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Titel: Es werde Licht
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Nach dem Zweiten Amerikanischen Bürgerkrieg geht es in den ehemals Vereinigten Staaten drunter und drüber. Außerhalb der neuen Grenzen der neu gegründeten Konföderation herrscht Anarchie. Sogenannte Bürgerwehren durchstreifen das Land mit ihren Warlords, überfallen friedlebende Bürger, die sich zum Schutz vor ihnen einigelten.
Quinn Hero ist Reporter für einen der letzten unabhängigen Sender in diesem Land. Zusammen mit Zizz und Mahler kann er einer Blockade durch Milizionäre entkommen und trifft auf drei Soldaten der Konföderation, die hinter den feindlichen Linien von ihren Einheiten abgeschnitten sind. Durch Zufall kommen sie zu einem Wohnkomplex, der von zwei Kindern, einem alten Mann, einer jungen Frau und einem ehemaligen Spezial-Soldaten, der die Leute schützt, bewohnt wird. Und gerade eines der beiden Kinder, Anatole, erhält Kontakt zu einer fremden, unbekannten, nichtirdischen Wesenheit.
Quinn Hero ist eigentlich auf der Suche nach einer Medienterroristin, genannt Black Betty. Quinn erfährt, dass Black Betty in einem Hochsicherheitstrakt des Staatsgefängnisses sitzt, und möchte sie befreien. Sie soll für ihn die "Story" werden, damit er, wenn schon nicht reich, dann doch immerhin berühmt wird.
Faraday, ein Public-Relations-Profi, wird von einer geheimen Gruppe auf Area 51 angeheuert. Er soll mit Mitteln der Werbung die Menschheit auf die Ankunft von Aliens vorbereiten. Die Wesen von Zeta sind angeblich die Freunde der Menschheit, denn schließlich beobachten sie die Menschen schon seit Jahrhunderten. Seltsam ist nur, dass gerade die Zetaner Experimente machen, und das mit Genmaterial der Erde. So entstehen zum Beispiel Landkraken, die Faraday als Haustier angeboten werden. Faraday wird nicht ganz schlau aus Aussprüchen der Zetaner wie "an der Geschichte der Menschheit Anteil nehmen". Irgendwann scheint es ihm richtiger, ein anderes Adjektiv zu benutzen: manipulieren. Faraday untersteht der Gewalt des Militärs, es gibt scheinbar kein Entrinnen. Andererseits: Wozu hat man den Freunde ...?
John Shirley schreibt Science Fiction, Dark Fiction, Noir, Horror, schreibt für Film und Fernsehen, unter anderem für den Kultfilm "The Crow", schrieb für die Punkband Panther Moderns und war auch gleichzeitig der Sänger. John Shirley ist ein vielseitiger Mann, der immer wieder richtungweisend im Bereich der Phantastik war. Mit Beginn der Cyberpunk-Ära wurde auch er berühmt. Für seine Horror-Erzählung "Cram", erschienen in "Black Butterflies", erhielt er 1997 den "International Horror Guild Award". Er gehört nicht zu den sesshaften Menschen. Mit seiner Frau Michelina, den Zwillingen Perry and Byron und dem dritten Sohn Julian lebte er in Oregon, San Francisco, New York, Frankreich und Los Angeles.
Mit dem vorliegenden Band, im Original Silicon Embrace, entführt uns John Shirley in eine von vielen möglichen Welten von morgen. Seine Schilderung des Zusammenbruchs der Vereinigten Staaten von Amerika scheint gar nicht so weit hergeholt. Nimmt er doch nur bestimmte Strömungen der sozialen Schichten und der offiziellen politischen Meinung auf, extrapoliert sie in eine nahe, nicht weiter spezifizierte Zukunft und lässt dort Menschen und Aliens agieren. Seine Hauptdarsteller sind keine Helden in dem Sinn - groß, breitschultrig und immer heroisch. Sie sind Menschen wie du und Ich in einer Welt, wo jeder sehen muss, wo er bleibt. Die Handlung ergibt sich zwangsläufig aus den Willen seiner gewählten Personen, die irgendwie zusammenfinden. Dieser Roman ist sehr interessant geschriebene und gar nicht langweilige Abenteuerliteratur. Spannung baut sich langsam, aber bis zum Schluss auf. Eine Konfrontation zwischen den beiden Aliengruppen Zeta und Meta wird stattfinden, letztlich aber auf dem Rücken der Menschen. Unter den Aspekten einer sozial ambitionierte Science-Fiction-Erzählung bieten sich verschiedene Ansätze. Diese hier und jetzt herauszuarbeiten ist nicht meine Absicht. Das wird an einer anderen Stelle veröffentlicht.
Wichtig scheint mir jedoch zu erwähnen, dass der Argumente-Verlag sich in der Vergangenheit bemühte, gerade Social Fiction aufzunehmen und zu veröffentlichen. Dabei erschienen u. a. Klassiker von Ursula K. LeGuin und Marge Piercy.