Titel/Originaltitel: Wiener Blei Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Großmutter erzählt ihrer Enkelin die Geschichte vom jungen Ork Pepi, der eigentlich Josef Peschl heißt. Er brach aus den Vereinigten Wohnparks von Wien aus und traf auf seiner Flucht den alten Donner. In einer Gasse fischte er den ehemaligen Shadowrunner auf, als er volltrunken da herumlag. Er half ihm heim, und zum Dank durfte er bei ihm übernachten.
Monate später hat der Exmagier Donner Zoff mit dem vollvercyberten Superfritz, was damit endet, dass Superfritz ihn in die Donau wirft. Der junge Ork kann ihn gerade noch so retten. Donner schwört dem Maschinenmenschen Rache und folgt ihm in die österreichischen Alpen. Dabei gerät er in einen Run, von dem er keine Ahnung hat. Donner und Pepi werden von der Shadowrunnerin Escher begleitet, und ab und zu wird ihnen von Leuten geholfen, die dem alten Donner eine Gefallen schulden. Quer durch die österreichischen Alpen geht das Abenteuer. Sie treffen auf Wassermänner und Lindwürmer, militante Kirchenvertreter, Rebellen und natürlich die "Schweizergarde", die Superfritz gründete und anführt. Bis ganz zum Schluss erfahren die drei Handlungsträger nichts vom Wiener Blei, um das es hier hauptsächlich geht. Donner hat auch gar nichts damit zu schaffen, sein Rachefeldzug richtet sich ganz gegen Superfritz.
Bisher erschienen Shadowrun-Romane nur beim Heyne Verlag, und außer der Trilogie Deutschland in den Schatten spielte alles in Amerika. Mit dem vorliegenden Band, herausgegeben vom Phoenix Verlag, erscheint ein Roman, der in Österreich spielt. Der Autor, Leo Lukas, selbst Österreicher, versteht es ausgezeichnet, die Atmosphäre in diesem Roman aufzubauen. Mit den vielen österreichischen Spezialausdrücken, die in Deutschland nicht so bekannt sind, benötigt die Leserin und der Leser fast einen Übersetzer. Wichtig erscheint mir in diesem Fall, dass es kein typischer Roman mit Happyend ist. Von den Hauptdarstellern sterben zum Schluss zwei Drittel. Und der einzig überlebende Protagonist überlebt mehr recht als schlecht und kann mit einer der eingeführten Nebenfiguren entfliehen.
Pepi als eigentliche Hauptfigur wirkt trotz aller erzählerischer Leistung etwas flach dargestellt. Donner und Escher sind da wesentlich interessanter und besser ausgearbeitet. Nichtsdestotrotz ist der Pepi als Antimagier sehr toll. Jemand, der nicht an Magie glaubt, mag noch angehen, aber jemand in dessen Nähe jede Magie versagt, wirkt doppelt interessant. Mit dieser Figur ist dem Autor, der sehr plastisch erzählt, ein großer Wurf gelungen. Hinzu kommen vielerlei Anspielungen und Zitate aus dem normalen Literatur- und Filmbetrieb. Wer genau aufpasst findet einen Gallier namentlich Verleihnix, der als Vaburgnics in Wien Geld verleiht.
Der Wiener Schmäh, wie es so schön heißt, sorgt für den eigenen Flair und für das Wechseln der Handlungsebenen, auch für eine Eigendynamik. Huesto Chummer, wir warten auf Deinen nächsten analogen Handout. Vier von fünf Kreditstäben