Titel: Das Land des Vergessens Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Siri kann ihren Bruder Jesse nicht vergessen. Auch wenn ihre Eltern seit seinem tödlichen Unfall nicht mehr über ihn sprechen wollen. Aber sie hört doch Jesses Stimme! Immer wieder ruft er nach Siri, als brauche er ihre Hilfe. Und so macht sie sich eines Tages zusammen mit Jesses Freund Hunter auf den Weg ins Land des Vergessens. Dorthin, wo der finstere Herrscher des Nichts regiert - und Jesse gefangen hält.
Soweit der Klappentext. Ich selbst halte den Roman weniger für eine Fantasy- Erzählung, sondern eher einen Roman, der sich mit dem Verlust eines geliebten Menschen befasst und die Fantasy als Transportmittel einer Botschaft benutzt. Der Weg ist sicherlich nicht falsch, aber die Botschaft wird zu oft und zu deutlich gezeigt. Die Handlung an sich ist klar aufgebaut, folgt einer logischen Linie und wird vorhersehbar. Leider. Ich persönlich hätte mir mehr Nebenhandlungen und Abschweifungen gewünscht.
Aber zurück zum Hauptthema des Buches. Was geschieht mit den Verstorbenen? Wo landen sie? Folgen sie dem allseits zitierten Licht am Ende eines dunklen Tunnels, kommen sie in den Himmel oder wohin? Bei dieser Frage kommen wir zu einem Buch, das wesentlich erwachsener mit dem Thema Vergessen umgeht. Nur wer vergessen wird, ist wirklich tot. Dies beschrieb schon Kevin Brockmeier in seinem Buch DIE STADT DER TOTEN (Luchterhand Verlag 06/2006). Cornelia Franz beschäftigt sich wesentlich einfacher mit dem Thema. Siris Bruder Jesse stürzte beim Spielen vom Baum und starb am Unfallort. Der Tod ihres Bruders ist ein Jahr her, doch Siri denkt immer noch an ihn, ja sie deckt sogar den Tisch mit einem Gedeck für ihn. Ihre Eltern sind da ganz anders, denn sie können loslassen, was Siri sehr schwer fällt. Das Loslassen der Eltern geht sogar so weit, dass eine Trennung ansteht. Von Jesses Sachen, die ihre Mutter weggibt, bleibt nur das blaue Laserschwert, mit dem Jesse immer spielte. Als ihre Mutter keinen anderen Weg sieht, Siri dazu zu veranlassen, sich mit etwas Wirklicherem zu beschäftigen, versteckt sie das Schwert. Hier setzt dann die Fantasy-Handlung an. Aber Siri ist nicht die Einzige, die die Reise ins Land des Vergessens antritt. Da ist noch Hunter, Jesses bester Freund, dem sie nur allzugern die Schuld an Jesses Tod anlastet. Doch im Land des Vergessens müssen sie zusammenstehen und Siri muss ihre Abneigung ablegen. Beide lernen: Es ist einfacher die Trauer um einen Freund gemeinsam zu tragen als allein. Ihr erstes Zusammentreffen findet in einer Wüste statt, von der sie nicht wissen, wie sie dorthin gelangten. Beide gelangen zu dem Schluss, dass Jesse nicht tot ist, und so machen sie sich auf die Suche nach ihm. Auf ihrer Wanderung gelangen sie an einen See und treffen das Mädchen Aisha und andere Kinder, sie treffen auf Magdalena, die immer unscheinbarer wird, je weniger Menschen sich an sie erinnern. Und sie treffen auf seltsame Krieger, die nichts Gutes wollen. Aisha zumindest kann den beiden helfen. Sie sah Jesse und weist den beiden den Weg nach Norden.
Während der Erzählung verschwimmen Wirklichkeit und Traumland. Nicht immer ganz einfach nachvollziehbar. Nicht gerade mal schnell zu lesen. Sicher ist eines: Eltern sollten mit ihrem Kind drüber reden.