Titel: Die Unglaublichen Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Die guten Zeiten für Superhelden sind längst vorbei. Die maskierten Helden verloren mehr und mehr die Unterstützung der Regierung als die wiederholte Rettung ganzer Städte eine Reihe von Prozessen mit gewaltige Schadensersatzforderungen nach sich zogen und sogar ein Selbstmörder Klage erhob, dass er ohne Zustimmung gerettet wurde (nette Seitenhiebe auf die amerikanische Justiz).
Die Regierungen drängten die Helden in den Ruhestand und so fristet Bob Parr alias Mr. Incredible ein freudloses Dasein in einer Versicherung. Anstatt den Leuten zu helfen muss er die Schadensersatzanträge unter fadenscheinigen Argumenten ablehnen. Doch Bob wäre kein Superheld, wenn er nicht den Geschädigten unter vorgehaltener Hand Tipps geben würde, wie sie dennoch an ihr Geld kommen. Das bleibt auf Dauer natürlich nicht unentdeckt und Bob kündigt (sprich: er verliert die Fassung und drischt seinen Chef durch fünf Rigipswände). Arbeitslos kommt ihm das Angebot, einen gefährlichen Spezialauftrag durchzuführen gerade recht. Schnell wird das alte Superhelden Kostüm ausgegraben und der Auftrag ausgeführt. Er ahnt nicht, dass hinter allem der Superschurke Syndrome steckt, der es sich zum Ziel gesetzt hat, alle Superhelden auszuschalten.
Als man bei Pixar bekannt gab, was für ein Projekt man angehen wollte, sagten Kritiker, das ganze kostet 400 Mio. Dollar und benötigt 200 Jahre. Nie zuvor wurde ein Film animiert, in dem nur Menschen die Hauptrolle spielten. Das war in der Tat ein gewagtes Unternehmen, aber am Ende überzeugte Pixar wieder einmal und stellte den Film ein einer akzeptablen Zeit zu akzeptablen Kosten fertig. Und was für ein Film heraus gekommen ist: Der neue Streifen zeigt die selben liebenswerten Personen und das selbe Feuerwerk an Gags wie in Monster AG oder Findet Nemo. Doch zum ersten Mal peilt Pixar ein Zielpublikum an, dass deutlich älter ist als das bisherige Publikum und als erster Pixarfilm überhaupt wurden Die Unglaublichen erst ab 6 Jahren freigegeben. Das hat mehrere Gründe: Zum einen wird viel Gewalt gezeigt, die trotz der comichaften Art keineswegs für die Kleinsten geeignet ist. Aber der Hauptgrund ist die viel komplexere Story, die den erwachsenen Zuschauer ansprechen soll. Die Fans von Comicverfilmungen, aber auch von James Bond Filmen stellen eine sehr große Zielgruppe dar, so dass die Rechnung aufgehen dürft. Alles andere wäre wohl eine Überraschung, denn Brad Bird wartet mit einem hervorragenden Drehbuch auf.
Eigenen Worten zufolge war das Vorbild für seine Superhelden ein Familie, denn eine solche müsste ständig mit großen Problemen fertig werden: Der Vater, der ständig mit allem fertig werden muss, hat Superkräfte, die Mutter, die überall gleichzeitig sein muss, kann sich dehnen, der Sohn will immer überall zugleich sein und deswegen ist er superschnell während die Teenager Tochter am liebsten überhaupt nicht wahrgenommen werden möchte und deswegen unsichtbar werden kann.
Was für ein Film kann mit solchen Figuren entstehen? Das Ganze wirkt wie eine überdrehte Version der Fantastic Four. Sicherlich war die berühmte Marvel Superhelden Familie das Vorbild für diesen Film, wenngleich in diesem Film auch viele Familieninterne Probleme dargestellt werden. Wie z. B. soll man vor seinen Kindern etwas verheimlichen, wenn das eine superschnell ist und das andere sich unsichtbar machen kann? Oder auch, wie ein Streit zwischen den Kids geschlichtet werden soll (sehr, sehr amüsant). In der zweiten Hälfte wandelt sich der Film ein wenig und der Fokus wird von der Familienthematik verstärkt auf das Agentengenre gelenkt. Man entdeckt vieles, was man aus den James Bond Streifen der Sean Connery Ära her kennt: Schurkenbasen auf einsamen Inseln mit fiesen Überwachungsrobotern und Hundertschaften skrupelloser Soldaten, die mit fantastischen Gefährten die Verfolgung der Helden aufnehmen bis hin zu einem Superschurken, der in einem Monolog den ganzen Plan ausplaudert, damit James Bond, äh, Mr. Incredible die Welt retten kann. Sehr schön.
Brad Bird hat gut daran getan, den Fokus zu wechseln, denn es hätte durchaus die Gefahr bestanden, dass die Familiengags am Ende etwas abgedroschen geraten wären. So aber hält der Film das Tempo von Anfang bis zum Ende durch und man möchte am Ende am liebsten den Film gleich noch einmal von vorne sehen.
10 von 10 Punkten.
Die Unglaublichen - Rezension von Andreas Schweitzer