Reihe: Die Chroniken von Hara, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Asaviel
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Meine Meinung:
Der Einstieg ist - wie in so viele High-Fantasy Geschichten - etwas kompliziert. Das beruht einfach auf der Tatsache, dass der Leser sich von seiner gewohnten Welt lösen muss und eintaucht in Geschehnisse, die bei uns unmöglich sind. Alle gewohnten Annahmen werden abgelöst und man muss sich ein neues Bild schaffen. Das wird noch etwas dadurch erschwert, dass es gleich zu Beginn eine Menge Charaktere gibt. Die Protagonisten sind zwar mit Hilfe des Klappentextes schnell ausgemacht, aber es ist gar nicht so einfach zu durchschauen, in welcher Beziehung die restlichen Handelnden zueinander stehen. Zusätzlich eine oft abschreckende Wirkung hat ein Glossar mit Eigennamen und Bezeichnungen in dieser unbekannten Welt. Hier findet man eben dieses Register am Ende des Buches. Keine Sorge, viele Bezeichnungen erschließen sich auch aus dem Textzusammenhang und am Ende werden nur weitere Zusatzinformationen geliefert, andere fallen sooft, dass man sich schnell merken kann, mit wem oder was man es nun zu tun hat.
Hat man die ersten Seiten geschafft wächst einem Ness, der männliche Protagonist, mit dem die Geschichte aber nicht beginnt, so schnell ans Herz, das er vieles wieder wett macht. Man sei nur gewarnt: Auch dieser Autor hat keine Skrupel Charaktere zu töten, aus deren Perspektive der Leser schon auf die Geschichte gesehen hat, die er unter Umständen sogar mochte.
Sehr eindrucksvoll sind die Perspektivwechsel. Die Perspektiven aller Charaktere benutzen den personalen (Er-) Erzähler, nur Ness beschreibt mit dem Ich-Erzähler ganz nah am Geschehen auch was er persönlich fühlt. Dem Autor gelingt es tatsächlich bei den verschiedenen Perspektiven auch unterschiedliche Schreibstile zu liefern. Das ist besonders auffällig bei Pork, der nur als Dorftrottel dargestellt wird. So gibt es in seinen Abschnitten auch nur sehr einfache und kurze Sätze. Aber auch bei den anderen Charakteren werden in der Sprache Unterschiede gemacht, oft nur in kleinen Nuancen, die sicherlich nur aufmerksame Leser finden werden.
Erstaunlicherweise ist lange Zeit nicht zu erkennen, wohin das große Ganze führen soll. Was machen die Charaktere? Sollen sie die Welt retten? Oder geht es wirklich einzig und allein um Ness und Lahens Flucht? Bis zum Ende scheint es - mit wenigen Ausnahmen - eher um das Einzelschicksal dieser beiden zu gehen. Dadurch entsteht die eine oder andere Länge, weil man in manchen Szenen nicht umhin kann zu fragen, was das alles überhaupt soll. Dieses Gefühl vergeht nach einigen Seiten wieder, aber ist nicht abzustreiten.
Kurzbeschreibungen sind übrigens immer eine Sache für sich. An der zu diesem Buch fällt mir besonders der Begriff "Windsucherin" ins Auge. Lahen wird innerhalb des Buches nicht einmal so bezeichnet. Es gibt im letzten Viertel ein eindrucksvolles Gespräch mit Bezug auf den Wind. Bei diesem ist Lahen aber nicht einmal anwesend.
Am Ende wird der Leser mit einem mächtigen Cliffhanger zurückgelassen. Es fehlt lediglich ein "Fortsetzung folgt", denn die Geschichte hat hier kein Mini-Ende. Sie wird lediglich gemeinsam mit der Beantwortung einiger Fragen und dem Aufwerfen sehr vieler neuer Fragen unterbrochen.
Zu einem Erscheinungstermin von Band 2 - mit Namen "Blitz" - ist mir noch nichts bekannt. Aber einen kleinen Eindruck erhält man schon im ersten Band durch eine Leseprobe, die das erste Kapitel umfasst.
Fazit:
Eine High-Fantasy Geschichte, die eine vollkommen neue Welt erschafft, mit einem neuen Magiesystem, das durch Schlichtheit überzeugt. Es ist erfrischend, dass die Handlung sich - zumindest vorerst - nicht um die Rettung der Welt kümmert, sondern zwei Charaktere in den Mittelpunkt stellt, auch wenn das über weite Teile den Eindruck vermittelt, hier nur einen 500 Seiten lange Einleitung für die "echte" Geschichte vor sich zu haben.