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Titel: Die Farbe - H.P. Lovecraft's The Colour Out of Space Eine Rezension von Martin Wagner |
Das H.P. Lovecraft 75 Jahre nach seinem Tod immer noch in aller Munde ist, verdankt er neben seinen Romanen insbesondere den vielen Nachfolgern, die Geschichten in seinen erfundenen Städten und mit seinen erfundenen Protagonisten und Antagonisten erzählen. Sein Einfluss auf die phantastische Horrorliteratur ist aber nur ein Aspekt des Ganzen. In den letzten Jahren wurden einige von Lovecrafts Werken mit leichten Veränderungen verfilmt und andere Verfilmungen wurden angekündigt und dann leider doch wieder auf Eis gelegt.
Von seinem Kurzroman „The Colour Out of Space“ (deutsche Übersetzung „Die Farbe aus dem All“) wurde bereits viermal verfilmt, zuletzt 2009 in Italien und 2010 in Deutschland. Die deutsche Verfilmung trägt den Namen „Die Farbe“ und wurde von der Sphärentor Produktion produziert und wurde nicht nur für viele Preise nominiert sondern auch mit vielen internationalen Genrepreisen ausgezeichnet.
Von ungefähr kommen diese Preise nicht. Die Sphärentor Produktion, die von Huan Vu und Jan Roth geleitet wird, hat sich mit „Damnatus“, ein Film der im „Warhammer 40.000“-Universum spielt, bereits einen Namen gemacht und konnte deshalb auch einige gute deutsche Schauspieler für die Neuverfilmung des Lovecraft Romans begeistern. In den vier Hauptrollen sind Marco Leibnitz, Erik Rastetter, Michael Klausch und Ingo Heiss zu sehen. Rastetter hatte schon Auftritte im “Tatort“, Klausch ist ein bekannter Serienschauspieler und Heiss hat unter anderem bei „Die Wache“ und bei „Unter Uns“ mitgespielt. Für eine kleine Produktionsfirma sind diese Künstler durchaus als Stars zu sehen, denn ein Schweiger oder ein Kier sind schlicht nicht bezahlbar. Als Location wurde der schwäbisch-fränkische Wald und ein Museum in Schwäbisch-Hall ausgewählt.
Der Film ist Englisch und Deutsch, es gibt Untertitel in sieben Sprachen, unter anderem französisch, spanisch und russisch. Der Film hat eine Laufzeit von knapp 85 Minuten und die DVD enthält 43 Minuten Bonusmaterial.
Erzählt wird die Geschichte des Amerikaners Jonathan Davis, gespielt von Ingo Heiss, der seinen Vater, Dr. Davis, im Deutschland der 70er Jahre sucht. Jonathans Vater war im Zweiten Weltkrieg in Süddeutschland eingesetzt und entdeckte dort etwas so unvorstellbares, dass er Jahre später durch dieses Erlebnis wieder nach Deutschland reiste und dort verschwand. Jonathan, der seinem Vater durch ein Foto auf die Spur kommt, trifft auf seiner Suche auf den ca. 50-jährigen Armin Pierske, gespielt von Michael Klausch, der ihm sowohl seine als auch die Erlebnisse Jonathans Vaters in seinem kleinen Almdorf schildert. Was er zu erzählen hat führt die Geschichte in die 30er und 40er Jahre zurück. Pierske, als junger Mann, gespielt von Marco Leibnitz, schildert die Erlebnisse nach dem Einschlag eines Meteoriten in der Nähe eines Bauernhofes und die Veränderungen im Tal sowie die Verwandlung der Familie Gärtener, die in diesem Tal wohnt. Sind es zu Beginn nur größere Früchte und eine sonderbare Wärme, die im Tal vorherrschen, werden die Gärteners, mit Ausnahme des Familienvaters Nahum Gärtener, gespielt von Erik Rastetter, immer apathischer und meiden den Kontakt mit den anderen Bewohnern der Gemeinde mehr und mehr. Wissenschaftler, die den Meteoriten untersuchen müssen nach kurzer Zeit aufgeben, denn ihre Analysen bringen zum Einen keine Ergebnisse und zum Anderen verschwindet der Inhalt des Meteoriten einfach. Pierske versucht lange Zeit mit den Gärteners in Kontakt zu bleiben, aber ein Erlebnis ändert seine Meinung und fast glücklich zieht er in den 2. Weltkrieg. Bei seiner Rückkehr trifft er schließlich auf den jungen Soldaten Davis, gespielt von Ralf Lichtenberg, der ihn dazu zwingt, ihm den Hof der Familie Gärtener zu zeigen, wo die beiden schließlich auf etwas treffen, womit es kein Mensch bisher zu tun hatte. Am Ende der Geschichte weiß Jonathan mehr als gut für ihn ist und auch der Zuschauer erlebt noch eine große Überraschung.
Die Geschichte des Films mag auf den ersten Blick nicht sonderlich spannend klingen, sie ist es aber. Von Anfang bis Ende ist man gespannt und wartete auf die Auflösung. Gerade diese Auflösung hat es in sich und der Film wird damit perfekt abgerundet. Das der Film nicht im Lovecraft-County sondern in Deutschland spielt, ist einerseits der deutschen Produktionsfirma und andererseits einfach der künstlerischen geschuldet. Der Umsetzung tut das keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, irgendwie macht es die ganze Geschichte glaubwürdiger. „Die Farbe“ ist, wie schon weiter oben geschrieben ein deutsch-englischer Film, man sollte also nicht überrascht sein, wenn die Schauspieler mal Englisch sprechen. Eine weitere Sache ist die Farbe des Films, es handelt sich, trotz überwiegender schwarz-weiß Verfilmung um einen Farbfilm, ihr werdet es schon sehen. Die Leistung der Schauspieler ist sehr gut und man erkennt viele Charaktere aus Lovecrafts Geschichte wieder. Das Zusatzmaterial ist ansprechend und neben zusätzlichen Szenen erfährt man auch einiges über die Produktion. Alles in allem ist die DVD eine lohnende Erwerbung für Lovecraftfans und welche die es werden wollen.
Fazit:
„Die Farbe“ ist die gelungene Verfilmung von Lovecrafts Kurzroman „The Colour Out o Space“. Talentierte deutsche Schauspieler und eine tolle Umgebung hauchen dem Stoff Leben ein und sorgen für Spannung. Die Farbwahl ist ebenso gelungen und sorgt für ein gelungenes Ende. Wer Lovecraft mag, der kann an diesem Film nicht vorbeigehen.