Serie: Perry Rhodan: Das rote Imperium, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Im Jahr 1344 NGZ befindet sich Terra in einer scheinbar aussichtslosen Lage. Perry Rhodan und seine Mannen haben das Solsystem hinter dem TERRANOVA-Schirm verborgen, während die Terminale Kolonne TRAITOR dagegen anrennt, um eine der letzten Bastionen der Ordnung in ihre Gewalt zu bringen. Die Zahl der Verbündeten Terras ist auf ein absolutes Minimum abgesunken, so dass jedes Angebot auf Hilfe einen neuen Hoffnungsfunken birgt.
In München scheint sich ein solcher Funken zu zeigen. Aus dem Nichts heraus erscheint an einer historischen Stätte der Durchgang in eine andere Dimension. Das sprichwörtlich in der Luft hängende Fenster beginnt zu sprechen und macht klar, dass es nur einen einzigen gibt, mit dem es verhandeln will: Perry Rhodan.
Sofort macht sich der Resident auf in die bayerische Stadt mit Herz. Das Fenster stellt sich als Zugang zu einer Dimension heraus, die Rhodan aus früheren Zeiten bekannt ist: dem Roten Universum. Das Fenster bietet ihm Hilfe gegen die Terminale Kolonne an, aber er muss sich schnell entscheiden. Es droht zu erlöschen.
Kurzentschlossen schreitet der Resident hindurch, in dem Gedanken, Startac Schröder bei sich zu haben. Doch in der nun aufkommenden Hektik schreitet nicht der Monochrom-Mutant durch die Pforte, sondern ein schmieriger Münchner Ganove namens Wiesel, der die große Chance wittert, an Kohle zu kommen.
Doch Wiesel hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Er findet sich in einer surrealen Durchgangsphase zusammen mit Perry Rhodan wieder. Diese Phase, Transgenese genannt, setzt sich aus Träumen und Ängsten Rhodans zusammen. Ihre Absolvierung ist notwendig, damit sich Rhodan und sein Begleiter auf die Gegebenheiten des Roten Universums einzustellen.
Der Resident zeigt sich zwar überrascht, dass nicht Startac an seiner Seite ist, sondern Wiesel, muss aber das Beste aus der Situation machen. Es gibt kein Zurück mehr. Die beiden Männer schlagen sich durch irreale Szenen, in denen unter anderem auch ein weißes Kaninchen mit einer Taschenuhr auftaucht. In einem Gespräch mit Perry sagt es ihm, dass er die Fossile Stadt erreichen muss. Dies ist sein Ziel, wo diejenigen warten, die ihm ihre Hilfe angeboten haben.
Doch zuerst muss Perry sich einer seiner lange verdrängten Ängste seiner frühesten Kindheit stellen: dem Sandmann.
Doch dies sind alles Streiche seiner Phantasie, denn nachdem er sich mit dem Sandmann herumgeprügel hat und von Wiesel gerettet wurde, steht Perry Rhodan mit seinem Mitstreiter in der Fossilen Stadt und begegnet dort den Menschen des Roten Imperiums. Diese geben sich souverän und stellenweise auch etwas zu großkotzig. Doch bald stellt sich heraus, dass auch im Roten Universum nicht alles stimmt. Die Menschen im Roten Universum sind in zwei Lager gespalten, die sich untereinander nicht grün sind, und beide wollen den Kontakt zum Residenten…
Schon auf den ersten Seiten ist zu erkennen, wer diesmal hinter der eigentlichen Story steckt. Mehrmals bewies Exposéautor Wim Vandemaan schon in der Vergangenheit seine Liebe zu kleinen Details aus dem Perryversum, um sie damit zu garnieren. Mit dem Roten Universum bringt er einen Schauplatz aus der Frühzeit der PR-Serie wieder zum Vorschein, und mit Ernst Ellert einen der schillerndsten Mutanten des ursprünglichen Mutantenkorps.
Der Roman von Michael Marcus Thurner selbst erweist sich als ein etwas zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite beweist er einigen Ideenreichtum, auf der anderen Seite versucht er Dinge ins Spiel zu bringen, die beim Lesen etwas seltsam aufstoßen.
So wirkt die Schilderung Münchens zu Beginn des Romans nicht gerade positiv. Die bayerische Metropole wird als kitschiges Disneyland für Arme geschildert, das nicht nur mit Epsalern in Krachledernen und fingerhakelnden Ertrusern gespickt ist, sondern auch mit jeder Menge zwielichtigem Gesindel, wie beispielsweise Wiesel.
Thurner stellt dies zwar überspitzt dar, wirkt aber dabei oft etwas zu grotesk, was den Lesegenuss etwas schmälert.
Ein weiterer Bruch in der Handlung ist der Übergang von Perry Rhodan und Wiesel ins Rote Universum. Nicht nur, dass PR alles stehen und liegen lässt, als er den Namen Ernst Ellert vernimmt, der Durchgang selbst gestaltet sich zwar sehr farbenfroh, ist aber oft zu sehr bemüht, um zu gefallen.
Dabei ist das völlig unpassende Heranziehen von Motiven aus Lewis Carrolls Alice im Wunderland noch mit das Harmloseste. So wird der Auftritt des weißen Hasen, der keine Zeit für viele Erklärungen hat, etwas nervig und abstrus.
Den Vogel schießt allerdings der Auftritt von Perry Rhodans Urangst ab. Hier gehen mit Thurners Albtraumphantasien dann etwas zu sehr die Pferde durch.
Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass die Story mit einer richtigen Anzahl von guten Ideen auskommt, die von dem österreichischen Autor auch sehr schön umgesetzt werden. Auch wenn der Roman einige Plotholes hat, so weiß er doch zu unterhalten und Lust auf mehr zu machen.
So wird Die Fossile Stadt zu einem soliden Roman, mit dem die Bühne für die beiden folgenden Romane von Christian Montillon und Wim Vandemaan präpariert wird. Wer allerdings ein Highlight zum Auftakt wie bei den vorangegangenen PR-Miniserien erwartet, wird teilweise bitter enttäuscht.