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Auf diesen Roman aufmerksam geworden bin ich durch meine Tätigkeit im Rahmen der Komiteearbeit des Deutschen SF-Preises, der jährlich vom SFCD verliehen wird. „Gottes Gehirn“ hat es auf die Nominierungsliste geschafft und erfährt somit auch in SF-Kreisen einen größeren Bekanntheitsgrad.
Die beiden Autoren, Jens Johler und Olaf-Axel Burow dürften den wenigsten bekannt sein. Jens Johler ist Schriftsteller und kann bereits einige Romanveröffentlichungen vorweisen. Olaf-Axel Burow ist Professor für Pädagogik an der Uni Kassel und hat einige Sachbücher zu seinem Wissenschaftsfeld veröffentlicht. Schriftstellerisches Können bringen beide Autoren also mit und dies schlägt sich auch in dem Roman wieder.
Mit Science Fiction zu werben ist für einen Verlag immer noch die Ausnahme. Gerade im Bereich Hardcover umschreibt man lieber. So wird „Gottes Gehirn“ als „origineller Thriller mit SF-Elementen“ oder „Wissenschafts-Thriller“ bezeichnet. Letztendlich handelt es sich aber um einen SF-Roman.
Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der deutsche Wissenschaftsjournalist Troller wird von einem alten Schulfreund Prof. Dr. Kranich zu einem Vortrag eingeladen. Danach will Kranich Troller etwas erzählen, was mit dem Tod eines weiteren Wissenschaftlers zu tun hat. Aber es kommt nicht mehr dazu, denn auch Kranich wird am nächsten Tag tot aufgefunden. Troller, der aufgrund von Kranichs wagen Andeutungen vermutet, dass beide Tode irgendwie zusammenhängen, fängt an Fragen zu stellen. Alles scheint mit einer Konferenz, die 1995 stattgefunden hat, zusammenzuhängen. Er findet heraus, dass es bereits 1998 eine Todesserie unter den damals anwesenden Wissenschaftlern gegeben hat. Wiederholt sich diese jetzt und wenn ja, wer steckt dahinter??
Troller gelingt es jedenfalls seinem Chef eine Dienstreise aus den Rippen zu labern, die ihn und seine Kollegin Jane Anderson in die USA führt. In einer Rundreise wollen Sie einige der noch lebenden Teilnehmer der damals stattgefundenen Konferenz befragen, um so eventuell die Hintergründe der Morde zu erfahren. Recht bald schon müssen sie feststellen, dass es tatsächlich eine weitere Todesserie zu geben scheint und sie mit ihren Fragen ebenfalls in das Schussfeld der Mörder gelangt sind.
Wirklich interessant ist an diesem Roman, dass die Handlungshintergründe auf bestehende, wissenschaftliche Theorien und Fakten beruhen. Beide Autoren bringen dem Leser die durchaus schwierige und trockene Materie verständlich nahe und entwerfen so ein Bild von Möglichkeiten. Zwar haben die Autoren oftmals zwei, drei Schritte weitergedacht, entwickeln aber glaubwürdige Möglichkeiten von heute bereits existierende, wissenschaftliche Erkenntnisse. So könnte es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein, menschliche Gehirne komplett dem Körper zu entnehmen und einem anderen einzupflanzen.
Eingebettet sind diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in einem gradlinig erzählten Roman, der durchaus spannend zu lesen ist. Die Hintergründe erschließen sich dem Leser erst zum Schluss, der kein wirklicher ist, d.h. der Roman endet recht abrupt. Wer sich für den Bereich Wissenschaftsthriller interessiert, dürfte mit „Gottes Gehirn“ gut bedient sein. Zwar können die Autoren nicht an die spannende und rasante Erzählweise großer amerikanischer Autoren heranreichen, dafür bieten sie aber eine Vielfalt von wissenschaftlichen Fakten.
Mir persönlich hat die Lektüre durchaus zugesagt und ich habe den Kauf nicht bereut.