Reihe: Die Chronik des eisernen Druiden 2
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
“Verhext” ist der zweite Teil der Chroniken des eisernen Druiden von Kevin Hearne, der nahtlos an seinen Vorgänger “Gehetzt” anschließt.
Auch grafisch passt das Buch zu seinem Vorgänger: Das Cover ziert ein mit einem Schwert bewaffneter, rothaariger junger Mann, der dem Leser von Band eins durchaus bekannt vorkommen sollte. Auf dem ausgestreckten linken Arm des Mannes kann man eine (Druiden-)Tätowierung erkennen. Der Hintergrund ist leuchtend gelb und wer genau hinschaut, sieht in der rechten Ecke die steil ansteigende Wand eines Berges. Mich hat es gleich überlegen lassen, in welche Situation es Atticus, der Held der Geschichte, diesmal verschlagen hat – und dann habe ich schleunigst mit dem Lesen angefangen.
Nachdem Atticus jahrhundertelang auf der Flucht vor Angus Og und seinen Schergen war könnte man meinen, dass er mit dessen Tod endlich seine Ruhe hat. Doch weit gefehlt: Als Bezwinger zweier Götter steht er nun mehr denn jeh’ im Mittelpunkt. Einige (Göttinnen) fürchten um ihre Machtposition und wollen sie mit Atticus Hilfe festigen, während andere hoffen, mit Atticus Unterstützung einen weiteren Gott ins Jenseits schicken zu können. Und die nächsten Probleme lassen auch nicht lange auf sich warten – zum Glück muss Atticus diesen zumindest nicht vollständig allein gegenüberstehen, auch wenn jede Hilfe ihren Preis hat.
Schon mit den Ersten Seiten des Buches schafft es Kevin Hearne, den Leser zu überraschen: Innerhalb kürzester Zeit bekommt es Atticus mit zwei leicht (oder noch weniger) bekleideten Göttinnen zu tun, die ziemlich eindeutige Absichten hegen. Die ersten Schwierigkeiten, die Atticus in Anbetracht der Situation allerdings ziemlich gut zu meistern versteht. Dem freundlichen Spott der alten irischen Witwe aus der Nachbarschaft hat er allerdings nicht viel entgegenzusetzen, als er quasi nackt in ihrem Vorgarten auftaucht (druidische Verwandlungskünste haben durchaus ihre Nachteile). Tatsächlich ist es gerade die Frauenwelt, die Atticus in diesem Band gehörig zusetzt: Friedensverhandlungen mit einem Hexenzirkel, ein weiterer Hexenzirkel der ebenen jenen (nebst Atticus) vernichten möchte, eine gutaussehende Schülerin, fanatische Bacchusanhängerinnen, die die Stadt in Orgien-Stimmung versetzen und eine uralte Hexe, die auf ihr Karma bedacht einen hohen Preis für ihre Unterstützung fordert.
Aber auch Atticus männlichen Freunde (und Bekannte) sind – abgesehen vom Wolfshund Oberon – aktuell nicht gerade einfach zu handhaben: Sein vampirischer Anwalt hat nicht vor mit Atticus zu reden, bis dieser einwilligt, ihm im Kampf gegen den Donnergott Thor beizustehen, Coyote ist der Meinung, dass es Atticus Aufgabe ist, die Dämonen, die ihn jagen zu vernichten und damit die einheimische Bevölkerung zu schützen, der nervige Nachbar von gegenüber gibt noch immer keine Ruhe (ein Blick in seine Garage könnte Atticus dafür allerdings fast entschädigen) und auch die Polizei hat Atticus noch immer im Blick – da hilft auch keine Versicherung, dass die Pornos, die die weibliche Polizistin in seiner DVD-Sammlung finden könnte, ganz sicher nicht von ihm seien.
Ein Haufen Probleme also, die Kevin Hearne, dem Leser gewohnt humorvoll darstellt. Aber auch Spannung und Action kommen in diesem Band nicht zu kurz. Tatsächlich kommen neben der fast schon erwarteten Magie auch eine Panzerfaust und ein paar Granaten zum Einsatz – es bleibt also bei der verdammt guten Kombination aus Magie und Technik, Humor und Schlagfertigkeit (im doppelten Sinne), Spannung – und jeder Menge Ausflüge in die verschiedensten Mythologien.
Mir hat das Buch genauso gut gefallen wie sein Vorgänger – und ich bin schon unglaublich gespannt auf die Fortsetzung. Eine deutsche Übersetzung ist zwar noch nicht in Sicht, im englischen warten allerdings schon die nächsten fünf Bände darauf, von mir gelesen zu werden – und lange müssen sie darauf ganz sicher nicht warten.