Titel. 28 Weeks Later Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Seit der Rage-Epidemie sind 28 Wochen vergangen und längst ist auch der letzte Infizierte tot. US-geführte NATO-Truppen haben damit begonnen, Großbritannien von den letzten Spuren des Ausbruchs zu säubern und wieder bewohnbar zu machen. Die Evakuierten werden allmählich aus den Flüchtlingslagern wieder zurückgeholt und zunächst im Zentrum Londons, der Isle of Dogs, die nun zur militärischen Sicherheitszone District One geworden ist, angesiedelt. So auch die Kinder Tammy und Andy, die nach Monaten nun wieder mit ihrem Vater Don zusammengeführt werden. Doch Don hütet ein düsteres Geheimnis, über den Tod ihrer Mutter, die er in den Klauen der Infizierten zurückgelassen hat, um seine eigene Haut zu retten. Als die Kinder bei einem kleinen (illegalen) "Ausflug" ihr altes Haus besuchen, stoßen sie im Obergeschoß jedoch auf einen abgeschotteten Raum und ihre Mutter Alice. Kurz darauf wird das Haus von Spezialeinheiten umstellt und Alice nach District One gebracht, wo sie in Quarantäne gehalten wird. Wie sich herausstellt, ist Alice ein medizinisches Wunder, sie ist zwar infiziert, zeigt jedoch keine Symptome, auch wenn sie andere Menschen kontaminieren könnte...
Zeigte 28 Days Later, eine post-apokalpytische Gesellschaft, die zur Vermeidung von Infektionen mit dem Rage-Virus ohne weiteres bereit war, vermeintlich Infizierte zu töten und alles zu tun, um die Menschheit zu erhalten, so ist 28 Weeks Later eine Ebene höher angesiedelt. Der Virus scheint besiegt, doch die Spannung hat zugenommen, um eine neuerliche Ausbreitung zu verhindern ist man nun auch bereit, alles und jeden zu töten, egal ob infiziert oder nicht. Code Red, das ultimative Sicherheitsprotokoll sieht sogar die Zerstörung District Ones, den Einsatz von Napalm-Bomben, Giftgas, Flammenwerfern und Helikoptern vor, die totale Zerstörung jenes Projekts mit dem man einen Neubeginn forcieren wollte. Besser man zerstört was man geschaffen hat, als das Scheitern hinzunehmen.
War der erste Teil der 28-Trilogie noch eher eine Reise und Suche, so ist Teil 2 ganz klar ein Rückschlag und eine Flucht. Die Infizierte sind zurück, keine Frage und diesmal wird der Rage-Virus nicht so leicht zu besiegen sein. Aber der Film wirft auch Fragen auf, die Teil 1 noch gut umschiffen konnte. Wie menschlich sind die Infizierten? An Don, der gewissermaßen zum Superzombie wird und sich anscheinend als Infizierter mit seiner Magnetkarte auch Zugang zu abgesperrten Bereichen verschaffen kann, glaubt man zu erkennen, dass in den Infizierten doch ein menschlicher Kern steckt, eine Art Erinnerung auf die sich die gesamte Rage konzentriert. Wie auch immer, 28 Weeks Later sprengt alle Maßstäbe, die 28 Days vorgegeben hat. Der Film darf sich eines erheblich höheren Budgets und damit verbunden, einer Vielzahl an Special Effects erfreuen, sowie zweier 28 Days: The Aftermath-Comics auf der DVD als Special Features. Der gleichnamige Comicband ist auf Deutsch "28 Days: Die Zeit danach" erhältlich und erzählt einerseits die Vorgeschichte des Rage-Virus, sowie eine kleine Story über einen Einzelkämpfer, der sich in London als Infizierten-Killer durchschlug, bis er auf einen Konkurrenten trifft.
Das Action- und Special Effects-Spektakel täuscht aber auch darüber hinweg, dass man noch etwas mehr aus dem Film hätte machen können. Ohne Regisseur Danny Boyle ist aus dem Film ein Teil seiner Tiefe verloren gegangen. Anstatt da anzusetzen, wo 28 Days offene Fragen zu den Infizierten gelassen hat, wird schlicht ein neuer Handlungsbogen 28 Weeks later eröffnet, der wieder neue Fragen aufwirft, die jetzt wohl 28 Months later beantworten muss. Obwohl der Film zwar vom Fox-Tochterunternehmen Fox Atomic finanziert wurde, ist die Rolle des US Militärs sehr kritisch dargestellt, als skrupellose und brutale Pflichterfüller, die auch bereit sind Kinder zu opfern, um den Rage-Virus auszulöschen.
Fazit:
28 Weeks Later hebt die Geschichte um den Rage-Virus auf eine völlig neue Ebene. Der Film ist eine apokalyptische Hetzjagd vor US Militär "und" Infizierten.