Titel: Das Flüstern der Toten Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Charley Davidson hat einen etwas speziellen Job – sie dient Toten als Portal ins Jenseits. Manche dieser Toten wollen aber nicht gleich gehen, da in ihrem Leben oder anlässlich ihres Endes einiges ungelöst blieb. Charley muss oft Ermittlungsarbeit leisten, bevor sich die jeweiligen Toten endlich auf den Weg machen. Da ist es von Vorteil, dass ihr Onkel bei der Polizei arbeitet, und nebenbei von ihren Fähigkeiten, mit Toten sprechen zu können, profitiert. Auch ihr Vater war Polizist und kann ihr immer noch manch‘ guten Rat geben. Eines Tages werden drei Anwälte einer Kanzlei ermordet und suchen nach ihrem Tod Charley auf. Ihr Mörder muss gefunden werden, bevor sie das Portal durchschreiten können. Hilfe erhält Charley dabei von ihrer Freundin und Mitarbeiterin Cookie und dem Geist eines 13jährigen ehemaligen Gangmitglieds, der nicht ins Jenseits gehen will. Der Fall gestaltet sich gefährlich und benötigt Charley ganze Fähigkeiten.
Wenn da nur nicht dieser erotische Mann wäre, der in letzter Zeit ihre Träume heimsucht und dem sie immer mehr verfällt. Und dann ist da noch eine geheimnisvolle Gestalt im schwarzen Kapuzengewand, die seit ihrer Kindheit immer dann auftaucht, wenn sie in Gefahr ist und sie aus gefährlichen Situationen befreit.
Sie muss viel Überzeugungsarbeit bei ungläubigen Polizisten und undankbaren Geistern leisten bis sie endlich den Fall klären und damit einen unschuldigen Mann vor langjähriger Haft bewahren kann.
Der vorliegende Roman ist Auftakt einer neuen Reihe, deren zweiter Band vom Lynx-Verlag im Januar vorgelegt werden soll. Wie bei einem Buch aus diesem Verlag zu erwarten, bietet er ein Mix aus paranormalem Personal und Erotik. Das alles wird in eine Kriminalgeschichte verwoben. Der Roman lebt stark von der Heldin, die die Geschichte in Ich-Form erzählt. Humor und Schlagfertigkeit sind ihre wichtigsten Eigenschaften. Sie geht unbekümmert mit ihren Fähigkeiten um, obwohl es sicher gelegentlich schwierig für andere ist, wenn sie lebhafte Gespräche mit Wesen führt, die sonst niemand sieht. Sie hat einen netten Freundeskreis um sich geschart, dessen lebende und tote Mitglieder hoffentlich in den nächsten Bänden etwas mehr Persönlichkeit erhalten.
Der Erotik-Teil des Romans ist es, der diesen Roman von anderen Urban Fantasy-Romanen unterscheidet. Erst gegen Ende stellt sich heraus, wer der geheimnisvolle Fremde mit dem dunklen Kapuzengewand ist und auch die Identität des nächtlichen Liebhabers wird gelüftet. Hier erwartet den Leser eine kleine Überraschung und es gibt sicher noch viel Potenzial für weitere Geschichten.
Insgesamt ein unterhaltsamer Roman mit einer erfrischend frechen und witzigen Heldin. Die Figuren sollten in den Folgeromanen noch mehr Tiefe bekommen, damit die Reihe weiteren Lesespaß bieten kann. Aber auch so bietet das Buch von Darynda Jones eine flüssig zu lesende Geschichte, die sich schnell liest und Vergnügen bereitet. Ein gelungener Auftakt. Ich werde sicher auch den zweiten Band lesen.
Etwas schade fand ich, dass der deutsche Verlag den Titel des Buches in der Übersetzung so stark verändert hat. „Erstes Grab rechts“ – so etwa lautet der Originaltitel in der Übersetzung und das hätte so viel schöner zum Cover gepasst.