Reihe: Die Bücher der Wahrheiten, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Alissas Vater hat für seine kleine Familie eine abgelegene Stelle des Landes ausgesucht, um von allen Unbilden der Gesellschaft verschont zu bleiben und in Ruhe und Frieden zu leben. Abseits der vielbefahrenen Handelswege kann der Wildfang Alissa ungebunden und unabhängig aufwachsen. Allerdings wird ihr Vater seit einigen Jahren vermisst. Die Folge davon ist der Rauswurf bei ihrer Mutter. Als Halbling hat man es nicht einfach. Denn Mutter und Vater stammen nicht von der gleichen Sippschaft ab. Ihre Mutter meint, sie solle sich auf den Weg machen, um an ihrem Zielort die Magie zu lernen.
Alissa macht sich auf den Weg, denn bleiben kann sie nicht und der Winter steht vor der Tür. Sie muss sich beeilen. Alissa ist sich sicher: Magie gibt es nicht - das weiß doch jedes Kind. Völlig unbelastet macht sie sich auf den Weg, nur genährt vom Zorn auf ihre Mutter. Die Ungerechtigkeit dieser Welt ist ihr Begleiter, wie auch der kleine Buntfalke.
Auf ihrer Wanderung trifft sie auf den Tiefländer Strell, und es ist bekannt, dass die Tiefländer in der Regel sehr eingebildet sind. Strell scheint auf den ersten Blick keine Ausnahme zu bilden. Strell gehört zu den reinrassigen Tiefländern. Seine Familie ist berühmt für ihre Tonwaren. Aus diesem Grund sollte sein Leben in vorgefertigten Bahnen verlaufen. Wenn da nicht die Wahrsagerin gewesen wäre. Seinem Großvater wurde geweissagt, die Familie und deren Name könne nur überdauern, wenn Strell seinen eigenen Weg gehe. Seit vier Jahren ist er nun unterwegs quer durchs Land, von der Küste zum Gebirge, von den Flüssen und Tälern der Einsamkeit bis hin in die vollen Städte des Landes. Jetzt ist er auf dem Weg nach Hause. Dort angekommen, muss er erfahren, dass eine Flutwelle seine Heimstatt vernichtete und die Wahrsagerin recht hatte.
Als Strell und Alissa sich treffen, sind sie wie Hund und Katze. Nur die Umstände zwingen sie, gemeinsam die Reise fortzusetzen. Alissa fällt immer wieder in eine Art Wachkoma und erhält Nachrichten von jemandem, der sich Niemand nennt. Niemand will sie warnen, dass ihr Vater auf der Feste, ihrem Ziel, ermordet wird. Die Feste wird beherrscht von Bailic. Bailic ermordete ziemlich viele Magier und schwang sich zu einem Gewaltherrscher auf. Ihm fehlt nur noch eines, um seine Macht zu festigen: Er sucht das Buch, genannt die erste Wahrheit. Genau dieses Buch wurde Alissas Vater zur Aufbewahrung übergeben.
Damit schließt sich der logische Kreis dieser Erzählung. Der Beginn ist nicht neu, den gab so oft wie 1001 Nacht. Hassen, Streiten, Lieben ist die übliche Reihenfolge bei der Begegnung von Junge und Mädchen. Die Welt selbst bleibt unbeachtet. Man erfährt zwar, wohin sich die Helden bewegen, doch außer der näheren Umgebung bleibt da nichts, um die Welt näher kennen zu lernen. Die Landkarte in der Klappbroschur ist ein wenig hilfreich, doch selbst dort sind die Städte namenlos. Zumindest ist das Buch flüssig zu lesen und nach und nach baut die Autorin ihre Handlungsträger auf. Quasi während der Handlung.