Reihe: Dorina Basarab, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Dorina Basarab ist ein Dhampir, eine Mischung aus Mensch und Vampir. Im Prinzip nicht Ganzes und nichts Halbes, wie man sprichwörtlich beurteilen würde. Ihr hehres Prinzip ist es, die arg gebeutelte Menschheit vor Dämonen - vor allem Vampiren, die sie für den absoluten Abschaum hält - und der Verdammnis zu retten. In ihrem jugendlichen Leichtsinn von knapp 500 Jahren kann man ihr die Anwandlung durchaus verzeihen.
Ihr Vater ließ ihre schwangere Mutter sitzen und verschwand aus ihrem Leben. Ihre Mutter gab Dorina an eine Gruppe Zigeuner ab, als die Dorfgemeinschaft herausfand, dass sie einen gefährlichen Dhampir in die Welt setzte. Dhampire neigen dazu, öfters einmal auszurasten und dabei ihre Umwelt neu zu ordnen. Aus diesem Grund liegt die Lebensspanne solcher Wesen ziemlich niedrig. Auch Dorina gehört dazu, doch wenn sie einmal die Kontrolle verliert, dem Dhampirwahnsinn verfällt, stellt sich bei ihr, sehr glaubhaft, eine Erinnerungslücke ein. Dorina schaffte es jedoch, 500 Jahre zu überleben, und sie nutzt ihre Natur dazu, als Kopfgeldjägerin zu arbeiten. Dies ist sehr vorteilhaft, weil weder die menschliche noch die übermenschliche Gesellschaft etwas mit ihr zu tun haben will. Sie eliminiert im Auftrag Vampire und andere, die sich nicht an die Regeln halten.
Also begleiten die Leser die junge Dame, die nicht nur ihre Reize als Waffe einsetzen kann, auf der gefährlichen Jagd nach Bösewichten. Ihre Mitbewohnerin Claire verschwindet plötzlich, und so ist es für Dorina eine ehrenvolle Aufgabe, nach ihr zu suchen. Zur gleichen Zeit kann sich ihr Onkel Dracula absetzen, den sie nun vom Leben zum Tode befördern soll. (Die Wortwahl ist wohl nicht so günstig, der ist ja schon tot. Aber ich denke, man weiß, was gemeint ist.) Ausgerechnet ihr Vater taucht auf, um ihr diesen Auftrag ans Bein zu hängen. Um ihr diesen Familienärger etwas einfacher zu gestalten, wird ihr der knackige, aber arrogante französische Vampir Louis Cesare beigegeben. Damit hat die Einzelkämpferin ein Problem, denn nun muss sie Teamfähigkeit zeigen. Gleichzeitig machen sich bei ihr längst vergessene Gefühle breit.
Die Dorina-Basarab-Reihe ist ein Ableger der Romane um Kassandra Palmer. Dorinas erster Auftritt erfolgt im vierten Palmer-Band, Unwiderstehlich untot. Dorina ist eine starke Frau, die nicht auf den Kopf gefallen ist; sie kennt sich, ähnlich einer Lara Croft (das Titelbild erinnert ein wenig daran) mit Waffen aus, jedoch auch zusätzlich mit bösen magischen Tricks und Finten. Bei ihren Kämpfen verzichtet die amerikanische Autorin Karen Chance bewusst auf allzu brutale und eventuell langweilige Kampfszenen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es unblutig einhergeht. Im Gegensatz dazu stehen die prickelnden erotischen Szenen.
Bei all den positiven Beschreibungen gibt es auch das Gegenteil. Manchmal hatte ich den Eindruck, keine neue Serie vor mir zu haben, sondern nur eine Subreihe. Zu wenig wird erklärt, zu oft wird zu viel vorausgesetzt. Dies ergibt aber nur Sinn, wenn die Autorin davon ausgeht, die Leser kennen die anderen Bücher. In vielen Bereichen wird das Wissen daraus wichtig und zur Grundlage für das vorliegende Abenteuer.
Wer die Bücher um Kassandra Palmer mochte, wird auch von Dorina Basarab begeistert. Die beiden Hauptcharaktere sind sich sehr ähnlich und einige Protagonisten der Handlung - Radu, Dracula, Casanova oder Louis Cesare - kommen in beiden Serien vor. Auch der Erzählstil ist ebenso witzig und ironisch, amüsant und spannend. Das Buch lässt sich schnell lesen und ist eine prima Unterhaltungslektüre für jemand, der nicht viel über den Inhalt nachdenkt.