Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Während Forscher Pfeffer verzweifelt versucht von kafkaschen Forschungsstation zu entfliehen und es ihm einfach nicht gelingen mag versucht der Walddorfbewohner Kandid die STADT zu erreichen, wenngleich er auch keine Ahnung hat, wo diese liegt, noch was er sich darunter vorzustellen hat.
Das Buch ist, obwohl hervorragend geschrieben, nur schwer verständlich. Beide Handlungsebenen scheinen keinen Bezug zueinander zu haben und auch der Schluss ergibt so recht keinen Sinn. Alles erschließt sich aber, wenn man sich vor Augen hält, dass Arkady und Boris Strugatzki die Zustände in der Sowjetunion kritisierten.
Zunächst beschrieben sie 1966 mit dem Kandid Teil des Werks die Hilflosigkeit und das Unverständnis, das die Menschen dem Moloch Sowjetunion entgegenbrachten. Es gibt keinen Weg, den man gehen kann. Überall Hindernisse und keine Versorgung. Am Ende eine Konfrontation mit etwas, dass man noch nicht einmal annähernd versteht. Zuguterletzt sind da noch die Leichenmenschen - Zombies mit einer hohen Körpertemperatur. Die Strugatzkis erklären nicht, woher sie kommen und wohin sie gehen, aber ist dass mit Leuten, die sich einem System unterwerfen nicht genau so?
Im zweiten Teil des Buchs, verfasst 1968, werden die Ereignisse um den Wissenschaftler Pfeffer erzählt. Dieser Teil wurde zwei Jahre später verfasst und diesmal richtete sich der Angriff der Strugatzkis gegen die Bürokratie. Auf surealster Weise, die einen Franz Kafka alle Ehre gemacht hätte, wenden sich die Autoren gegen das System. Pfeffer wird zum Spielball der Mächte und er erhält reihenweise unsinnige Anweisungen und wird von Ort zu Ort gescheucht. Am Ende jedoch ergibt sich Pfeffer ebenso dem System wie es auch Kandid gemacht hat.
Betrachtet man das ganz Buch weniger von der politischen Seite als vielmehr von der phantastischen Seite, so ergibt die Teilung in zwei Handlungsebenen ebenfalls einen Sinn. Während Pfeffer von außen auf den Wald schaut und den Blick für das Detail verliert, ergeht es Kandid genau umgekehrt. Er erkennt sprichwörtlich den Wald vor lauter Bäumen nicht und ist unfähig, die Ereignisse zu begreifen, da ihm der Blick für das Detail fehlt. Da beide Protagonisten scheitern bleiben die Strugatzkis dem Leser die Erklärung für all die Ereignisse schuldig, doch das passt zum Wesen des Buchs. Dennoch hinterläßt das Buch in einem ein unbefriedigendes Gefühl. Man muss sich dann vor Augen halten das Die Schnecke am Hang in erster Linie ein politisches Buch ist und erst danach als phantastisches Buch angesehen werden kann.
Der Titel allerdings ist mir auch jetzt noch rätselhaft. Vielleicht hat man ein russisches Sprichwort übersetzt, dass im Deutschen natürlich keinen Sinn ergibt. Gemeint könnte sein, dass eine Schnecke auf einer schrägen Ebene nicht voran kommt und ständig abrutscht. Gleich dem Sisyphus, der den Stein immer wieder einen Hang hinauf rollt kommen die Protagonisten nicht voran. Trotz allem bin ich von dem Buch nur mäßig begeistert. Ich wollte einen phantastischen Roman und kein politisch motiviertes Werk lesen. Deswegen nur 7 von 10 Punkten.