Titel: Deus X Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
"Die meisten Leute interessieren sich nur für die Oberfläche des Boards, und diese offizielle Oberfläche ist ein netter, sauberer Arbeitsbereich mit Funktionstasten, die man gut kennt, und zertifizierbaren Interface-Entitäten, die eine Mutter liebhaben könnte. Doch unter der Oberfläche unserer offiziellen elektronischen Realität verbirgt sich eine ungeheure Tiefe, und ich sage euch, Jungs, da sind Haie in diesen Gewässern, oder jedenfalls Expertensystem-Simulationen von welchen, und dorthin muß ich gehen, dafür werde ich bezahlt....."
Die Welt geht zugrunde, und der Mensch hat immer noch nichts dazugelernt. Die Polkappen der Arktis und der Antarktis schmelzen. Im gleichen Maße steigen die Meere. Küsten wurden überflutet, ganze Länder verschwanden unter dem Meer. Die Menschen sterben an Seuchen und Umweltverschmutzung. Wie gut ist es da, wenn man den eigenen Geist als Kopie in das elektronische Netz einspeisen kann. Dort lebt man dann weiter. Glücklich, sorgenfrei.
Sorgenfrei? Milliarden von elektronischen Entitäten haben eine Seele, oder nicht? Sie alle hoffen auf Erlösung. Die katholische Kirche, allen voran Päpstin Maria I., ist sich ihrer Sache gar nicht so sicher. So behauptet Pater De Leone, dass all diese Milliarden Elektronikmenschen keine Seele haben. Kurz vor seinem Tod gestattet der Pater es, ein elektronisches Duplikat zu erschaffen und ins elektronische Netz zu laden. Die katholische Kirche bekommt dadurch jedoch ein sehr großes Problem. Pater De Leone - oder besser sein Duplikat - wird aus dem Vatikanrechner entführt...
Norman Spinrad ist der Zyniker unter den Autoren der phantastischen Literatur. Mit seinem neuen Roman greift er das Thema der Seele auf. Seele und Elektronik. Norman Spinrad provoziert die LeserInnen, zwingt sie fast zu einer eigenen Stellungnahme.