Titel: Die Dienerin des Schwertes Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Familie von Katherine Campion droht der finanzielle Ruin. Selbst die Silberlöffel nehmen auf unerklärliche Weise ab. Da kommt Rettung in Form des Onkels. Allerdings trägt er nicht umsonst den Beinamen "Der Irre". Er hatte die Familie ständig mit Klagen überhäuft und so an den Rand des Ruins gedrängt. Jetzt verspricht er, alles zu unterlassen, was der Familie schadet. Er will lediglich Katherine. Herzog von Tremontaine ist sein eigentlicher Titel. Katherine soll zu ihm reisen und sich ausbilden lassen. Ganz in der Rolle der Frau im 18. Jahrhundert, hofft das Landei, sie erhalte eine Ausbildung in schönen Dingen, die Kunst einen Ehemann zu finden, schöne Kleider etc. Wie groß ist doch ihr Schrecken, als eine ganz andere Ausbildung ansteht.
Statt der erhofften schönen neuen Kleider erhält sie Jungenkleidung, statt eines Ehemanns einen Degen und die entsprechende Ausbildung. Die ganze Sache beginnt ihr jedoch erst dann Spaß zu machen, als sie ein Buch über berühmte Degenkämpfer in die Hände bekommt. Sie lernt, mit dem Degen umzugehen, denn es wird wichtig für sie in der Stadt Riverside. Katherine hatte auf Bälle, Theater und gesellige Nachmittage gehofft. Stattdessen ist es eine Stadt voller Ränkespiele, geheimer Machenschaften und jeder Menge Schufte, männlich wie weiblich.
Als ihre neue Freundin in eine Situation gerät, in der junge Frauen nur schlecht dastehen, gelingt es Katherine mit dem Degen in der Hand, ihre Ehre zu retten. In der Stadt ist es üblich, dass die Reichen und Mächtigen ihre Streitigkeiten untereinander mit dem Degen erledigen. Allerdings nur stellvertretend. Denn sie nehmen die Klinge nicht selbst in die Hand, sondern lassen fechten.
Die Autorin hat einen kleinen Stadtstaat erfunden (wie ihn auch Mary Hoffman mit ihrer Stravaganzareihe erschuf), der zeitlich irgendwo zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert angesiedelt, örtlich aber völlig unbestimmt ist. Herzog Tremontaine besitzt einen Sitz im Lordrat und spinnt genauso seine Intrigen wie jeder andere. Da sein Intimfreund, der alternde Fechtmeister Richard St. Vier. nicht mehr der Beste ist, muss jemand Neues in dessen Fußstapfen treten. Und zur Überraschung aller ist es Katherine.
Ellen Kushner hat einen pseudohistorischen Roman geschaffen, der einen gewissen Reiz ausübt. Dem Roman fehlt ein wenig das Phantastische, dafür ist es ein Liebesroman. Ein Mann mit Interesse an jungen Männern, eine Frau mit gleichen Interessen. Ein unterhaltsamer Roman.