Titel: The Thing Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann
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Wenn keinem etwas einfällt, dann muss es halt einmal wieder ein Remake sein. Und leider fällt den Filmmachern seit langem nichts mehr ein. Betroffen von der Inspirationsarmut ist diesmal „The Thing“. John W. Campbells klassische SF-Geschichte wurde bisher zweimal verfilmt: 1951 von Christian Nyby, dem damit ein Klassiker gelang, und 1982 ein weiteres Mal von John Carpenter, der damit einen Klassiker des modernen Horror-SF-Kinos schuf. Brauchte man also eine dritte Version, welche dieselbe Thematik nochmals erzählt? Die Antwort lautet: Nein. Aber die amerikanisch-norwegische Filmcrew um Regisseur Matthijs van Heijningen ließ sich von dieser Antwort nicht abhalten.
Die Handlung ist altbekannt: In der Antarktis wird ein Raumschiff entdeckt und in unmittelbarer Nähe davon die eingefrorene Leiche eines Außerirdischen. Forscher nehmen den tief gefrorenen Weltraumpiloten mit in ihre Station, um ihn zu untersuchen. Doch das fremde Wesen taut auf und bedroht die Mannschaft.
Der Reiz, den Campbells Geschichte ausmacht, ist ja, dass er eine zentrale menschliche Angelegenheit anspricht: Vertrauen. Seine Schlussfolgerung hierbei: wie kann ich jemandem vertrauen, den ich eigentlich gar nicht kenne? Campbell steigert diese Furcht vor dem Anderen, indem er einen außerirdischen Gestaltwandler mit ins Spiel bringt und damit unter seinen Figuren eine Psychose auslöst. 1951 wandelte Nyby diese Psychose um in eine politisch angehauchte Paranoia. Carpenter griff die Thematik ebenfalls auf und aktualisierte sie auf die sozialen Folgen individualisierter Antagonie. Aus diesem Grunde funktioniert auch seine Version von Campbells Geschichte.
Heijningen aber macht nichts dergleichen. Er reißt die Handlung aus diesem Zusammenhang. Was bleibt, ist eine einfache, oberflächliche Monsterjagd, bei der man sich wehmütig an das Original und (Carpenter wollte nie von einem Remake sprechen) die Neuadaption erinnert. Der Film ist zwar aufgrund seiner Schnelligkeit keineswegs langweilig, doch erreicht er das Niveau der beiden Vorgänger nicht. Er zitiert vor allem. Leider am wenigsten das Original. Hier sind nur der prägnante Titel sowie der leere Eissarg erhalten geblieben. Die meisten Szenen wiederholen Carpenters blutige Puppeneffekte, allerdings als eine Mischung aus handgemachten und digitalen Effekten, wobei die zweit genannten die Oberhand einnehmen und daher nicht die drastische Wirkung erzielen, welche 1982 erreicht wurde.
Anstatt Eigeninitiative zu entwickeln, klammert sich Heijningen regelrecht an Carpenters Film, fast schon so, als hätte er Angst davor, etwas falsch zu machen. Aber genau dabei begeht er die Fehler, welchen den Film, der als Prequel zu Carpenters Version gelten soll, überflüssig erscheinen lassen. Durch die Übernahme der musikalischen Untermalung aus dem 1982er „Ding“ versucht er, dem Zuschauer mindestens ein Lächeln abzugewinnen. Gut, das funktioniert. Doch der Rest wirkt verkrampft.