Titel: Die Flucht der Ameisen Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Geologe Gerhard Böhm lebt am Rande der Eifel, während er an der Universität in Köln lehrt. Als Geologe ist er natürlich an seiner Heimat interessiert, und da die Eifel vulkanischen Ursprungs ist, wird sie zum Studienobjekt vor der Haustür. Offenen Auges beobachtet er die Umwelt, und dabei fällt ihm das Verhalten von Ameisen auf. Die hügelbauenden Waldameisenvölker bauen ihre Nester in der Nähe von Verwerfungen und sind trotz des frühen Wintereinbruchs immer noch geschäftig. Dieses Verhalten kann sich der Geologe nicht erklären. Auch seine Frau macht er auf das seltsame Verhalten aufmerksam. Gleichzeitig treten im Raum Aachen und im Neuwieder Becken kleinere Beben auf. Gerhard Böhm macht sich so seine Gedanken und stellt Überlegungen an, ob nicht etwa ein Vulkanausbruch bevorsteht. Der Geologe stellt einen Forschungsantrag, der jedoch abschlägig beschieden wird. Wie soll er nun seine Forschung durchführen, um seinen, wenn auch erst mal unglaublich wirkenden, Verdacht zu überprüfen. Er kann ein paar Kollegen überreden, mit vergleichenden Untersuchungen nach verbindlichen Indikatoren, die auf einen Vulkanausbruch hinweisen. Und ausgerechnet in der ausgelassenen Silvesternacht geschieht das Unfassbare. Unmittelbar am Rhein, flussabwärts zwischen Koblenz und Bonn bricht ein Vulkan aus, schleudert Asche in den Himmel, und flüssige Magma fließt in den Rhein und staut den Fluss auf. Gerhard Böhm und seine Kollegen befinden sich unter den Helfern und ihnen fällt die Gefahr der Dammbildung auf. Für den Fall einer Überflutung des Rheingrabens wäre die Evakuierung Hunderttausender Menschen angeraten. Doch die größte Gefahr geht von der Industrie und den Kernkraftwerken aus, die entlang des Rheins angesiedelt sind.
Die Flucht der Ameisen wurde fachmännisch gut von Ulrich C. Schreiber umgesetzt. Als Fachmann und Sachbuchautor ist er sicherlich erfolgreich. Sein Roman leidet jedoch darunter, im Unterhaltungsbereich nachzulassen. Alles, was sein Fach- und Forschungsgebiet betrifft, ist gut gelungen. Seine Handlungsträger sind mit einem guten beruflichen Profil ausgestattet, aber das menschliche lässt etwas zu wünschen übrig.
Bei den Katastrophenschutzmaßnahmen läuft einiges zu glatt, und andere Probleme werden nur angerissen. Der Nibelungenschatz ist fehl am Platz.
Sieht man von diesen literarischen Entgleisungen ab, bleibt ein Roman, der gar nicht so abwegig ist. In seiner Sachlichkeit überzeugend nähert er sich einem Katastrophenthriller an, ohne sich in dessen Effekthascherei zu verlieren.