Reihe: Supernatural Secret Agency Eine Rezension von Gloria Manderfeld |
Das Leben könnte so leicht sein – wenn man nicht gerade wie Arvid Warner halb Mensch, halb Geist ist und zudem seit einiger Zeit Junioragent in der Supernatural Secret Agency, kurz 'SuperNat'. Nach seinem ersten Auftrag, der ihn zu den Elfen nach Irland geführt hat, ist Arvid in die Elfe Brianna verliebt und würde viel lieber in seinen Tagträumereien über die ferne Liebste schwelgen als mit dem nächsten Fall konfrontiert werden. Doch da das Leben bekanntlich kein Wunschkonzert ist, wird Arvid von seinen beiden Senior Agents Otto und Alberta kurzerhand aus der Schule per Helikopter nach Transsylvanien entführt, wo aufsässige Vampire eine Forderung an SuperNat gestellt haben: Um ihre Vampir-Ahnengeister zu ehren, soll die vorgebliche Stammburg von Graf Dracula wieder in ihren Urzustand versetzt werden – ansonsten drohen blutige Konsequenzen. Otto vermutet hinter dieser Ansage allerdings terroristische Geister, welche die Vampire auf ihre Seite gezogen und zu ihren Handlangern gemacht haben. Deren Ziel soll es sein, die Teile einer vormenschlichen Maschine zu gewinnen, von denen er auch einige in den Tiefen der Dracula-Burg vermutet – wird die Maschine zusammengesetzt, könnte dies das Ende der Menschheit bedeuten.
Doch vorerst gilt es, das Gewirr an widerstreitenden Interessen vor Ort auseinander zu nehmen, da der herrschende Vampirrat die aufsässigen Vampire keineswegs unterstützt, eine Vampirgeistin Arvids Liebesleben gehörig durcheinander wirbelt und seine neue Freundschaft mit einem Dhampir und dessen Freundin auf eine harte Probe gestellt wird. Auch die Legende um einen 'magischen Pfad', der zur Burg führen und alle heilen soll, die ihn benutzen, gibt den drei SuperNat-Agenten Rätsel auf. Die Forderungen der Vampire werden immer nachdrücklicher, während das Agenten-Trio in der vampirverseuchten, geheimnisvollen Gegend ermittelt, und schließlich kommt es zum Eklat – Touristen werden angegriffen und ausgesaugt, und nun lässt sich nicht mehr vermeiden, dass sie dem Rätsel in der Tiefe von Draculas Burg auf den Grund gehen müssen – und dort lauert tatsächlich etwas Grauenvolles …
'Die Rache der Vampirgeister' ist klar auf jugendliches Publikum ausgerichtet – ein fünfzehnjähriger, verliebter Protagonist, der bisweilen seine liebe Not hat, all den Erwartungen gerecht zu werden, die in ihn gesetzt werden. Gerade durch sein Verzweifeln und seine Ratlosigkeit wird Arvid dem Leser sympathisch, seine Versuche, aus einer vertrackten Situation noch das Beste zu machen, lassen ihn als Haupthandelnden realistisch erscheinen. Da die ganze Erzählung aus seinem Blickwinkel geschildert wird, geht in Situationen, in denen er sich nicht auf die Unterstützung seines Hilfsgeistes und seiner Senioragenten verlassen kann, der Spannungsbogen angenehm voran. Auch Arvids sonstige Gefühlslagen erscheinen für einen Jugendlichen glaubhaft, generell ist sehr angenehm, dass er nicht als die Welt rettender Supertyp daher kommt, dem alles einfach zufällt.
Arvids Begleiter Otto und Alberta erscheinen hingegen etwas einseitig – zwar erhält man durch die Verwendung der Geistsprache (einer Art telepathischen Verständigung der drei Agenten, wenn sie sich in der Nähe zueinander befinden) Einblicke in ihre Gemütslage, aber dies steht meistens deutlich hinter ihrer eigentlichen Aufgabe als Unterstützer des Hauptcharakters zurück. Gerade Alberta tritt hinter dem dauerfluchenden, auch physisch präsenteren Otto ein gutes Stück zurück und bleibt recht blass charakterisiert – hier hätte es etwas mehr sein dürfen, vielleicht auch durch gemeinsam allein mit Arvid durchlebte Gefahrensituationen. Auch die verwendete Sprache, die durch ihren bewusst lässigen Tonfall und viele Anglizismen oder Denglisch-Anleihen modern wirken soll, wirkt gerade aus dem Mund der erwachsenen Senior-Agenten eher deplatziert, bei Arvid selbst oftmals bemüht und nicht angemessen. Natürlich ist es immer schwer, sich dem aktuellen Jugendwortschatz anzupassen – vor allem für einen Autor mit Jahrgang 1958 – in sofern wäre es vielleicht geschickter gewesen, auf eine derartige, deutliche Referenz zu verzichten und die Sprache neutraler zu gestalten.
Das Thema Vampire wird derzeit an jeder Stelle bemüht und erscheint deswegen etwas ausgelutscht – doch gelingt es hier dem Autor, durch die Auseinandersetzung mit sowohl der historischen Person Vlad Draculeas als auch der Sagengestalt Graf Dracula dem Lesepublikum aufzuzeigen, dass es noch mehr gibt als die Bis(s)-gefärbte Vampirwelt mit Verliebtheitsgarantie. Auch die verschiedenen Vampirarten, mit denen es das Agententrio vor Ort zu tun hat und die sich durch Aussehen und Methoden grundlegend unterscheiden, zeigen recht nachdrücklich, dass Vampire nicht zwangsläufig kuschelig und handzahm sein müssen.
Fazit: Unterhaltsamer Jugendroman zum Thema Übernatürliches und Vampire – allerdings sprachlich nicht wirklich bei der Zielgruppe angekommen. Sechs von zehn möglichen Punkten.