefahr, wenn die Wölfe hungrig in die Dörfer kommen. Dies geschieht aber selten, da die Wölfe genauso viel Angst vor den Menschen haben, wie die Menschen vor ihnen. Dies ist der Ort, wohin Gutsverwalter Krantz flüchtete. Denn sein Arbeit als Leibeigener des transsylvanischen Fürsten Istvan war hart und ungerecht. Ausgerechnet seine Frau fand er im Bett mit seinem Landesherrn. In seinem Wutanfall tötete er die beiden. Aus Angst, selbst getötet zu werden und seine Kinder als Waisen zurücklassen zu müssen, floh er in den Harz. Weitab von der alten Heimat hofft er auf ein ruhiges Leben. Seinen Kindern Armin, Caesar und Marcella wäre er ein guter Vater, wenn er den Hass auf die Frauen nicht unbedingt auf seine Tochter abwälzen würde.
Eines Tages trifft er im Harz auf den alten Wilfried und dessen Tochter Kristina. Beide flohen ebenfalls aus Transsylvanien und sind nun so etwas wie Seelenverwandte. Die Bekanntschaft verändert Krantz.
Die beiden Chefs von Titania Medien, Marc Gruppe und Stephan Bosenius, fanden wieder einmal eine wunderbare Werwolf-Geschichte, die sich dem Interessierten nun beim Hören erschließt. Der Autor Frederick Marryat entschloss sich, seine Geschichte nicht im sagenumwobenen Dracula-Land spielen zu lassen, sondern verlegte sie in die Mitte Deutschlands. Zu seiner Zeit, 1820, war der Harz genauso mystisch und geheimnisvoll wie ferne Länder.
Der Autor entfaltet mit der Wintergeschichte eine schauerliche Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann. Die Geschichte entspricht in ihre Art und Weise dem Schauerroman, wie ihn die Schwestern Brontë oder auch E. T. A. Hoffmann in genialer Weise beschrieben. In diesem Fall sollte man weniger dem Autor huldigen, der schon fast vergessen ist, sondern den Sprecherinnen und Sprechern, die allein Kraft ihrer Stimmen dem Leser zur Gänsehaut verhelfen, wie er es von anderen Gruselkabinett-Produktionen gewohnt ist.
Titania Medien ist ein Verlag, der überall Preise abräumt für seine hervorragende Qualität. Im Oktober erhielt Titania Medien auf dem Buchmessecon in Dreieich den Deutschen Phantastik Preis verliehen. Eine Trophäe mehr auf einem recht erfolgreichen Weg.