Serie / Zyklus: ~ Titel: Die Mars-Chroniken Originaltitel: Martian Chronicles Autor: Ray Bradbury Übersetzer: Th. Schlück und W. Jeschke Verlag / Buchdaten: Diogenes, Heyne
Bücher, die sich der Kolonisation des Mars' annehmen, gibt es wie Sand am Meer, doch Bradburys Beschäftigung mit diesem Thema hebt sich positiv aus der Masse heraus, da er seinem Buch eine meines Wissens einzigartige Struktur gab: Mars-Chroniken setzt sich aus insgesamt 34 in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten zusammen, die jedoch alle - einmal mehr, einmal weniger - die Geschichte der Mars-Kolonisation erzählen. Und eben darin liegt die Stärke und das Besondere des Buches: Obwohl man in jeder Geschichte auf neue Charaktere, Orte und Handlungen trifft, wird der eigentliche Plot konsequent vorangetrieben. Auch wenn Bradbury sich einiges etwas zu einfach macht und man das Ganze auf keinen Fall unter wissenschaftlichen Aspekten betrachtet darf, ist sein Bild der marsianischen Bevölkerung und Kultur bis heute faszinierend. Die majestätisch durch den Sand gleitenden Schiffe, die kristallenen Städte, die Marsianer an sich ... alles so zerbrechlich, doch bezaubernd. Im Laufe des Buches wächst die Sympathie und das Mitleid des Lesers für die Marsianer, während die Menschen sich immer noch durch ihre bewährten Attribute auszeichnen: Furcht und Haß auf alles Fremdartige, Gier und Egozentrik.
Ebenfalls bemerkenswert ist der sich beim Lesen vollziehende Stimmungswandel: Anfangs die witzigen Wendungen wie beispielsweise bei "Die Männer von der Erde", dann Themen wie Rassenkonflikte und Bücherverbrennungen (Lesern von Fahrenheit 451 gut bekannt) und schließlich die Auslöschung des Menschen durch sich selbst.
Urteil: Ein Muß für jeden SF-Leser, auch - oder besser, besonders - nachdem über 40 Jahre seit seiner Entstehung vergangen sind.