Reihe: Mass Effect Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
In ihrer Einleitung zum Comic schreibt Mattia Dal Corno, dass sie das Potential des Universums von "Mass Effect" gleichwertig mit Star Wars sieht. "Ja, du meine Güte!", denkt sich da der Star Wars getreue Rezensent, "das kann ja was werden, wenn solch Lobeshymnen schon zu Beginn auf höchstem Niveau vergeben werden". Zumal man sich noch nie mit "Mass Effect", das sich aus der Handlungsgeschichte mittlerweile zweier Computerspiele heraus entwickelte, befasst hat.
Liara T ´Soni, ehemaliges Mitglied der ruhmreichen "Normandy" unter Commander Shepard, ist Monate nach der Zerstörung des Schiffes auf der Suche nach der Leiche des Commanders. Auf der Raumstation "Afterlife", die im vorliegenden Comic leider mit "Jenseits" übersetzt wird, macht sie eine erste Spur aus. Der Drell Feron bietet sich ihr als Hilfe an, was sie sehr bald nötig hat, denn sie gerät in einen Hinterhalt der Blue-Suns-Söldner, die unter dem Auftrag des Shadow Brokers arbeiten. Auch kommen ihr in diesem Kampf weitere Kampfeinheiten zuhilfe, die, wie sich herausstellt, unter dem Befehl eines Mannes stehen, der sich als der "Unbekannte" vorstellt. Dieser berichtet T ´Soni, dass Shepards Leiche im Auftrag des Shadow Brokers geborgen wurde und an die unheimliche und bösartige Rasse der Kollektoren verkauft werden soll. Das muss unter allen Umständen verhindert werden. T ´Soni macht sich zusammen mit Feron, der ihr mittlerweile gestanden hat, für den Shadow Broker zu arbeiten, nach Aligon auf. Dort erreichen sie eine Basis, auf der sie nicht nur Shepards Leiche vermuten, sondern wo auch noch das Verderben auf sie wartet.
Um mit der offensichtlichen Vielzahl der in Mass Effect vorkommenden Rassen und den vielen Hintergründen besser zurechtzukommen, empfiehlt es sich, vor Lektüre des Comics einen Ausflug zur englischsprachigen Wikipedia (http://en.wikipedia.org/wiki/Mass_effect) zu machen, wo recht ausführlich über das Mass-Effect-Universum berichtet wird. Aber auch ohne Nachschlagewerk ist man nicht sonderlich überfordert, wenn man sich sogleich in den Comic stürzt. Der genreerfahrene Leser wird hier eine große Zahl bekannter Figuren und Schiffe sowie Technik wiederfinden. Anleihen aus Star Wars oder Babylon 5 sind deutlich zu erkennen. Diese wirken jedoch nicht billig, sondern gut umgesetzt. Die Grafiken, hier schließt sich wohl der Kreis zum eingangs erwähnten Vorwort, kommen aus dem künstlerischen Fundus von Star Wars. Während Omar Francia bereits für Star Wars: Legacy arbeitete, ist John Jackson Millers bei Dark Horse für alles zuständig, was in Star Wars mit der Alten Republik zu tun hat (Star Wars: Knights of the Old Republic, Knight Errant, Lost Tribe of the Sith). Die Urgeschichte von Mass Effect stammt im Übrigen von Drew Karpyshyn, die auch schon für Star Wars tätig war. Hier hat man wohl das Beste von der Geschichte abgeschöpft und in ein eigenes Universum gegossen, was so verkehrt nicht ist. Denn die Grafiken, wenn wir mal beim künstlerischen Aspekt bleiben, überzeugen definitiv. Manchmal wirken diverse Panels, welche übrigens in einem klassischen Aufbau dargestellt werden, zwar etwas mager in der Substanz. Sie werden zum größten Teil jedoch von Seiten überschattet, die sehr eindrucksvolle Zeichnungen und eine satte Koloration bieten. Hier ist für das Auge sehr viel geboten.
Die Geschichte selber ist etwas flach - Liara T ´Soni rennt ständig hinter der Leiche Shepards her und verpasst sie immer wieder knapp. Dabei wird nicht ganz klar, warum sie sie eigentlich haben will. Jedoch lockt der Comic mit einer solchen Vielzahl von Anmerkungen, Hinweisen und, neudeutsch, "Content", dass man doch sehr neugierig auf das Mass-Effect-Universum wird. Da der Panini Verlag noch eine Romanreihe aus dem Bereich veröffentlicht, würde sich hier eine ideale Ergänzung anbieten, ohne dass man gleich die beiden Spiele erwerben muss. Auch wird für das Frühjahr ein neuer Comic angekündigt.
Neugierig geworden und von dem tollen Artwork geblendet, übersieht man gerne die Schwächen in der Story und freut sich auf eine Fortsetzung ...
Meine Bewertung: 7 von 10 Punkten