|
Titel: Zwischen den Welten 02 - Days of Blood and Starlight
Eine Besprechung / Rezension von Leselurch |
Worum geht’s?
„Es war einmal, da zogen ein Engel und ein Teufel an einem Wunschknochen, und als er brach, brach die ganze Welt entzwei.“
Seit Karou wieder im Besitz all ihrer Erinnerungen ist, ist nichts mehr so, wie es war. Akiva, der Seraphim, mit dem sie es gewagt hat von einer neuen, friedlichen Welt zu träumen, trägt die Schuld am Tod ihrer Familie – und damit auch am Tod ihrer Liebe und Hoffnungen. Um den Krieg zwischen den Chimären und den Seraphim endgültig zu beenden, verbündet sich Karou nun sogar mit ihrem Feind Thiago. In der Wüste Marokkos schafft sie eine Armee von Monstern, eines größer und stärker als das andere. Doch Thiagos Kriegsabsichten sind nicht so ehrlich, wie er es Karou zunächst glauben lassen will. Währenddessen schmiedet Akiva seine eigenen Pläne. Im Glauben, Karou sei tot, wagt er ein Manöver, das ihn sein Leben kosten könnte. Aber was ist sein Leben ohne Karou, ohne Hoffnung, schon wert?
Meine Meinung:
Mit „Days of Blood and Starlight“ setzt Autorin Laini Taylor ihre Geschichte um das Chimärenmädchen Karou und den Seraphim Akiva fort. Vieles hat sich verändert, seit die zwei Liebenden den Wunschknochen entzwei brachen – und damit auch ihre Gefühle. Laini Taylor überrumpelt ihre Leser allerdings nicht mit all diesen Veränderungen. Sie erzählt die Geschichte nach einem kleinen Zeitsprung ohne große Erklärungen weiter und lässt alle wichtigen Informationen nach und nach durch Karous Gedanken einfließen. „Days of Blood and Starlight“ ist ebenso komplex wie der erste Band, ab der ersten Seite spannend und mitreißend und durch die Entwicklungen und Überraschungen ein wahrer Pageturner. Obwohl das Buch so viel zu erzählen hat, wird es niemals zu viel. Laini Taylor ist eine Wortkünstlerin, deren Geschichte man unbedingt selbst erleben sollte.
Im zweiten Band der „Zwischen den Welten“-Trilogie herrscht eine völlig andere Atmosphäre. Karou hat das romantische Prag hinter sich gelassen und damit einen Schlussstrich unter ihr bisheriges Leben gezogen. Vorbei ist es mit ihrer Ausbildung an der Kunstakademie, vergessen sind die Probleme mit ihrem selbstverliebten Ex-Freund Kaz. Im Gegensatz zu der Last, die Karou nun auf ihren Schultern zu tragen hat, scheinen all ihre bisherigen Sorgen und Ängste lächerlich gewesen zu sein. Das Leben, das sie jetzt führt, ist düster, grausam und schmerzhaft. Gewalt, Trauer und eine stetig wachsende Hoffnungslosigkeit bestimmen nun Karous Alltag und sorgen für eine bittere und niedergeschlagene Stimmung, die kaum besser zur Geschichte des zweiten Buches passen könnte.
Auch Karou hat sich extrem verändert und ist mit der Protagonistin des ersten Bandes kaum noch zu vergleichen. Die Antworten auf all ihre Fragen, die sie so lange beschäftigt haben, haben ihr nicht die erhoffte Ruhe und Gewissheit beschert, sondern sie in ein großes Loch geworfen, aus dem sie sich allein nicht zu befreien vermag. Überzeugte Karou im ersten Band noch mit einer außergewöhnlichen starken und facettenreichen Persönlichkeit, so ist sie in „Days of Blood and Starlight“ nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihrem Namen, der Hoffnung bedeutet, macht sie damit keine Ehre. Diese schwächelnde macht Karou allerdings nur noch authentischer und ehrlicher. Kein Mensch – und auch keine Chimäre! – hätte all die Geschehnisse, die in letzter Zeit auf sie eingestürmt sind, mühelos und ohne Konsequenzen wegstecken können. Bis Karou zu ihrer alten Stärke zurückfindet, dauert es lange, aber jeder einzelne Moment macht sie mehr zu einem Charakter, der vor Komplexität und Facettenreichtum strotzt und damit zu begeistern weiß.
Dass Laini Taylor wahrlich ein Händchen für durchdachte Figuren hat und jeden einzelnen Charakter mit Herzblut und Leidenschaft konzipiert, beweist die Autorin nicht nur durch Karou. Auch Akiva vollzieht eine enorme Entwicklung, die zwar nicht so niedergeschlagen verläuft wie die seines geliebten Chimärenmädchens, von dem Seraphim aber mindestens ebenso viel Stärke, Mut und Willenskraft abverlangt. Sogar Charaktere wie Thiago, Liraz oder Hazael bekommen in diesem zweiten Band die Chance zu zeigen, was in ihnen steckt, und nutzen sie überzeugend aus. Besonders beeindruckend und ergreifend ist Liraz‘ Geschichte. Hinter der eiskalten Seraphim, die ihren Gegner ohne mit der Wimper zu zucken den Garaus machen kann, steckt in Wahrheit eine Persönlichkeit, die man sicherlich nicht erwartet hätte.
Zuzana, Karous beste Freundin, und Mik, Zuzes Freund, bringen ein paar Sonnenstrahlen in die sonst so düstere Geschichte. Zuze, die schon im ersten Band bewies, dass sie nicht auf den Mund gefallen ist und vor keinem Abenteuer zurückschreckt, macht sich gemeinsam mit Mik auf die Suche nach Karou. Sie reisen nach Marokko, durchqueren die Wüste und finden Zuzes Freundin tatsächlich auch – umgeben von einer Meute Chimären, die Zuzana mit ihrer quirligen Art natürlich sofort um den Finger wickelt. Immer einen frechen, aufmunternden oder berührenden Spruch auf den Lippen, zaubern Zuze und Mik nicht nur Karou trotz der grausigen Zeiten ein Lächeln ins Gesicht. Wer das Paar bereits in „Daughter of Smoke and Bone“ ins Herz geschlossen hat, wird sie nach diesem Band mit zu seinen Highlights der Reihe zählen.
Auf den letzten Seiten findet sich nun übrigens ein kleines Personenregister, das die wichtigsten Charaktere zusammenfasst und kurz vorstellt. Wer zwischen den Bänden eine größere Lesepause einlegen musste, findet hier also eine kleine Stütze, die den Wiedereinstieg in die Serie erleichtert.
Fazit:
„Days of Blood and Starlight“ von Laini Taylor, der zweite Band der „Zwischen den Welten“-Trilogie, schlägt eine ganz andere Richtung als sein Vorgänger ein. Ließ man sich in „Daughter of Smoke and Bone“ noch von dem romantischen Prag und der Magie der Geschichte verzaubern, wird man nun fast ausschließlich mit dem grausamen und blutigen Krieg konfrontiert. Sowohl die Seraphim als auch die Chimären müssen Opfer bringen und Verluste erleiden, die für eine mehr als bedrückende Atmosphäre sorgen. Die Spannung kommt dabei allerdings nicht zu kurz! Ob es für Karou, Akiva und ihren Traum einer neuen Welt noch Hoffnung gibt? „Days of Blood and Starlight“ liefert die perfekten Voraussetzungen für ein grandioses Finale einer einzigartigen Trilogie. Für „Days of Blood and Starlight vergebe ich gute 4 Sterne.