Titel: Die Mars-Chroniken Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die erste bemannte Expedition wird nach der erfolgreichen Landung unbemannter Sonden auf den Weg zum Mars geschickt. Die Astronauten York und Conover landen zwar, werden aber vom Ehemann der Marisanerin Illa umgebracht, nachdem die Landung der Erdlinge durch Träume der Frau vorhergesehen wurde. Die zweite Expedition der Astronauten Black, Hinkston und Eric Lustig landet ebenfalls erfolgreich, stösst jedoch zur grossen Überraschung der drei auf originalgetreue Häuser aus dem amerikanischen Dorf Green Bluff in Illinois. Nachdem sie in das Dorf vorgestossen sind und auf viele aus ihrer Kindheit bekannte Dinge treffen, tauchen seit langen todgeglaubte Verwandte auf und heissen die Raumfahrer willkommen. Mütter, Brüder und Grosseltern nehmen die Astronauten in beschlag und vermitteln ihnen, zuhause zu sein. Nachdem sie bereits mit Schokoladenpudding vergiftet wurden, teilen sich die Marsianer ihnen kurz vor ihrem Tode mit und erklären sich. Durch die Vorgaukelung von Illusionen aus den Erinnerungen der drei hat man sich gegen die Invasion von der Erde wehren wollen.
Die 2001 gestartete dritte Expedition findet nur noch tote Städte auf dem Mars vor, der Archäologie/Mediziner Spender berichtet von vielen tausend Toten, die offenbar vor kurzem an Windpocken gestorben sind. Eine der beiden ersten Expeditionen hat offenbar die Kinderkrankheit eingeschleppt, die die ganze marsianische Rasse ausgelöscht hat. Nachdem sich die Mitglieder der Expedition Zeus III recht wüst aufführen und auch schon beginnen, die Umwelt des Mars zu verschmutzen, setzt sich Spender nach einem Streit ab, kehrt allerdings nach einer Woche zurück, behauptet, Marsianer getroffen zu haben und tötet alle Kameraden bis auf Captain Wilder und Parkhill. Nach einer kurzen Jagd kann Wilder Spender stellen, dieser versucht seinem Vorgesetzten klar zu machen, dass die künftigen Besucher und Bewohner des Mars die alte Zivilisation oder das was davon übrig ist, verschwinden lassen würden und den Mars an die Erde anzugleichen versuchen werden. Dies will er verhindern. Er bittet Wilder, sich darum zu kümmern, das die marisanische Kultur erhalten bleiben würde. Spender wird erschossen, der Mars steht den Menschen, insbesondere der USA, nun zur Verfügung.
Teil 2: Die Kolonisten
Im Jahre 2003 ist der Mars fest im Griff der ersten Kolonisten. Unter der Regie des Gouverneus Wilder entstehen Abbilder der früher in den USA so zahlreichen Wild-West-Dörfer - zusammen mit Coca Cola, Geldautomaten, Bars, leeren Kirchen und Müllbergen. Sam Parkhill hat zum Beispiel mit seiner Frau einen Truckstop eingerichtet, vergeblich auf Kunden wartend - ein Spiegelbild des Amerikan Way of Life? Anderswo wird eine 250.000 Jahre alte marsianische Stadt abgetragen, zum Export zur Erde, wo sie in einen Themenpark eingebettet werden soll. Zwei Pater, Stone und Peregrine, sollen sich um das Seelenheil der Siedler kümmern, jedoch ist Stone sehr fasziniert von den Geschichten über Marsianer und wandert in die Berge. Dort treffen beide Christen blaue Lichtkugeln, die Stone bei einem waghalsigen Selbstversuch das Leben retten und sich als uralte Lebensform des Mars zu erkennen geben, die schon vor den bekannten Marsianern existierten.Stone will eine Kirche für sie errichten, das lehen die Lebensformen jedoch ab.
Das Ehepaar Lustig, die Eltern des gestorbenen Eric Lustig der zweiten Marsexpedition, haben sich nahe des Sterbeortes ihres Sohnes niedergelassen. Während deines Gewitters tauch plötzlich ihr todgeglaubter Sohn wieder auf, nach einem Besuch in der nahegelegenen Stadt wird aber schnell klar, dass Eric in Wirklichkeit ein Marsianer ist, der je nach Wunsch der ihn umgebenden Menschen die entsprechende Gestalt annimmt. So kann Dave Lustig ihn, der als totgeglaubte Tochter eines anderen Paares vereinnahmt wurde, kurzzeitig "befreien", jedoch stirbt der Marsianer aufgrund der zu starken Gedanken seiner Umgebung. Wilder, der so gerne einmal mit einem Ureinwohner sprechen wollte, kommt zu spät und kann den Marsianer nur noch sterben sehen (mit recht dümmlichen Gesichtsausdruck von Rock Hudson inklusive).
Sam Parkhill bekommt ebenfalls Besuch von Marsianer. Nachdem er aufgrund eines Missverständnisses mehrere Ureinwohner getötet hatte, überreicht ihm einer der Besucher eine Urkunde, das ihn als Besitzer (wohl er stellvertretend für die Menschheit) des halben Mars ausweist.
In diese Ereignisse bricht die verstöhrende Nachricht, das auf der Erde ein Atomkrieg ausbricht und sich die Menschheit nuklear vernichtet...
Teil 3: Die Marsianer
Weitere drei Jahre später... Captain Wilder bricht zur Erde auf und stellt fest, das diese entvölkert und unbewohnbar ist. In der Missionszentrale des Mars-Projektes sprechen nur noch die Computer miteinander. Die Mars-Bevölkerung ist offenbar evakuiert worden - der Mars so gut wie leer - unabhängig der unlogischen Tatsachen, das gar nicht so viele Raketen zur Verfügung standen und andererseits die Erde ja unbewohnbar ist.
Ben Driscoll, der sich zur Zeit der Evakuierung in den Bergen aufhielt, stirbt fast vor Langeweile und Einsamkeit. Mittels try and error mit einem Telefonbuch nimmt er Kontakt mit Alice auf, die 1500 Kilometer entfernt lebt. Sofort startet er mit einem Hubschrauber (der zufällig von der dritten Expedition vor fünf Jahren seinem Haus abgestellt wurde?) und erreicht nach einem nächtlichen Flug seine erhoffte Eva, die er als Adam beglücken kann. Jedoch ist diese völlig durchgeknallt und hat nur Schminken, Frisur, ihre Figur und ihren Teint im hohlen Kopf und so verliert Ben nach einem völlig deprimierenden und missglückten Abend die Geduld und trollt sich wieder.
An anderer Stelle lebt der Arzt Hathaway mit seiner Frau und seiner vierzehnjährigen Tochter, ungeduldig auf Rettung vom Mars wartend. Als eine Rakete mit dem zurückkehrenden Wilder und dem Pater Peregrine bei ihm landet, erleidet er einen Herzanfall und stirbt. Seine Frau und seine Tochter hat er sich nach deren Tod vor einigen Jahren als Androiden wiedererschaffen, um seine Einsamkeit zu bekämpfen. Wilder und Peregrine lassen beide zurück, nachdem Hathaway neben den sterblichen Überresten seiner richtigen Familie begraben wurde. Die beiden Frauen finden einen neuen Lebenszweck, als Ben Driscoll auftaucht und nach einer Mahlzeit fragt....
Captain Wilder trifft eines Nachts bei einer Spazierfahrt in einer marsianischen Kulturstätte einen Marsianer. Beide können sich nicht berühren, da sie offenbar verschiedenen Zeitepochen entstammen. Jedoch versucht Wilder endlich die marsianische Kultur und Wesensart zu verstehen. Nach dieser Begegnung schnappt er sich seine Frau und seine beiden Kinder und macht sich in einem Schlauchboot einen Marskanal hinunterfahrend auf die Suche nach sich selbst. Wilder eröffnet seiner Famile, das sie nun die Marsianer seien und sich nun auf das Leben hier einstellen würden.
Für den TV-Dreiteiler, der 1980 mit grossem Aufwand geschaffen wurde, hat man einige Episoden aus Ray Bradburys Roman genommen, Captain Wilder als Roten Faden eingefügt und eine relativ oberflächliche Geschichte der menschlichen Besiedlung des Mars geschaffen, die sich mehr oder weniger nebenher mit den Themen Religion, menschliche Dummeheit, Umweltschutz und Atomkrieg befasst. Wenn man den Film für sich allein betrachtet, so kann man der Versuchung verfallen, einen guten Episodenfilm zu sehen - beim zweiten, genaueren Hinschauen erkennt man jedoch eine Fülle von Brüchen, unlogischen Handlungen und unstimmigen Lücken. Die hölzern wirkenden Schaupspieler - hier ragt Rock Hudson besonders vor - ziehen den Film zudem in die Länge und nehmen ihm so viel Tempo, das man manchmal ungeduldig mit den Fingern auf der nächstbesten Tischplatte trommelt. Die amüsante Episode mit der kosmetikbesessenen Alice kann hier nur wenig an Stecke aufholen.
Wenn man den Dreiteiler jedoch mit Bradburys Buch vergleicht, so kann man sich nur noch mit Grausen abwenden. Eines der besten Bücher der SF-Literatur mit mannigfaltiger Gesellschaftskritik und einer eigentlichen Erd-Chronik, der Abrechnung mit dem US-amerikanischen Way of Life, einer grossen Dosis Melancholie und grandiosen Charakteren sowie Dialogen wurde zerrissen, neu gemischt und etwa 10% der ursprünglichen Handlung in ein viel zu dünnes Drehbuch gezwängt. Eigentlich ist es, so bin ich zumindest der Meinung, da ich das Buch kurz vor dem Konsum des Filmes gelesen habe, eine Schande, was man aus dem Roman gemacht hat. Viel haben die beiden Werke nicht gemein. Ich kann Ray Bradbury nur zustimmen, der die Verfilmung seines Romans als "Beleidigung des denkenden Menschen" bezeichnet hat.
Die Mars-Chroniken sind ein viel zu überschätzter mittelmässiger Science Fiction Film der 80er Jahre und eine miese Umsetzung der literarischen Vorlage.
Aufgrunddessen nur 5 von 10 Punkten.
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