Serie/Zyklus: ~ Titel: Die Endzeitingenieure Originaltitel: Terraforming Earth (2001) Autor: Jack Williamson Übersetzung: Timothy Stahl Verlag/Buchdaten: Bastei Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Katastrophen nehmen nie Rücksicht auf menschliche Bedürfnisse. Ausgerechnet zu Weihnachten erfahren die Menschen von der Ankunft eines Meteors, der binnen drei Tagen die Erde verwüsten wird. Die Folgen werden für das Leben auf der Erde schrecklich sein und für die Menschheit hätte dies das Ende bedeutet, wenn nicht schon im Vorfeld eine Mondstation geplant gewesen wäre, die die Funktion der Wiederbesiedlung der Erde gehabt hätte. Im letzten Augenblick verläßt die künftige Besatzung der Mondstation die Erde und bereit die Wiederbesiedlung der Erde in einer Million Jahren vor.
Jack Williamsons Buch unterteilt sich in 5 Abschnitte, wovon jeder eine eigenständige Erzählung darstellt:
Im ersten Abschnitt wird nach einem kurzen Rückblick die Geschichte in der fernen Zukunft fortgeführt und man erlebt, wie die Klone der ursprünglichen Besatzung sich daran manchen, Leben auf der Erde zu säen. Weitere Tausend Jahre später wird die erste Siedlung gegründet und das Leben auf der Erde beginnt von neuem.
Im zweiten Abschnitt erfährt der Leser, dass die Erde wieder "gestorben" war, doch diesmal war kein Metor die Ursache für die Katastrophe. Es schien so, dass Außerirdische die Erde in Beschlag genommen hatten. Kein menschliches Leben ist auf der Erde zu finden, obwohl die Erde optimale Bedingungen für Menschen bietet. Doch in Afrika entdecken die neuen Inkarnationen der Klone Leben, dass sich nicht auf der Erde entwickelt haben kann. Sowohl Fauna als auch Flora sind außerirdisch.
Abschnitt drei erzählt nur das Leben der Kolonie in Koexistenz mit der außerirdischen Lebensform, doch wiederum wird der Versuch der Menschheit, die Erde erneut in Besitz zu nehmen von einem Meteoreinschlag zunichte gemacht.
Im vierten Abschnitt stellt sich die Lage für die neue Klongeneration ganz anders dar. Die Menschheit hat es endgültig geschafft, die Erde in Besitz zu nehmen und sich im Weltall verbreitet. Für die Menschen der fernen Zukunft hat die Mondstation nur noch geschichtliche Bedeutung und die Klone sind Relikte aus der Vergangenheit. Doch dann erhält man Kunde, dass eine Kolonie von sämtlichen Leben befreit wurde und es zeigt sich, dass auch weitere Welten ebenso entvölkert wurden. Die Menschheit steht ein weiteres Mal vor dem aus, wenn es nicht gelingt, etwas dagegen zu tun. Dies ist der Inhalt von Abschnitt fünf.
Wahrhaft ungewöhnlich ist die Tatsache, dass das Buch in allen Abschnitten aus der Sicht von Protagonist Duncan in der Ich Form verfasst wurden. Das ist widersprüchlich, denn die Geschichte wurde damit von mindestens 8 Klonen erzählt. Immer wieder treten er und seine Brüder und Schwestern in unterschiedlichen Konstellationen auf. Dies führt zu dem ersten Schwachpunkt des Romans: Die Klone wirken sehr rationell und als Leser entwickelt man erst sehr spät eine Beziehung zu Duncan und seinen Klongeschwistern. Es ist klar, dass es große Schwierigenkeiten mit sich bringt, den Roman so aufzubauen und ganz offensichtlich bereitete dies Jack Williamson Probleme und er hätte besser daran getan, sich einen anderen Aufbau zu überlegen.
Insgesamt läßt das Buch den Leser ziemlich kalt: Die Erde wurde wieder einmal entvölkert und viele Millionen Menschen fanden einen schrecklichen Tod. Na und? Die nächste Generation von Klonen wird es schon richten. Die Idee aber ist fantastisch und streckenweise läßt Williamson das alte "Sense of Wonder" Gefühl der Golden Age SF aufleben. Diese Passagen lesen sich sehr gut und es macht Spass. Aber auf der anderen Seite übersah er, den Roman mit Leben zu füllen. Zu sehr konzentriert er sich auf Beschreibungen der Welten und dem Ablauf der Wiederbevölkerung und vergisst darüber, dass er ja über Menschen schreibt, die teilweise unglaublich harte Schicksale ertragen müssen.
Doch wollen wir ein wenig nachsichtig sein: Jack Williamson war bereits über 90, als er diesen Roman verfasste. Es ist schon erstaunlich, dass der alte Herr noch einen so progressives Thema anpackte, das eine wahrhaft faszinierende Idee zum Inhalt hatte. Der vierte Abschnitt mit Titel Ultimate Earth erschien bereits Ende 2000 im SF-Magazin Analog und Jack Williamson konnte 2001 für diese Novella den Hugo als auch den Nebula Award in Empfang nehmen und dürfte mit 94 Jahren der älteste Preisträger dieser Auszeichnung sein. Und noch ein weiterer Abschnitt wurde vorab veröffentlicht: Agents of the Moon erschien Anfang 2000 im Magazin Science Fiction Age.
Fazit: Ein Roman mit einer faszinierenden Idee, die leider steckenweise nur unzureichend umgesetzt wurde. Menschheit und Klone werden zu Statisten verdammt, die dem Leser nur phasenweise nahekommen - leider.
Aufbau, Inhalt und Konzeption hätten auch jeden anderen Autoren sehr gefordert. Jack Williamson gelang es aber nicht, aus diesem Konzept einen lebendigen Roman zu machen. So kann man für das Spätwerk eines legendären SF Autors nur 5 von 10 Punkten geben.