Titel: Die Räder der Welt Eine Rezension von Alexander Haas |
Man stelle sich vor: unser heimisches Sonnensystem ist ein Uhrwerk und die Planeten reisen auf gigantischen Zahnrädern um die Sonne. Die Erde wiederum hängt durch ein Zahnrad in diesem System, das entlang des Äquators verläuft und so als gigantische Mauer die Nordhalbkugel von der Südhalbkugel trennt. Ein Austausch zwischen beiden Seiten findet nicht statt - nur wenigen gelingt der Transfer von Nord nach Süd oder umgekehrt. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir Leser die Geschichte betreten, wird die Nordhalbkugel von großen imperialen Reichen beherrscht: England, Frankreich, China …
Die USA (zumindest der Teil, den wir kennenlernen) ist von England beherrscht. Hier treffen wir auf den jungen Uhrmacher Hethor, der eines Nachts Besuch des Erzengels Gabriel bekommt. Dieser gibt ihm den Auftrag, den ominösen Schlüssel der ewigen Bedrohung zu finden und damit die Antriebsfeder der Erde wieder aufzuziehen, bevor sie stehen bleibt.
Gläubig wie Hethor ist, macht er sich auf den Weg, welche Widerstände er auch überwinden muss. Da er jung ist und, somit in der Hierarchie der Welt ganz weit unten steht, versucht er sich Hilfe zu besorgen. Es verwundert nicht, dass er zunächst nur auf Ablehnung und Gespött trifft, aber ein paar wenige wollen und können ihm helfen und schicken ihn auf eine gefährliche Reise, die ihn bald auf ein Luftschiff in Richtung Äquator bringt - hin zur großen Mauer, die die Welt trennt. Es dauert auch nicht lange bis er merkt, dass seine gefährlichsten Widersacher nicht jene sind, die ihm nicht glauben, sondern jene, die zweifeln ob das Uhrwerk der Welt wirklich wieder aufgezogen werden sollte …
Die Welt ein Uhrwerk, aufgehängt in einem viel größeren (Sonnen)-System?
Das ganze dann eher als Fantasy-Roman, denn als SF verpackt; das ist nun mal wirklich eine abgefahrene Mischung. Eigentlich so abgefahren, dass man sich kaum vorstellen kann, dass der Roman da mithalten kann. Tut er auch nicht, aber er ist weit davon entfernt schlecht zu sein. Das große Problem ist zugleich sein Mittelpunkt: Hethor, der Hauptcharakter. Er stiefelt als junger Lehrling hinaus, um die Welt zu retten. Dabei hat er allem, was ihm entgegengeworfen wird, eigentlich nur seinen festen Glauben entgegegen zu setzen, und exakt jener geht einem doch etwas auf die Nerven - aber gerade so, dass man es noch aushalten kann. Eigentlich muss man nur abwarten, bis wieder das nächste Chaos über dem Armen ausbricht und schon ist wieder etwas “Ruhe”. Ich will aber auch nicht übertreiben, Hethor ist zwar hin und wieder etwas nervig, aber nicht unsympatisch und so fiebert man mit ihm, wenn er mal wieder in ein neues Desaster schlidert. Es ist ja nicht so, als hätte er die große Wahl. Von der Struktur handelt es sich um einen “klassischen Quest”-Roman. Der Protagonist “stolpert” von einem Chaos ins Nächste und ist am Ende irgendwie am Ziel.
Weitere wesentliche tiefer gehende Charaktere gibts mit einer Ausnahme (später im Roman) eigentlich nicht. Der Roman muss seine Spannung also im Wesentlichen aus der Story ziehen. Da diese aber eher ein chaotisches Stolpern von einem Chaos zu Chaos ist, ohne das die Protagonisten scheinbar Einfluss nehmen können, bleibt auch das eher aus - so richtig spannend wirds dann deshalb auch nicht.
Fazit:
Story und Spannung geht so, aber nichtsdestotrotz macht die Idee und die Welt so einiges wett; ich würde jeden Nachfolge-Band blind kaufen!