Edward Dentinger Hoch

Zum Tod von Edward D. Hoch am 17.1.2008 ein Beitrag von Erik Schreiber
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Edward Dentinger Hoch wurde am 22. Februar 1930 als Sohn eines Bankiers in Rochester, New York, Vereinigte Staaten von Amerika, geboren. Er besuchte von 1947 bis 1949 die University of Rochester. Im Anschluss arbeitete er bis ins Jahr 1950 als Bibliothekar und wechselte danach in den Vertrieb eines Taschenbuchverlages. Die folgenden fünfzehn Jahre, von 1954 bis 1968, betätigte er sich als Werbetexter. Seit seinem achtundreißigsten Lebensjahr betätigte er sich als freier Schriftsteller. Seine erste Erzählung, "Village of the Dead" aus dem Jahr 1955, in Famous Detective Stories veröffentlicht, wies den Weg, auf dem er sich zu entwickeln gedachte. Weitere Erzählungen erschienen in The Saint Mystery Magazine. Ab 1962 veröffentlichte er im bekannten Alfred Hitchcock's Mystery Magazine. Der eigentliche Erfolg stellte sich jedoch ein, als er im Dezember des gleichen Jahres für das noch erfolgreichere Ellery Queen's Mystery Magazine unter dem Verlagspseudonym Ellery Queen veröffentlichte. In vielen Fällen veröffentlichte er gleichzeitig unter seinem eigenen Namen und unter einem seiner Pseudonyme im selben Magazin. Edward Dentinger Hoch galt als ein Meister der klassischen Detektivgeschichte. Er hatte eine Vorliebe für unmögliche Verbrechen, die es aufzuklären galt. Speziell die verschiedensten Abwandlungen der geschlossenen Räume, in denen der Mord eigentlich gar nicht stattgefunden haben konnte, waren bald ein Markenzeichen von ihm.
Er schuf im Laufe der Zeit einige Serien mit immer wiederkehrenden Figuren. So hat zum Beispiel seine Serie um Captain Leopold über einhundert Folgen. Dabei erschien Captain Leopold 1957 zuerst als eine Nebenfigur und in der Serie um Nick Velvet. 1991 traf er in "The Theft of Leopold's Badge" mit Nick Velvet zusammen. Der Kriminalbeamte Leopold lebt und arbeitet in einer namenlosen Stadt, wie es sie zuhauf in der Welt gibt. Leopold, Lieutenant Fletcher und Sergeant Trent sind einfache Figuren, die nicht zeitlos dargestellt werden. Die Helden altern und verändern sich mit jeder Erzählung. Scheinbar sind sie in die alltägliche Polizeiarbeit eingespannt. Edward Hoch zeigt, wie sich die Ermittlungsarbeit darstellt. Zeigt aber auch zugleich die ungewöhnlichen Verbrechen und deren Lösung anhand von gekonnt gesetzten Hinweisen. Die Lösung selbst erfolgt ähnlich wie bei Sherlock Holmes durch Schlussfolgerungen. Während Edward Hoch seine Ermittler arbeiten lässt, nehmen die Leser teil an deren privaten Leben. Sergeant Trent wird zum Lieutenant befördert, während Lieutenant Fletcher den Posten von Captain Leopold einnimmt. Leopold selbst wird geschieden, heiratet erneut, wird pensioniert und kehrt in den aktiven Dienst zurück.
Edward Hoch schrieb jedoch nicht nur Krimis aus der Sicht der Polizei. Der bereits erwähnte Nick Velvet ist ein Dieb, der gegen einen fälligen Einmalbetrag als Auftragsdieb unterwegs ist. Seit seinem ersten Auftritt im September 1966 stahl er solche Dinge wie gebrauchte Teebeutel, Zirkusplakate und ähnliches. Sachen, die den Wert des Gegenstandes im Vergleich zum bezahlten Honorar lächerlich erscheinen lassen. Das Rätsel, warum jemand einen Haufen Geld bezahlt, um in den Besitz dieses Gegenstandes zu kommen, steht im Vordergrund. Trotz seiner Loyalität ist er ständig dabei, die Motive seiner Auftraggeber zu erkunden. Daher wird aus dem Meisterdieb auch ein Detektiv. Der Großteil der Erzählungen um Nick Velvet, der bei einem Einbruch in deren Wohnung seine spätere Freundin Gloria kennenlernt, ist humorvoll erzählt.
Eine weitere Figur, die von Edward Hoch zum Ermitteln in die Welt geschickt wird, ist Doktor Sam Hawthorne. Der pensionierte Hausarzt ist gleichzeitig ein Spezialist für Morde, die eigentlich nicht geschehen könnten. Dabei sind seine Erzählungen über die Morde immer nur Erinnerungen. Erinnerungen an eine Zeit, als er noch als Hausarzt unterwegs war und zu den unmöglichsten Fällen gerufen wurde. Der Hintergrund von Sam Hawthorne, dessen Fälle in den 20er bis 40er Jahren spielten, ist geschichtlich korrekt ermittelt. Der Doktor ist von seinen Eigenschaften her wesentlich mitfühlender angelegt als seine anderen Ermittler.
Seine Schaffenskraft steckte Edward Hoch vor allem in Kurzgeschichten. In seinen 77 Jahren hat er etwa eintausend Kurzgeschichten und etliche Romane veröffentlicht. Fast die Hälfte seiner Erzählungen erschienen in Ellery Queen's Mystery Magazine. Ja er schaffte es sogar, dass von Mai 1973 bis Mai 2004 jeden Monat eine Erzählung veröffentlicht wurde. Sein Werk besteht zum größten Teil aus Kriminalerzählungen. Einige seiner Krimis siedelte er in der Zukunft an. Seine Science-Fiction-Detektivgeschichten sind unter anderem in den Originalbänden The Transvection Man (1971), The Fellowship of the Hand (1973) und The Frankenstein Factory (1975) enthalten.
Eine seine interessantesten Figuren ist sicherlich Simon Ark. Mit ihm erschuf er einen Helden, der von sich behauptet, 2000 Jahre und älter zu sein. Die Geschichten um den koptischen Priester erschienen vor allem in The Judges of Hades und City of Brass, die beide im Jahr 1971 erschienen. In Deutschland erschien The Judges of Hades 1975 als Schock um Mitternacht in der Reihe Vampir Horror Roman des Erich Pabel Verlages. Simon Ark ist angeblich ein koptischer Priester, der im alten Ägypten des ersten Jahrhunderts einen Frevel beging. Mit der Strafe der Unsterblichkeit geschlagen, setzt er nun alles daran, das Böse auf der Welt zu bekämpfen. Seine große Hoffnung ist, genug gesühnt zu haben, um Gnade zu erlangen und friedvoll von der Erde abzutreten. Da dieser friedvolle Abgang nicht gelingt, setzt er seine weiße Magie ein, um gegen die Vertreter der schwarzen Magie zu bestehen. Wo immer er auf Monster, Dämonen und anderes Gesindel trifft, setzt er sich dafür ein, deren Machenschaften zu unterbinden. Die Ermittlungen, die Simon Ark durchführt, weisen immer wieder darauf hin, dass die Gegner gar keine Monster sind, sondern höchstens ein paar durchgeknallte Geisteskranke oder einfache Gauner. Es stellt sich natürlich die Frage, ob Ark wirklich ein Hoher Priester ist oder war oder ob er nicht gleichfalls ein wenig seelisch oder geistig angeknackst ist und mit seiner seltsamen Art den Leser fesselt. Edward Hoch überlässt es dem Leser zu entscheiden, was Simon Ark wirklich ist. Die Gestalt bleibt deshalb so geheimnisvoll, weil er nur sehr wenig über sie enthüllt. Die Erzählungen, die Edward Hoch uns hier anbietet, sind durchaus als die Vorgänger der Grusel-Krimis zu sehen, die bald darauf in Deutschland so viel Gefallen bei der meist jugendlichen Leserschaft fanden.
Hoch ist aber auch ein wenig zeitkritisch. 1991 erschien sein Roman Dracula 1944. Mit der Gefangenname von Zigeunern holen sich die Nazis 1944 Dracula ins KZ Bergen-Belsen. Dabei sucht sich der Graf unter den Wächtern seine Opfer. Oberst Rausch wird dabei von Dracula zu einem Vampir gemacht. Hauptmann Schellenberg erkennt den Vampir und sorgt für den Tod des Obersts. Leider nicht gut genug, denn Hauptmann Schellenberg wird selbst infiziert. Hier geht es weniger um langwierige Ermittlungen, als um das klassische Thema. Edward Hoch bleibt letztlich bei der Krimi-Thematik, doch überwiegt der Vampirmythos.
Ohne übertreiben zu wollen, kann man die siebziger Jahre bis Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts als seine produktivste Zeit beschreiben. Obwohl er mehrere Preise erhielt, ist der 2001 verliehen Grand-Master-Titel der Mystery Writers of America sein wichtigster, denn er wurde für seine Kurzgeschichten und weniger für seine handvoll Romane verliehen.
Edward Dentinger Hoch starb, wie heute am 23.01.2008 im Newsletter von phantastik-news.de zu lesen war, bereits am 17.01.2008 im Alter von 77 Jahren.

Pseudonyme:
Ellery Queen (Verlagspseudonym)
Stephen Dentinger
R. L. Stevens
Pat McMahon
Anthony Circus
Mr. X

Preise:
Edgar Allan Poe Award
1968 The Oblong Room

Anthony Award
1998
2001

Barry Award
2000 The War in the Wonderland

Mystery Writers of America
2001 zum Grand Master ernannt

Netzwerk:
www.bastei.de
www.heyne.de

Veröffentlichungen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Bastei Lübbe Verlag
21052 Die Computer-Cops 1974 - The Transvection Machine 1971
21911 Mutanten-Jäger (zwei Romane in einem Band)
Louis Trimble - Die Stadtmaschine - The City Machine
Edward D. Hoch - Die Computer-Cops - The Transvection Machine

Wilhelm Heyne Verlag
4353 Top Fantasy 1. Band (Hrsg. Josh Pachter) 1987
Die letzten Einhörner - The Last Unicorns 1958

Arthur Moewig Verlag
Vampir Horror Roman
Schock um Mitternacht 9/1975 - The Judges of Hades 1971

Quellen:
Archiv Andromeda
Lexikon der Science Fiction Literatur Wilhelm Heyne Verlag 7287 (1987)

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