Titel: Drachenkuss Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Uther Pendragons Tochter und Schwester des berühmten Artus wird 550 nach Christus auf die Insel Wild Island verbannt. Knapp sechshundert Jahre später wird ihre Nachfahrin Rosalind geboren, die als Prinzessin später den englischen Thron als 21. Königin besteigen soll. Eine Königin soll natürlich absolut perfekt sein. Angefangen vom Benehmen bis hin zum Aussehen. Doch da beherrscht sie in Makel. Prinzessin Roaslind wurde mit einer Drachenklaue geboren, ihr vierter Finger der rechten Hand ist verkrüppelt. Unter Handschuhen versteckt sie diesen Makel, der von niemandem geheilt werden kann. Bislang konnte sie das Geheimnis, dass außer ihrer Mutter niemand kennt, vor jedermann geheim halten. Selbst der König, Rosalinds Vater, kennt das Geheimnis nicht. Weil die Drachen als Feinde der Menschen gelten, ist der Drachenfinger der Grund, warum man Rosalind als Monster ansähe, wenn der Makel bekannt würde. Dieses Geheimnis, das sie mit niemanden teilen kann, ist natürlich sehr bedrückend und macht die Bürde des Drachenfingers unerträglich.
Die Inselbewohner werden von Lord Foul, einem gewalttätigen Drachen bedroht. Nach einem Streit mit ihrer Mutter läuft Rosalind in den Wald, wo sie auf eine Drachin trifft, die im Lauf der Handlung von Drachentötern getötet wird. Ihr Partner, Lord Foul, kann vier Dracheneier retten. Prinzessin Rosalind wird von ihm gefangen genommen und muss regelrecht Skalvenarbeit für den Drachen leisten. Ihre Sklavendienste sollen der Aufzucht von jungen Drachen dienen, deren Eier gesichert wurden und ausgebrütet werden sollen. Als Soldaten die Insel betreten, weil sie Rosalind retten wollen, bringt der Drache die Männer um. In der Gefangenschaft erklärt die Prinzessin sich bereit, nie wieder mit den Menschen zu sprechen, wenn Lord Foul verspricht, nie wieder die Heimat zu bedrohen. Lord Foul klärt Rosalind aber auch über den Fluch des Klauenfingers an ihrer rechten Hand auf. Sie lernt, um sich mit dem Drachen unterhalten zu können, die Drachensprache. Ihr gelingt es, mit Respekt vor ihrem Peiniger Vertrauen zwischen Drachen und Menschen aufzubauen. Bei einem Unwetter sterben Foul und ein Drachenjunges.
Aber das ist noch lange nicht alles, was uns diese Erzählung bietet.
Janet Lee Carey schreibt ein gefühlvolles Buch über ein Mädchen, das durch seine Andersartigkeit auffällt. Die Behinderung ist der Kern der Erzählung und zeigt: Wenn sich Rosalind zu ihrer Behinderung bekennt, kann sie wesentlich besser leben. Die aus der eigenen Sicht erzählte Geschichte wirkt sehr ergreifend. Sie ist weitgehend ernst gehalten und durch gelegentlichen Humor aufgelockert. Gleichzeitig ist die Erzählung aber auch ein Aufruf zu Respekt und Toleranz. Egal, wie verschieden die Personen sind, wenn aufeinander zugegangen wird, ist es möglich, Probleme zu lösen. Janet Lee Carey schafft es, das Problem in eine Fantasywelt zu verlegen und eine spannende Handlung aufzubauen. Rosalind wird als liebenswerte junge Frau dargestellt. Es handelt sich um ein Jugendbuch, ab etwa zehn Jahren, das der Zielgruppe entsprechend mit Spannung, Gefühl und Stil ausgestattet wurde.
Alles in Allem ist das Buch sehr empfehlens- und lesenswert.